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Im Schlussspurt eine Schippe draufgelegt. Acht Minuten vor Ablauf der Spielzeit lagen die Potsdam Royals mit 14:29 gegen die Ritterhude Badgers zurück. Doch dann stürmten die Potsdamer um Leroy Teunis noch zum Sieg.

©  Gerhard Pohl

Potsdam Royals: Zum Ende „on fire“

Gegen die Ritterhude Badgers agiert Zweitligist Potsdam Royals zunächst auf Sparflamme, startet dann aber eine erfolgreiche Aufholjagd. Derweil sieht der neue Vorsitzende des Potsdamer Footballklubs Stephan Goericke Potenzial für eine rosige Zukunft.

Von Tobias Gutsche

Das Lied „Freed from Desire“ von der Band „Gala“ erlebt dieser Tage, 20 Jahre nach der Veröffentlichung, seine Renaissance. Britische Fußballfans haben sich die Melodie des Songs zu Eigen gemacht und den Text neu gedichtet, um den nordirischen Fußballer Will Grigg zu huldigen. „Will Grigg’s on fire“ – so die prägnanteste Zeile der Liedneuauflage – wurde nun nationenübergreifend inbrünstig bei der Europameisterschaft in Frankreich gesungen, ist dort der absolute Stimmungshit Nummer eins.

Und auch hierzulande sorgt der Song für Begeisterung. Zum Beispiel am vergangenen Samstag beim American Football im Stadion Luftschiffhafen. Nach jedem Touchdown der Potsdam Royals im Spiel gegen die Ritterhude Badgers dröhnte er aus den Musikboxen und veranlasste die Royals-Fans zum Mitgröhlen. Besonders ekstatisch geschah dies, nachdem Zachary Shaw acht Sekunden vor Schluss mit dem Ball in die Endzone gestürmt war und damit Potsdams Aufholjagd zum 33:29 (7:10)-Heimsieg gekrönt hatte.

Drei Tochdowns durch Raupach, zwei durch Shaw

„Wir hatten wirklich fantastische acht Minuten am Ende“, meinte Shaw, dessen Team zunächst 14:29 zurücklag, sich dann aber „als Einheit, als Familie zurückgekämpft hat“, wie der Quarterback meinte. Erst verkürzte Kevin Raupach mit seinem dritten Touchdown des Tages den Rückstand und dann übernahm Shaw, der Denker und Lenker der Royals-Offensive, Verantwortung. Bei noch 1:38 Minute auf der Uhr schleppte er das eierförmige Spielgerät selbst zum ersten Mal ins Ziel, was er schließlich 90 Sekunden später wiederholte.

Daraufhin rannte der 25-Jährige auch gleich weiter. Einmal entlang der mit fast 600 Besuchern gefüllten Haupttribüne. Er sprang auf und ab, wedelte mit den Armen. „Ich war dermaßen aufgewühlt in diesem Moment und wollte das einfach mit unseren Fans feiern“, sagte Shaw über seinen frenetischen Jubel: „Wir haben die besten Fans der Liga, wie wir heute wieder gesehen haben. Sie haben auch zu uns gehalten und uns unterstützt, als wir schlecht waren.“ Seiner Meinung nach war das nahezu dreieinhalb Viertel lang der Fall. Der US-amerikanische Neuzugang urteilte: „Über weite Strecken haben wir nicht annähernd das gezeigt, was wir können.“ In der Tat: Offensiv blieb vieles Stückwerk, defensiv mangelte es an Ordnung und Entschlossenheit.

Royals belegen weiterhin den dritten Tabellenplatz

„Aber dann“, erklärte Royals-Cheftrainer Michael Vogt, „hat es ja noch rechtzeitig Klick bei uns gemacht. Wir haben noch eine Schippe draufgelegt.“ Aus dem Betrieb auf Sparflamme wurde so letztlich ein loderndes Feuer. Da war Potsdam wirklich „on fire“ – wie es intoniert wurde – und schaffte es, die Ritterhuder Abwehr in Schrecken zu versetzen – „your defence is terrified“, heißt es im Fangesang über Kultfigur Will Grigg.

Durch den nervenaufreibenden Erfolg gegen den Klub aus einem Bremer Vorort haben die Royals nunmehr ihr Punktekonto auf 10:6 verbessert. Weiterhin Platz drei in der Tabelle der German Football League 2 Nord – hinter Paderborn und Köln, die jeweils 12:2 Zähler haben. Hinsichtlich des vor Saisonbeginn ausgelobten Ziels, in die Zweitliga-Spitzengruppe vorzustoßen, sind die Royals also auf Kurs, wie Stephan Goericke am Samstag befand, während die Mannschaft ihre Ehrenrunde über die Tribüne zog. „Die sportliche Abteilung ist in guten Händen. Doch in anderen Bereichen können wir noch zulegen“, sagte Goericke. Er ist der Geschäftsführer des Unternehmens iSQI, das seit dieser Saison Hauptsponsor des Potsdamer Footballvereins ist. Und seit vergangener Woche ist Goericke auch Vorstandsvorsitzender der Royals.

Goericke: "Perspektivisch gehören wir in die erste Liga"

„Hauptaufgabe für mich und meine Kollegen im Vorstand wird es jetzt sein, die Strukturen des Klubs weiterzuentwickeln sowie in der Stadt und darüber hinaus neue Unterstützer zu finden, damit eine gute organisatorische und finanzielle Basis für erfolgreiche Arbeit geschaffen wird“, erklärte der neue Chef des Vereins. Dieser zählt über 200 Mitglieder, führt ein Männer-, ein Jugend- und ein Kinderteam und hat Goericke zufolge enormes Potenzial: „Ich spüre hier Begeisterung und Motivation im und außerhalb des Klubs. Daher glaube ich, dass wir das Zeug dazu haben, ein Aushängeschild für die Stadt Potsdam und auch das Land Brandenburg zu werden. Perspektivisch gehören wir in die erste Liga.“ Darauf brennen die Royals.

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