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Sport: Potsdamer Doppelzweier für Peking steht fest

Karsten Brodowski und Clemens Wenzel gewannen den letzten Ausscheid und rudern nun gemeinsam bei den Olympischen Spielen

Die Wellen der Dahme schlugen gestern Vormittag hoch, und der Wind pfiff unangenehm über die Regattastrecke in Berlin- Grünau – von vorn. Doch nach 2000 Metern Ackern und Rackern sanken zwei junge Potsdamer überglücklich in ihr Ruderboot. Karsten Brodowski und Clemens Wenzel von der Potsdamer Ruder-Gesellschaft waren zwar völlig erschöpft, aber die strahlenden Sieger des letzten, entscheidenden Doppelzweier- Olympiaausscheids des Deutschen Ruderverbandes (DRV). „Ich kann es immer noch nicht glauben und bin einfach nur glücklich“, meinte Brodowski anschließend. Und Wenzel erklärte: „Ich bin sehr erleichtert, weil ich nun weiß, worauf ich mich konzentrieren kann.“

Das Seekrug-Duo, das erst seit fünf Tagen zusammen trainiert hatte, ließ im gestrigen Kräftemessen dreier Zweier erst Daniel Makowski/René Burmeister (Hamburg/Rostock) und im Endspurt auf den letzten 500 Metern auch Falko Nolte/Markus Kuffner (Potsdam/Berlin) deutlich hinter sich. In der bisherigen Saison hatte der Doppelzweier Wenzel/Nolte zwar national dominiert, international aber mit den stärksten Nationen nicht mithalten können. Und nachdem er zuletzt beim Weltcup-Finale in Poznan den A-Endlauf verpasst hatte, wurden die Karten gestern noch einmal neu gemischt. Mit dem Ergebnis, dass nun Brodowski und Wenzel als reiner Potsdamer Doppelzweier bei der olympischen Regatta in Peking antreten; Nolte reist als Ersatzmann mit. Das Trio sowie Klubkamerad Hans Gruhne, der im deutschen Doppelvierer sitzt, werden vom DRV dem Deutschen Olympischen Sportbund für dessen dritte und letzte Nominierungsrunde am 15. Juli vorgeschlagen. Damit wird die Potsdamer Ruder-Gesellschaft mit je vier Skullerinnen und Skullern in Peking dabei sein, nachdem bereits Christiane Huth für den Doppelzweier sowie Kathrin Boron, Stephanie Schiller und Juliane Domscheit für den Doppelvierer der Frauen offiziell nominiert wurden.

Vor allem für Schlagmann Karsten Brodowski ging gestern eine emotionale Berg- und Talfahrt zu Ende. „Ich bin erleichtert und unheimlich froh – aber immer noch nicht ganz sicher, ob nicht in zehn Minuten doch etwas anderes erzählt wird“, meinte der Mahlower, der mit seiner Freundin Stefanie in Berlin-Spandau lebt. „Nach meinem vierten Platz bei den Kleinbootmeisterschaften in Brandenburg hatte ich mir einiges ausgerechnet, aber dann kam es ja erstmal anders.“ Der 2,05-Meter-Mann nahm auf dem Doppelvierer-Rollsitz Platz, den er aber an Hans Gruhne verlor, und ruderte bei den Weltcups in Luzern und Poznan im Einer, in dem der Frankfurter Marcel Hacker frühzeitig als Olympia-Starter fest stand. Nun fand die Odyssee des 23-Jährigen ein glückliches Ende. „Unser Boot kann ins Laufen kommen“, erklärte Brodowski nach dem gestrigen Ausscheid. „Das ruderische Potenzial haben wir beide, das haben wir in den fünf, sechs gemeinsamen Trainingseinheiten hier in Berlin schon gesehen. Aber wir müssen uns noch beide weiterentwickeln, wenn wir in Peking auch etwas bestellen wollen.“ Was Clemens Wenzel unterstrich. „Wir sind heute ja nicht schön gerudert, was bei den Bedingungen auch schlecht möglich war. Aber die Harmonie im Boot kann was werden. Wir müssen dafür natürlich noch allerhand tun.“

Daran werden Karsten Brodowski und Clemens Wenzel nun im Trainingslager im österreichischen Weißensee arbeiten, in das die deutschen Ruderer heute reisen. Drei Wochen „Unmittelbare Wettkampfvorbereitung“ stehen dort auf dem Weissensee am Fuß der Gailtaler Alpen auf dem Programm. „Das Potenzial für die bevorstehende Aufgabe ist da. Von der Physis her kann dieser Zweier bei den internationalen Standards mithalten“, glaubt Dieter Öhm. Der Potsdamer ist als Coach für den neuen Doppelzweier zuständig und sagte gestern: „Schon in den ersten Trainingseinheiten war zu sehen, dass das Boot läuft. Nun muss der Feinschliff erfolgen.“

Dass dem neuen Potsdamer Doppelzweier durch das lange Auswahl-Hickhack nur noch gut fünf Wochen Vorbereitung bis zu ihrem Vorlauf in Peking bleiben, sei zwar nicht optimal, räumte Öhm ein. „Aber wir gucken nun nach vorn und greifen an“, erklärte er. „Ich bin da optimistisch, denn die Jungs sind heiß. Vor allem Karsten, der die ganze Saison lang im luftleeren Raum hing, brennt regelrecht.“ Auch die gestrigen Bedingungen hätten ihr Gutes gehabt, meint er. „Bei Schiebewind kann jeder rudern. Außerdem soll auf der Olympia-Regattastätte Shunyi nachmittags fast immer Gegenwind herrschen.

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