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Potsdam Royals: Die Hurricanes durchgewirbelt

Mit einem klaren Heimsieg gegen die Kiel Baltic Hurricanes untermauerten die Footballer der Potsdam Royals ihre Playoff-Ambition. Am Rande der Partie erntete der Potsdamer Club viel Lob von einem TV-bekannten Football-Experten.

Von Tobias Gutsche

Roman Motzkus gefiel, was ihm geboten wurde. Von der Tribüne des Stadions Luftschiffhafen aus gab er den Potsdam Royals am Samstag oft Szenenapplaus. „Da steckt schon eine Menge Qualität drin“, sagte er über die Königlichen, die mit einem 50:21 (19:7, 7:7, 14:7, 10:0) gegen die Kiel Baltic Hurricanes ihren historisch ersten Heimsieg in der German Football League 1 (GFL) holten. Als Aufsteiger untermauerten sie so ihre Playoff-Ambition. Die entsprechende Wertschätzung durch Motzkus hat Gewicht, denn der Berliner zählt zu den größten deutschen Football-Experten. Er ist bundesweit bekannt aus den „ran“- Fernsehübertragungen zur US-Profiliga NFL auf den Sendern ProSieben Maxx und ProSieben.

Vor allem Potsdams Passspiel überzeugt

Die rasante Entwicklung des Potsdamer Vereins verfolge er schon seit etlichen Jahren, erklärte der Ex-Nationalspieler. Sein Urteil: „Hier wird super Arbeit geleistet.“ Nachdem Roman Motzkus bisher regelmäßig die Royals-Partien nur via Internet-Livestream schaute, stattete er dem Luftschiffhafen vorgestern einen ersten Besuch ab. Er lobte das „schicke Stadion“, die „tolle Atmosphäre“ – und das „gute, hungrige Team“ der Gastgeber.

Dieses ließ die Hurricanes aus Kiel zu einem lauen Lüftchen verkommen, wirbelten sie gehörig durcheinander. Dank der Touchdowns von Frederik Myrup Nielsen, Max Zimmermann und Daniel Vöhringer, der gleich zweimal mit Ball die gegnerische Endzone eroberte, sowie zwei verwandelter Extrapunkt-Kicks von Patrick Felber lag Potsdam zur Halbzeit 26:14 in Führung. Gerade das Royals-Passspiel hatte es Roman Motzkus angetan. „Das ist superstark.“ Auch die Aggressivität der Abwehr hob er hervor, doch seien hinter der vordersten Linie immer wieder Defensivlücken entstanden, die die Gäste per Pass ausnutzen konnten. Eine bessere Verteidigungsarbeit in der Tiefe sowie stärkere Akzente durch eigene Läufe brauche es, meinte Motzkus während der Halbzeitpause. „Da gibt es Luft nach oben. Nicht nur heute, sondern generell.“

Fünften Pflichtspielsieg in Serie eingefahren

Im dritten und vierten Viertel wurden die Defizite auch prompt angegangen. Kiel wurde nun vor rund 1000 Zuschauern fast gar kein Durchkommen mehr gestattet – zudem machten häufiger eingesetzte Lauf-Angriffszüge die Royals-Offensive variabler. Frederik Myrup Nielsen, Enrico Stiegemann und David Saul per Touchdown sowie Patrick Felber mit einem Fieldgoal und drei Extrapunkten schraubten das Ergebnis in die Höhe. Ein klarer Erfolg. Und das gegen einen Top-Club. In den vergangenen beiden Jahren schafften es die Ostseestädter bis ins Meisterschaftshalbfinale, viermal standen sie bereits im German Bowl und hatten 2010 sogar den nationalen Titel erkämpft. Den stürmischen Potsdamern hielten die Hurricanes am Samstag nicht stand.

„Wir kommen einfach immer besser in Schwung“, sagte Royals-Passempfänger Daniel Vöhringer. Zu Saisonbeginn sei die Enttäuschung doch recht groß gewesen angesichts der bitteren Niederlagen in Dresden und gegen Köln, gestand er. „Das hat uns sehr geärgert. Aber wir haben uns gesteigert, sind im Aufwind“, meinte Vöhringer. Vor allem der Europapokaltriumph habe Euphorie entfacht. Fünf Pflichtspiele in Serie gewannen die Königlichen. Drei davon in der GFL – das hat sie auf Rang fünf der Nordstaffel und damit dicht an die vier Playoff-Plätze herangeführt. Die aktuelle Aussicht zur Hauptrundenhälfte stimme zufrieden, betonte Daniel Vöhringer, „denn die Top 4 ist für uns machbar“.

Motzkus sieht gute Perspektive für Royals

Auch Roman Motzkus attestierte den Royals gute Playoff-Chancen. „Die Offense ist definitiv dafür tauglich. Defensiv müssen sie aber eben stabiler werden“, meinte der TV-Kommentator, der festhielt: In Deutschlands erster Liga, der besten Europas, sei der Brandenburger Club jedenfalls schon voll angekommen. Wie die Royals dorthin gelangten, bereitete ihm aber durchaus Schmerzen. Schließlich schaffte Potsdam den Aufstieg in der Relegation gegen die Berlin Adler, Motzkus’ Herzensverein. Zwischen 1989 und 1991 wurde er dreimal nacheinander deutscher Meister mit den Adlern und ist bis heute Top-Scorer ihrer Geschichte.

Jetzt sind die Adler zweitklassig, während die Berlin Rebels und die Potsdam Royals im Oberhaus mitmischen. „Es ist die spannende Frage, wie sich die Footballregion hier weiterentwickelt“, sagte der 48-Jährige. „Ich glaube, Potsdam hat die vielleicht beste Perspektive“, erzählte er, blickte durch das Stadion und zeigte auf die vielen Werbebanner entlang des Spielfelds. „Die Royals machen das sehr gut, haben viele Sponsoren an Bord. Sie wachsen immer weiter.“ Deshalb traue er ihnen eine langfristige Zukunft mit guter Rolle im deutschen Football zu. Das bekräftigte er auch vor Michael Vogt. Nach dem Sieg am Samstag gegen Kiel ging Motzkus zu dem Potsdamer Cheftrainer, gab ihm einen anerkennenden Schulterklopfer und einen Tipp für den weiteren Weg: „Bleibt auf dem Boden, dann ist hier Vieles möglich.“

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