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Sport: Potsdam, Elstal und die White Hart Lane

Steffen Freund freut sich auf London, kümmert sich um Fußball-Nachwuchs und lobt Günther Jauch

Auf drei Orte schaut Steffen Freund, der Fußball-Europameister von 1996, besonders: Auf Potsdam, das ihm in den vergangenen zwei Jahren als Neu-Fahrländer zur Heimatstadt wurde. Auf London, wo er bei Tottenham Hotspur seine schönsten Jahre als Profikicker erlebte. Und auf Elstal, wo er inzwischen neue sportliche Verantwortung übernimmt.

Als Mitte dieser Woche Steffen Freunds Handy in einem Potsdamer Restaurant klingelte, war Ledley King am Telefon, Mannschaftskapitän der Spurs und ein alter Kumpel des 21-fachen deutschen Nationalspielers, mit dem Freund in fließendem Englisch seine nächste Stippvisite beim Ex-Verein besprach. Am 21. April wird er zusammen mit seiner Frau Ilka Tottenham gegen Arsenal London live an der White Hart Lane verfolgen. „Das ist immer ein Super-Derby mit einer sensationellen Stimmung“, schwärmt der 37-Jährige, der ab Januar 1999 viereinhalb Jahre für die Spurs in der englischen Premier League kickte – unter anderem gemeinsam mit King, Anthony Gardner und dem irischen Nationalstürmer Robbie Keane, die noch heute für den Traditionsverein spielen. Und noch immer hängt ein Trikot Steffen Freunds mit seiner Signatur im Sekretariat des Tottenham-Klubchefs Daniel Levy über dem Schreibtisch

Letztmals war Steffen Freund vor anderthalb Jahren zu einem Spiel der Spurs auf derInsel – mit seinem Sohn Niklas sah er die Partie Manchester United gegen Tottenham. „Niklas ist ein Fan von ManU und hat im Old Trafford seine Lieblinge angefeuert, während ich natürlich Tottenham die Daumen drückte“, erinnert sich der gebürtige Brandenburger noch heute gut an den damaligen Trip. „Das Spiel endete 1:1, so dass wir am Ende beide zufrieden sein konnten.“

Niklas ist der Grund dafür, dass sich der frühere defensive Mittelfeldspieler mittlerweile beim ESV Lok Elstal sportlich einbringt. Allerdings nicht als Spieler für den momentanen Tabellenzweiten der 1. Kreisklasse, sondern als Übungsleiter für den Nachwuchs. Dort betreut Steffen Freund die D-Junioren, mit denen sein Sohn in diesem Jahr in der Kreisklasse spielt – und nicht nur das: Mit Jahresbeginn übernahm Niklas“ Vater als Nachwuchs-Leiter die Verantwortung für alle 146 Spieler von den A-Junioren bis zu den Mini-Kickern. „Der ESV Lok ist mir in den über zwei Jahren, in denen mein Sohn jetzt für den Verein spielt, ans Herz gewachsen. Daher habe ich mich gefragt, wie ich als Ex-Fußballer ihn unterstützen kann“, erklärt Steffen Freund, dessen vierköpfige Familie nur eine Auto-Viertelstunde von Elstal entfernt wohnt und der weiter erzählt: „Das Lok-Stadion liegt verkehrsgünstig direkt an der B5. Der Verein ist offizieller DFB-Stützpunkt für das Havelland und hat eine sehr gute Infrastruktur mit zwei Großfeldplätzen und einem Kleinfeld jeweils mit Flutlicht. Künftig können wir wahrscheinlich auch den Rasenplatz im Olympischen Dorf von 1936 nutzen. Das wäre toll!“

Um seiner Aufgabe als Nachwuchs- Chef optimal gerecht werden zu können, wird Steffen Freund in Kürze in Leipzig und Berlin die B-Trainer-Lizenz erwerben. „Anschließend will ich mich gleich auch für den A-Schein anmelden. Mit dem kann ich später selbst unsere Übungsleiter, die sich alle schon dafür bereit erklärt haben, zum C-Trainer ausbilden“, erläutert der Potsdamer, der als Profi Stahl Brandenburgs, des FC Schalke 04, Borussia Dortmunds, Tottenham Hotspurs, des 1. FC Kaiserslautern und Leicester Citys viele praktische Erfahrungen sammelte. „Die will ich nun weitergeben – nach dem neuen Nachwuchs-Konzept des DFB“, sagt Freund.

DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, mit dem Freund einst Europameister und bei Borussia Dortmund zweifacher Deutscher Meister und Champions League- Sieger wurde und mit dem er immer noch eng befreundet ist, will ihm im Frühjahr die neuen wissenschaftlichen Methoden des Deutschen Fußball-Bundes zukommen lassen. „Nach denen werden dann alle Trainer des Vereins die Jungs ausbilden; von den Fünfjährigen bis zu den A-Jugendlichen“, so der Nachwuchs-Leiter. „In diesem Konzept steht beispielsweise, dass die Kinder mit sechs, sieben Jahren richtig rückwärts laufen lernen müssen, mit neun die Schusstechniken vermittelt bekommen sollen und mit elf, zwölf richtiges Flanken lernen. Das will ich alles für unsere konkrete Trainerarbeit entsprechend aufbereiten“, erläutert Freund. Seine Vision sei es, dass „in den nächsten fünf Jahren alle unsere Nachwuchs-Mannschaften auf Landesebene spielen und Elstal im Nachwuchs die Nummer eins im Havelland wird“.

Seine nicht unerhebliche Zeit für den ESV Lok lässt sich der einst gut dotierte Fußball-Profi vom 350-köpfigen Verein nicht bezahlen; im Gegenteil: Er greife in die eigene Börse, um beispielsweise Erfolge der Nachwuchsteams zu prämieren, sagt er. „Das kann ein Aufstieg sein, aber auch ein geglückter Klassenerhalt – solche Leistungen sollen finanziell anerkannt werden“, so Steffen Freund, der auch kleine Präsente für die Weihnachtsfeier der jungen Kicker stiftet und es als sehr angenehm empfindet, „dass bei Lok alles ehrenamtlich gemacht wird und niemand auf seine eigenen Taschen schaut.“ Sponsoren seien natürlich herzlich willkommen. So wie die IMB-Vermögensberatung Potsdam, die Trainingsanzüge für die über 20 Fußball-Übungsleiter des Vereins spendiert und diese kürzlich bei einem einwöchigen kostenlosen Trainingscamp Steffen Freunds mit D-Jugendlichen übergab.

Ein Sponsor seiner jetzigen Heimatstadt hat es Steffen Freund ebenfalls besonders angetan: Günther Jauch. „Er hat schon so viel für Potsdam getan, das imponiert mir sehr“, gesteht der Neu-Potsdamer. „Ich lese jeden Tag in den PNN, was alles in der Stadt passiert, und freue mich immer, wenn es wieder ein Stück voran geht und Potsdam noch schöner wird. Schließlich fühle ich mich hier sehr wohl.“

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