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Potsdam und die European Championships 2018: Auf der großen Bühne

Nicht nur in Berlin sind Potsdamer Sportler bei den European Championships dabei. Auch in Glasgow gehen mehrere an den Start. Sie sehen im neuen Meisterschaftsformat eine Chance und wollen die umfangreiche TV-Berichterstattung nutzen.

Von Tobias Gutsche

Die European Championships 2018 sind ein Pilotprojekt von Sommerdisziplin-Verbänden. Zwei Städte, sieben Sportartengruppen, elf Wettkampftage: Dieses kompakte, aber vielseitige Programm soll eine bessere Außendarstellung für alle beteiligten Verbände bewirken, indem eine breite Fernsehpräsenz erreicht wird. In Deutschland kündigen die Sender ARD und ZDF rund 100 Stunden Live-Übertragung an. Von Sportart zu Sportart wird gewechselt. Dieses Format, das bei Olympia und auch im Wintersport mit hohen Einschaltquoten erfolgreich ist, solle laut ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky helfen, die teilnehmenden Sportarten „wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken“.

Statt als einzeln für sich stehende Europameisterschaften werden die zahlreichen Championate in Berlin und Glasgow zu einem TV-Ereignis geformt. Sogwirkungen zwischen den Disziplinen und damit deutlich stärkere Resonanz beim Publikum sind das Ziel. Laura Lindemann hält das für den richtigen Weg. „Wenn man nicht gerade Fußballer ist, muss man um mediale Aufmerksamkeit kämpfen. Gerade für einen etwas kleineren Verband wie unseren ist das jetzt eine tolle Chance“, sagt Potsdams Top-Triathletin. Diese Chance gilt es zu nutzen. „Durch gute Leistungen.“

Lindemann und Eim im Triathlon dabei

In Glasgow, dem Hauptstandort der European Championships 2018, liebäugelt Laura Lindemann mit einer Medaille. Erst jüngst hatte sie als Zweitplatzierte beim Rennen der Weltmeisterschaftsserie in Hamburg abermals unter Beweis gestellt, dass sie längst zur Weltspitze gehört – auf der Sprintdistanz von 750 Metern Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. Beim EM-Rennen von Glasgow am 9. August steht aber die wichtigere olympische Strecke mit doppelter Länge auf dem Plan. Diese hat die 22-Jährige noch nicht so oft bestritten und auch noch nicht ganz weit vorne beendet. „Da fehlte mir bisher die Erfahrung“, meint sie. Durch die längeren Teilabschnitte sei der Rennverlauf etwas anders als im Sprint, es würden größere Abstände zwischen den Aktiven entstehen. „Darauf muss man sich erst einmal einstellen. Aber ich werde besser darin. Am Ende ist es eben auch nur Triathlon.“ Und den beherrscht sie. In der schottischen Metropole möchte die letztjährige Sprint-Europameisterin ihre persönliche Weiterentwicklung mit einem Top-Resultat auf der Olympiadistanz dokumentieren. Zudem reizt sie noch der abschließende Staffel-Wettkampf.

Neben Lindemann ist vom Verein Triathlon Potsdam auch Nina Eim nominiert. Vor knapp einem Jahr war die 19-Jährige aus Schleswig-Holstein an den Luftschiffhafen gewechselt. Zuletzt durfte sie bereits ihr Elite-Staffeldebüt unter großer internationaler Konkurrenz geben: Rang 13 mit dem deutschen Team in Edmonton. Jetzt folgt die Premiere im Einzel. Ein weiterer Erfahrungsschritt für die Mission Olympiateilnahme 2020.

Diener will es wie 2014 in Berlin machen

Tokio ist auch das übergeordnete Ziel von Christian Diener. Der Schwimmer des Potsdamer SV, der vor zwei Jahren über 200 Meter Rücken ins Finale der Rio-Sommerspiele kam, sieht die EM in Glasgow als wichtige Zwischenstation. „Ich möchte Bestzeiten schwimmen, in Endläufe kommen“, erzählt er. „Und gerade über die 200 Meter habe ich auch Hoffnung auf einen Podestplatz.“ Zum Bergfest des vorangegangenen Olympiazyklus hatte er jenen erkämpft. Bei der Heim-EM 2014 in Berlin holte Diener Silber.

Sein Ticket zum bevorstehenden Kontinentvergleich löste er als schnellster deutscher Rückenschwimmer auf der 100-Meter-Distanz und damit Lagenstaffelanwärter. Dadurch darf er auch im Einzel ran. Die hoch angesetzte direkte Qualifikationsnorm hatte der 25-Jährige verpasst. Aber: Mit einer Zeit von 1:56,92 Minuten auf seinen geliebten 200 Metern war er so schnell wie noch nie vor dem Saisonhöhepunkt. „Das stimmt mich natürlich optimistisch, dass ich es jetzt zum ersten Mal überhaupt unter 1:56 schaffe.“

Hoffen auf "ein bisschen olympisches Flair"

Außer Diener sind noch drei weitere Schwimmer in Glasgow dabei, deren Weg dorthin am Luftschiffhafen geebnet wurde: Isabel Gose, Johannes Hintze und Josha Salchow. Im Zuge der Trainerquerelen am hiesigen Schwimmstützpunkt waren die Talente vor einigen Wochen ins Trainingszentrum Heidelberg gewechselt. Alle haben sich auch bei der Vereinszugehörigkeit vom Potsdamer SV abgewandt. Gose und Hintze starten inzwischen für den SV Nikar Heidelberg, Salchow ist Mitglied des 2017 neu gegründeten Schwimm-Teams Potsdam.

Eines haben alle Aktiven aber gemeinsam: Sie sind gespannt auf die EM als Multisportevent. „Das Prinzip finde ich toll. Es wäre super, wenn in Glasgow durch das Zusammentreffen verschiedener Sportarten auch ein bisschen olympisches Flair entsteht – halt auf europäischer Ebene“, sagt Diener. „Vielleicht kann man mal bei den anderen vorbeischauen, sie und ihren Sport kennenlernen.“ Zumindest im Fernsehen werden die Athleten für das Publikum zusammengebracht. Kommt das gut an, sollen die European Championships im vierjährigen Rhythmus fortgesetzt werden.

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