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Bronzenes Ende. Christian Diener wurde mit der Staffel Dritter.

© Ian Rutherford/dpa

Potsdam und die European Championships 2018: Doch noch gejubelt

Christian Diener schwimmt bei der Europameisterschaft in Glasgow gut, aber an den Medaillen vorbei. Zunächst, denn dann kam das letzte Rennen - die Lagenstaffel. Eine Ex-Potsdamerin gewann gar zweimal Edelmetall über 4x200 Meter Freistil.

Glasgow - Am Ende einer langen Woche steht Christian Diener dann doch noch auf dem Podest. Nicht alleine, sondern mit den drei Teamkollegen der deutschen Lagenstaffel. Er beugt sich hinunter, um sich die Bronzemedaille an den Hals legen zu lassen. Dann schaut er auf die Tribüne, nickt ein paar Mal, als wolle er sagen: Jau, so gehört sich das. Mehr davon! Für den Athlet des Potsdamer SV war es im Elitebereich nach EM-Silber 2014 über 200 Meter Rücken die zweite internationale Medaille auf der Langbahn. 

Erfolgreiches Quartett. In der Besetzung Christian Diener, Fabian Schwingenschlögl, Marius Kusch und Damian Wierling (v.l.) wurde Deutschlands Männer-Lagenstaffel Dritter.
Erfolgreiches Quartett. In der Besetzung Christian Diener, Fabian Schwingenschlögl, Marius Kusch und Damian Wierling (v.l.) wurde Deutschlands Männer-Lagenstaffel Dritter.

© Darko Bandic/dpa

Bei der diesjährigen Europameisterschaft in Glasgow hatte Diener ein intensives Programm abgespult: alle Rückenstrecken, dazu die Lagenstaffel. Über 50 Meter gelang ihm eine Bestzeit (24,89 Sekunden), doch das Aus kam im Halbfinale. Über 100 Meter hatte er zwar endlich jene 54-Sekunden-Marke geknackt, an der der 25-Jährige sich schon so lange abarbeitet. Aber 53,92 Sekunden hatten nur zu Rang sieben gereicht. Zwei Zehntel war Bronze entfernt. „Ich hab’ das Gefühl, das war in Schlagdistanz“, sagte Diener danach enttäuscht und noch immer tief nach Luft ringend: „Ich freue mich über die 53,9, aber Mensch, ey! Da hätte ruhig noch ein bisschen mehr rausspringen können.“ 

Ein letzter Kraftakt mit dem Team

Zwei Tage später glaubte er, dass es geklappt hatte mit Edelmetall. Im Finale über 200 Meter Rücken feierte Diener zunächst nach dem Anschlag, ballte zum Jubel die Faust. Schließlich wurde der dritte Rang für ihn angezeigt. Doch wenig später war ihm klar: Die Zeitmessung für den Spanier Hugo Gonzalez de Oliveira hatte nicht ausgelöst – also doch bloß Vierter in 1:57,05 Minute. „Das war unglücklich, sag’ ich mal!“ Mehr fiel dem Deutschen Meister dazu zunächst nicht ein. Seine Zwischenzeit nach 150 Metern bestätigte dann, was er vermutet hatte: „Die letzte Bahn war echt der Hammer. Ich habe noch versucht, mich durchzubeißen, aber die Beine waren so schwer, da ging halt nix mehr.“ Knapp acht Zehntelsekunden blieb er über seiner Bestzeit, die weiterhin aus dem Olympiafinale 2016 steht.

Diener wirkte müde, ausgelaugt nach acht Starts in sechs Tagen. Doch da war ja noch die Lagenstaffel am Abschlusstag der EM. Diener als Startschwimmer übergab als Zweiter. Kaum aus dem Wasser gestiegen, stand er schon neben dem Startblock, schrie Fabian Schwingenschlögl, Marius Kusch und Damian Wierling voran, die Bronze hinter Großbritannien und Russland sichern konnten. Ein glänzendes Ende. Für die deutschen Schwimmer in der schottischen Hafenstadt – und für Christian Diener. „Das war ein supergeiler Abschluss. So ein supergeiles Rennen, das hat mega Spaß gemacht.“ Als hätte es die sechs Tage zuvor nicht gegeben, als hätte er keine Dämpfer erlebt, strahlte Diener vor sich hin, schwärmte von einer super Vorbereitung mit dem Team: „Der ganze Tag war einfach perfekt heute!“ 

Coach würde gern mit Diener "abtauchen"

Trainer Jörg Hoffmann ist „eigentlich sehr zufrieden“, schließlich macht er sich schon seit längerem Sorgen, dass die Anforderungen an Deutschlands schnellste Rückenschwimmer, die notwendigen Auftritte bei Sommer- wie Winterhöhepunkten, das Ziel Tokio 2020 gefährden könnten, dass seinem Schützling die Puste auf den letzten Meter ausgehen könnte. Nicht, weil dem Schwimmer die Motivation abhandenkommen könnte. Das erlebe er im Training nicht, das erlebe er auch im Wettkampf nicht. Und doch sagte Hoffmann bereits im vergangenen Jahr: „Mit Christian hätte ich gerne mal was anderes gemacht. Abtauchen – das wäre mal das Richtige für ihn gewesen.“ Mal rauskommen aus dem Trott, den Kopf frei kriegen, nicht nur Dienst nach Verbandsvorschrift. 

„Dieses Jahr ist im Olympia-Zyklus eigentlich das unbedeutendste Jahr, das wir haben“, gibt Hoffmann zu Bedenken. Gerade, wenn die Schwimmer älter werden, müsse man ihnen auch mal eine Pause gönnen. Hoffmanns Idee: „Vielleicht lasse ich Christian mal ein halbes Jahr Kraul schwimmen. Aber dann steht wieder die Kurzbahn an, dann wollen wieder alle sehen, was er drauf hat.“ 

Diener selbst mache sich darüber glücklicherweise keine Gedanken. Erst recht nicht nach diesem EM-Abschluss.

+++ Gose holt Edelmetall +++

Für das Schwimm-Championat von Glasgow waren noch drei Aktive nominiert, die bis vor Kurzem in Potsdam trainierten, ehe sie nach Heidelberg gingen. Junioren-Europameisterin Isabel Gose gewann über 4x200 Meter Freistil Gold mit der gemischten Staffel (Gose nur im Vorlauf dabei) und Bronze mit den Frauen. Zudem wurde sie Fünfte im Einzel der 200 Meter Freistil. Über 400 Meter Lagen kam Olympiastarter und Junioren-Weltmeister Johannes Hintze (beide SV Nikar Heidelberg) zu Platz vier. Josha Salchow (Schwimm-Team Potsdam) wurde nicht eingesetzt. tog

Sabrina Knoll

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