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Das Revier der Königlichen. In der abgelaufenen Saison haben die Potsdam Royals erstmalig ihre Heimspiele im Stadion Luftschiffhafen ausgetragen und erlebten dort große Zuschauerresonanz. Durchschnittlich mehr Besucher bei Liga-Auftritten hatten in Potsdam zuletzt nur der SVB und Turbine vorzuweisen.

© Gerhard Pohl

Potsdam Royals: Neuer Potsdamer Publikumsmagnet

Im Schnitt über 800 Zuschauer kamen diese Saison zu den Zweitligaheimspielen der Royals-Footballer. Der Umzug von Kleinmachnow ins Stadion Luftschiffhafen war ein voller Erfolg. Und in sportlicher Hinsicht lief es für die Königlichen ebenfalls gut.

Von Tobias Gutsche

Anfang November 2015 hatte der American-Football-Verein Potsdam Royals zu einem Pressetermin direkt vor dem Brandenburger Tor geladen, um eine besondere Neuigkeit zu verkünden: die Rückkehr in die Heimat. Nach etlichen Jahren, in denen der Club aufgrund der schlechten Potsdamer Sportplatzsituation ins Umland hatte ausweichen müssen, sei mit dem Stadion Luftschiffhafen wieder eine neue Stätte in der märkischen Landeshauptstadt gefunden worden, wovon ein zusätzlicher Schub für den Verein erhofft werde, so die damalige Nachricht. Heute – knapp zehn Monate später und eineinhalb Wochen nach dem Ende der Zweitligasaison 2016 – ist klar: Die Hoffnungen sind in Erfüllung gegangen, der Umzug war ein voller Erfolg.

„Es ist wirklich das Beste, was uns passieren konnte“, meint Cheftrainer Michael Vogt. Sieben Heimpartien bestritt seine Mannschaft zwischen Mitte Mai und Anfang September. Der Zuschauerschnitt: 836. Im Vergleich zum Vorjahr, als die Spiele der Royals-Zweitligapremierensaison auf dem weiterhin als Trainingsstandort genutzten Kleinmachnower BBIS-Sportgelände stattfanden, ist das eine Verdopplung. Und nimmt man die Liga-Werte der anderen großen Potsdamer Sportteams in der zurückliegenden Saison 2015/16 dann stehen die Footballer im Zuschauerranking sogar auf Platz drei. Hinter den Regionalliga-Fußballern des SV Babelsberg 03 (2024) und den Bundesliga-Fußballerinnen von Turbine (1853), aber vor den Bundesliga-Volleyballerinnen des SC (817) sowie den Drittliga-Handballern des VfL (753).

Ein Spektakel der Athletik und Feuerwerk des Taktischen

Ein wichtiges Plus der Royals, die in der Spitze vor 1500 Besuchern auf die Jagd nach Touchdowns und Fieldgoals gingen, liegt dabei auf der Hand: Sie spielen über den Sommer hinweg, dann, wenn die anderen Sportarten ihre Saisonpause haben, und stehen somit kaum in Konkurrenz um die Gunst des Publikums. Doch die Exklusivität der Termine ist nur ein Aspekt, der die anziehende Wirkung des Footballs am Luftschiffhafen erklärt. Hinzu kommt der Reiz dieses Sports. Es ist ein Spektakel der Athletik, das nur so vor Testosteron trieft, sowie ein Feuerwerk des Taktischen, das von Raffinesse lebt.

Und das Ganze hüllen die Royals in ein angenehmes Ambiente. „Wir versuchen, ein Erlebnis für die gesamte Familie zu schaffen und nicht einfach nur das Spiel für sich zu haben“, sagt Coach Vogt. Beispielsweise wird stets für den Spaßfaktor bei Kindern gesorgt, indem eine Hüpfburg aufgebaut und eine Schmink- sowie Bastelecke eingerichtet wird. Außerdem versprühen die vor Ort frisch zubereiteten Burger, deren würziger Duft sich dann über die Ränge legt, einen Hauch amerikanischen Lifestyle, womit sich das Event von anderen Sportangeboten in der Stadt abhebt. „Auch die Atmosphäre ist bei uns ganz anders als etwa beim Fußball. Es geht familiär und entspannt zur Sache. Emotional, aber immer fair. Ich denke, das hat sich auch herumgesprochen, wodurch immer mehr Leute zu unseren Spielen gekommen sind.“

Gute Saison: neun Siege, fünf Niederlagen, Platz drei

Allerdings nicht nur zu den Spielen. Auch im Trainingsbetrieb haben die Royals einen starken Zulauf zu verzeichnen. Ein merklich steigendes Interesse sei zwar schon vergangenes Jahr aufgrund der zahlreichen Live-Übertragungen im deutschen Fernsehen von Matches der US-Profiliga NFL zu erkennen gewesen, berichtet Michael Vogt, der auch Vorstandmitglied der Royals ist: „Aber allein durch unsere größere Präsenz in Potsdam hat sich das noch verstärkt. Sowohl viele Jugendliche und Kinder als auch Erwachsene wollen sich bei uns ausprobieren. Es ist schon ein kleiner Boom.“

Diesen hat letztlich die Potsdamer Männermannschaft mit ihren Auftritten, die gute Werbung für den Football-Sport und die Royals als Verein waren, forciert. Nach Platz fünf in der Zweitliga-Nordstaffel vor einem Jahr folgte nun der dritte Rang mit einer Abschlussbilanz von neun Siegen und fünf Niederlagen. Das unter dem Motto „Challenge the Top“ formulierte Saisonziel, oben in der Liga mithalten zu wollen, sei damit erfüllt worden, resümiert Vogt: „Wir sind zufrieden. Man muss ja auch bedenken, dass es erst unser zweites Jahr in dieser hohen Spielklasse war.“ Daher habe die nötige Erfahrung gefehlt, „sodass wir es leider in keiner einzigen Partie geschafft haben, von Minute eins bis Minute 48 auf höchstem Niveau durchzuspielen“.

Nächste Saison wird der erste Rang ins Visier genommen

Daran möchten die Royals im Hinblick auf die nächste Saison arbeiten. Für 2017 solle der Kader möglichst zum großen Teil zusammengehalten und punktuell verstärkt werden sowie weitere Verbesserungen im Trainerstab erzielt werden, berichtet der Chefcoach. Das sei vonnöten, denn: „Wir wollen den nächsten Entwicklungsschritt gehen.“ Womit das Ziel bereits jetzt klar umrissen ist: Tabellarisch soll mehr als ein dritter Platz herausspringen. „Na ja, und Zweiter zu werden“, konkretisiert Michael Vogt, „nimmt sich ja nun wirklich keiner vor. Das macht null Sinn.“ Also nehmen die Potsdamer gleich die Position ganz oben an der Spitze ins Visier. Die Position „on the Top“.

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