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Schick statt sportlich. Christian Poser bei der Olympia-Verabschiedung.

© S. Gabsch

Potsdam und die Olympischen Winterspiele 2018: Außergewöhnliche Doppelmission

Nach seinem unbefriedigenden Olympiadebüt 2014 nahm Christian Poser eine Veränderung vor, die positive Wirkung zeigte. Bei den anstehenden Winterspielen darf der Potsdamer Bobanschieber zweimal an den Start gehen. Dabei kämpft er mit zwei verschiedenen Piloten um Edelmetall.

Von Tobias Gutsche

Sotschi, Februar 2014. Christian Poser gibt sein Debüt bei den Olympischen Winterspielen. Das Erlebnis sei großartig gewesen, erzählt der Bobanschieber des SC Potsdam, doch das Ergebnis „absolut enttäuschend“. Im Vierer-Wettbewerb reichte es für seine Crew nur zu einem siebten Platz und war damit Teil eines historischen Misserfolgs. Erstmalig seit 50 Jahren blieb Deutschland gänzlich ohne Bob-Olympiamedaille. „Ich bin fest überzeugt, dass wir diesmal wieder auf dem Podium vertreten sein werden“, sagt er vor den nun anstehenden Olympia- Wettfahrten in Südkorea. „Wir sind viel besser als vor vier Jahren, die Geräte haben sich extrem gut entwickelt.“

Posers Trainingspläne kommen aus den USA

Und auch er selbst ist auf der Qualitätsleiter nach oben geklettert. Vor allem dank einer Veränderung. Der Ex-Sprinter, der 2008 aus seiner Heimatstadt Cottbus nach Potsdam kam, nahm das schwache Sotschi-Abschneiden zum Anlass, sich neue Trainingsreize zu suchen. Er begab sich unter die Fittiche des US-amerikanischen Coaches Jason Hartman. „Ich habe dadurch große Sprünge im athletischen Bereich gemacht. Das war genau der richtige Weg“, meint der 31-Jährige, der bereits Gold, Silber und Bronze im Vierer bei Weltmeisterschaften gewann. Die Verbindung nach Übersee kommt nicht von ungefähr. Seine Ehefrau Jamie Greubel Poser ist Bobpilotin der USA und wird in Pyeongchang ebenfalls antreten. Zum Teil trainieren beide gemeinsam. Allerdings selten in Amerika, sondern eher am Luftschiffhafen. Dort absolvieren sie die Hartman-Pläne und wissen den Potsdamer Stützpunktcoach Jörg Weber als wichtigen Berater an ihrer Seite.

In der vorolympischen Saison musste Christian Poser jedoch sein Trainingspensum weit zurückschrauben, Wettkämpfe machte er gar nicht. Eine hartnäckige Fußverletzung, die operativ behandelt werden musste, hatte ihn außer Gefecht gesetzt. Umso beeindruckender war sein Comeback auf dem Eis. Im Weltcup 2017/18 gingen für ihn jeweils zwei Siege im Zweier sowie Vierer in die Wertung ein. „Das lässt natürlich hoffen, dass es diesmal mit einer Medaille klappt.“

Spagat zwischen Pilot Walther und Pilot Lochner

Womöglich sogar mit zweimal Edelmetall. Christian Poser startet in beiden Männer-Wettbewerben, wobei es jedoch zu einer recht außergewöhnlichen Situation kommt: Der Potsdamer wird die Schlitten von verschiedenen Piloten auf Geschwindigkeit bringen. Im Zweier heißt sein Partner Nico Walther, zu dessen Team er die gesamte Saison über gehörte und mit dem er eben bislang auch die Rennen im großen Gefährt bestritt. Für Olympia wurde eine Umbesetzung vorgenommen. Christian Poser rückte ins Quartett von Johannes Lochner, dem amtierenden Vierer-Weltmeister und Gesamtweltcupsieger der Saison. „Das kam für mich schon etwas überraschend. Ich bin ja zuvor noch nie für Johannes gefahren“, sagt der SCP-Athlet. „Und der Wechsel geschah auch sehr kurzfristig – knapp einen Monat vor den Spielen.“ Für Christian Poser sei das aber kein Problem. „Der Job bleibt für mich der gleiche. Wir werden schon gut zusammenfinden.“

Seine beiden Piloten Nico Walther und Johannes Lochner müssen derweil im „Olympic Sliding Centre“ von Pyeongchang die Spur aufs Podium finden. 1376 Meter ist die Strecke lang und hält 16 Kurven bereit. Deutschlands Bobsportler durften dort schon Erfahrungen bei einem Weltcup sowie in Trainingsfahrten sammeln. „Eine sehr interessante Bahn“, urteilt Christian Poser. Der gelernte KFZ-Mechatroniker, der Mitglied in der Brandenburger Feuerwehr-Sportfördergruppe ist, erkennt zwei Schlüsselstellen: Ausfahrt Kurve zwei und Ausfahrt Kurve neun. „Wenn da ein Patzer passiert, verliert man extrem viel Zeit. Ich gehe davon aus, dass derjenige Olympiasieger wird, der tatsächlich diese beiden Passagen viermal perfekt trifft.“ 

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