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Unaufhaltsam. Ihren Erfolgslauf aus der diesjährigen Zweitliga-Hauptrunde setzten die Potsdam Royals auch im Hinspiel der Relegation gegen die Berlin Adler eindrucksvoll fort. Das Potsdamer Team von Quarterback Jacob Tucker (am Ball) gewann 55:12.

© Gerhard Pohl

Potsdam Royals: Ganz nah vor der Endzone

Sie sind dicht am Ziel, die American Footballer der Potsdam Royals. Durch einen klaren Relegation-Auswärtssieg bei den Berlin Adlern haben sie einen großen Schritt Richtung Aufstieg in Deutschlands erste Liga gemacht. Die Royals beeindruckten - auf dem Feld und auf den Rängen.

Von Tobias Gutsche

Romantik lag in der Luft über dem Rasen. Sport-Romantik. Bei der kurzen Ansprache nach dem Spiel öffnete Cheftrainer Michael Vogt sein Herz und sagte zu den vor ihm versammelten Potsdam Royals: „I love you all.“ Aus den Reihen der Potsdamer Footballer wurde diese Bekundung im Berliner Poststadion zugleich postwendend erwidert, sie erklärten ihrerseits, Coach Vogt zu lieben. Große Gefühlsduselei im Moment eines großen Triumphs. Mit 55:12 (28:0) gewannen die Royals am vergangenen Samstag auswärts das Relegationshinspiel gegen die Berlin Adler und sind dadurch ganz nah vor der Endzone, dicht am Ziel – dem Aufstieg in Deutschlands erste Liga.

Dank der überzeugenden Leistung vorgestern gehen die Potsdamer mit einem 43-Punkte-Polster in das Rückmatch am 30. September im heimischen Stadion Luftschiffhafen. „Das ist viel“, räumte Michael Vogt ein, gab jedoch auch den Mahner: „Es bleibt eben noch dieses eine Spiel. Und das muss erst einmal absolviert werden. Auch dann brauchen wir den nötigen Fokus.“ Ähnlich formulierte es David Saul. „Wir müssen einfach wieder Royals-Football spielen und nichts Dummes machen. Wenn wir wie schon das ganze Jahr unser Ding durchziehen, dann ist uns das niemals zu nehmen“, meinte er.

Spektakulärer Start in die Partie durch Brite David Saul

Der Brite, der seit 2015 für Potsdam aufläuft und damit die komplette Zweitliga-Ära des Clubs miterlebt hat, leitete den Erfolg gegen die Berlin Adler ein. Und das auf spektakuläre Weise. Gleich bei der ersten Adler-Ballbesitzphase hielt der diesjährige Meister der zweiten Liga Nord den Gastgeber, der Letzter in der Nordstaffel der deutschen Eliteklasse geworden war, tief in dessen eigener Hälfte. Die Berliner sahen sich deshalb zu einem sogenannten Punt, einem Befreiungsschlag, gezwungen. David Saul unterband diesen. Er sprang empor, streckte sich, blockte das Leder-Ei und schaffte sogar, es zu sichern und zu einem Touchdown zu befördern. „So ein Punt-Block ist nichts Alltägliches, es ist etwas Besonderes. Dieser Start in die Partie hat daher natürlich alle bei uns mitgerissen“, erklärte Cheftrainer Vogt.

Es stellte den Beginn einer letztlich eindeutigen Angelegenheit dar. Die Royals waren dem sechsfachen deutschen Meister sowie zweifachen Eurobowl-Sieger klar überlegen. Erneut bewies Potsdam, warum es 2017 von allen 32 Teams der ersten und zweiten Liga am meisten punktete: Die Truppe ist variabel im Pass- und Laufspiel, durchsetzungsstark, funktioniert als Einheit und verfügt über herausragende Individualisten. David Saul, Frederik Myrup-Nielsen und Jacob Tucker sorgten im Relegationsduell mit Berlin jeweils für zwei Touchdowns, auf die Konten von Calvinaugh Jones und Enrico Stiegemann ging je einer, zudem verwandelte Patrick Felber sieben Extrapunktversuche.

Mehr als 300 Royals-Fans machten Match zu Heimspiel

Nicht weniger imposant war auch wieder der Auftritt der Royals-Abwehr. Sie zeichnet sich ebenso durch eine gute, harmonische Abstimmung und beeindruckende Einzelkönner aus. Besonders auffällig agieren Michael Reynolds und Justin Kaffenberger. Während Reynolds diese Saison inzwischen 26-mal den gegnerischen Quarterback zu Boden gebracht hat, bevor dieser den Ball werfen konnte, was im Fachterminus ein Sack ist, hat Kaffenberger nunmehr zwölf Pässe des Kontrahenten-Spielgestalters abgefangen, also eine Interception hingelegt. Beides sind die absoluten Spitzenwerte der German Football League 1 und 2.

All diese Power, sowohl offensiv als auch defensiv, ließen die Royals in Berlin frei. „Wir“, fand Chefcoach Michael Vogt, „haben unseren Gameplan gut umgesetzt.“ Sehr zur Freude der Potsdamer Fans. Von den rund 1100 Zuschauern im Poststadion machten sie mehr als 300 aus. Auf der linken Haupttribünenseite brachten die Gäste-Anhänger die Stahlränge mit ihren Anfeuerungen zum Vibrieren und die Partie so stimmungstechnisch zu einem Heimspiel. Die Darbietung auf dem Rasen im Einklang mit der auf der Tribüne verdeutlichte, welchen Stellenwert die Royals mittlerweile haben: Sie präsentieren sich erstklassig und sind eine noch recht frische, aber immer intensiver werdende Sport-Liebe der Stadt Potsdam.

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