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Stark mit der Scheibe. Kristin Pudenz wurde erstmalig Deutsche Meisterin im Diskuswurf. 

© Michael Kappeler/dpa

Potsdam bei "Die Finals - Berlin 2019": Eine Stadt des Spitzensports

„Die Finals“ in Berlin mit zehn gleichzeitig ausgetragenen Deutschen Meisterschaften verdeutlichten die große Klasse Potsdamer Athleten. Nun gilt es für viele von ihnen, sich diese Saison auch noch im internationalen Wettbewerb zu behaupten.

Von Tobias Gutsche

Berlin - Egal, ob im Olympiapark, an der Eastside-Gallery oder im Europasportpark an der Landsberger Allee: An den Wettkampfstätten der Multisportveranstaltung „Die Finals – Berlin 2019“ herrschte Begeisterung – sowohl die Zuschauer lobten das Event mit zehn gleichzeitig in der Bundeshauptstadt ausgetragenen Deutschen Meisterschaften als auch die Athleten. Wer vor Ort war oder die umfangreiche Fernsehberichterstattung verfolgte, bekam deutlich vor Augen geführt: Potsdam ist eine Stadt des Spitzensports. Bei den „Finals“ holten Potsdamer Aktive 18 Medaillen – davon acht in Gold.

LEICHTATHLETIK

Die ein Kilo schwere Scheibe flog. Und flog. Und landete weit entfernt – bei 64,37 Metern. Diskuswerferin Kristin Pudenz vom SC Potsdam hatte im Olympiastadion richtig einen rausgehauen, ihre persönliche Bestleistung um fünf Zentimeter getoppt. Mit abermals erbrachter Norm und dem erstmaligen Gewinn des nationalen Titels darf sie nun fest für die Weltmeisterschaften im Herbst in Doha planen. Es wird ihre internationale Premiere im Elitebereich. Gleich beim ersten Versuch schockte sie die Konkurrenz. „Ich freue mich riesig, dass es am Ende gereicht hat“, sagte Pudenz. Neben einem Quartett im Gehen (diese Disziplin gehörte nicht zum „Finals“-Programm) winkt aus Potsdamer Sicht auch Speerwerferin Annika Fuchs aufgrund ihres zweiten Platzes in Berlin sowie vorheriger Normerfüllungen das WM-Ticket. Ihr SCP-Speerkollege Bernhard Seifert ist zwar aktuell Vierter der Weltjahresbestenliste, muss aber nach Platz vier beim nationalen Championat und zuletzt sinkender Form bangen. Felix Wenzel wurde Dreisprung-Vizemeister, jedoch ist er rund einen Meter von der WM-Norm entfernt. 

Potsdamer Medaillen: Gold – Kristin Pudenz (Diskuswurf), Silber – Annika Fuchs (Speerwurf), Felix Wenzel (Dreisprung).

Die Konkurrenz geschockt. Kristin Pudenz setzte gleich beim ersten Versuch die Top-Marke. 
Die Konkurrenz geschockt. Kristin Pudenz setzte gleich beim ersten Versuch die Top-Marke. 

© Sven Hoppe/dpa

TRIATHLON

Der Hattrick war perfekt: In ihrer Heimatstadt holte Laura Lindemann zum dritten Mal nacheinander den Deutschen Sprint-Meistertitel. „Es war gut für den Kopf, mal wieder so ein Rennen zu gewinnen“, sagte die Sportlerin des Vereins Triathlon Potsdam im ARD-Interview. Trotz des Sieges als Ziel habe sie versucht, „mich nicht zu sehr abzuschießen“. Schließlich flog sie schon am Sonntag weiter nach Tokio. Dort braucht sie in zwei Wochen volle Kraft, wenn das olympische Testevent stattfindet. Bei diesem kann sich maßgeblich für eine Nominierung zu den Sommerspielen empfohlen werden. Dank der ebenfalls starken Leistungen von Nina Eim und der neuseeländischen Gaststarterin Deborah Lynch belegte das Potsdamer Frauen-Team beim zugleich als Bundesligarennen ausgetragenen Berlin-Wettkampf Rang zwei der Tageswertung. So wurde auch der Vizemeistertitel und damit der erstmalige Podestplatz für Potsdams Frauen in der Liga-Abschlusstabelle gesichert. Das Männer-Team aus Brandenburgs Landeshauptstadt (Dritter in Berlin) behauptete Gesamtrang zwei. Das bedeutet zum vierten Mal den Bundesliga-Vizeplatz hinter Serien-Champion Buschhütten.

Potsdamer Medaillen: Gold – Laura Lindemann, Silber – Nina Eim. 

Hattrick. Nach 2017 und 2018 holte Laura Lindemann wieder den nationalen Sprint-Titel. 
Hattrick. Nach 2017 und 2018 holte Laura Lindemann wieder den nationalen Sprint-Titel. 

© Monika Skolimowska/dpa

MODERNER FÜNFKAMPF

Fabian Liebig genoss die letzten 800 Meter. Direkt nach dem vierten und damit finalen Laserpistolen-Schießen jubelte der Mann vom OSC Potsdam bereits und reckte dann auf der abschließenden Laufrunde immer wieder zwischendurch die Arme Richtung Himmel. Im Gefühl des sicheren Sieges rannte er dem Ziel entgegen. Auch dort freute er sich weiter intensiv über seinen ersten Deutschen Meistertitel. „Ich hatte schon oft die Möglichkeit, sie aber immer beim Schießen vergeben. Heute hat es endlich funktioniert“, sagte der Mixed-Staffelweltmeister. „Und das bei so einer großen Drucksituation“, spielte er auf die für seinen Sport außergewöhnlich vielen Zuschauer in der temporären Arena auf dem Olympiastadion-Vorplatz an. „Genial“ sei die Kulisse mit vielen hundert Zuschauern gewesen, meinte OSC-Pentathlet Marvin Dogue, der sich nach Reitproblemen noch beim Laser-Run von Position 15 auf vier verbessert hatte. Sein Bruder Patrick (Rang acht) fügte hinzu: „Wir hatten 2015 schon unsere WM in Berlin. Aber mit diesem Konzept hier war das alles viel besser. Das war ein großes Fest für viele Sportarten. Ich hoffe, dass das so beibehalten wird.“ Bei den Frauen wurde Janine Kohlmann Vierte. Das Potsdamer Quartett startet nun diese Woche bei den Europameisterschaften in Bath, wo es um Olympia-Tickets geht – Liebig reist ganz besonders euphorisiert nach England.

Potsdamer Medaillen: Gold – Fabian Liebig.

Lauthals. Fabian Liebig (M.) schreit die Freude über seinen Premierenerfolg hinaus. 
Lauthals. Fabian Liebig (M.) schreit die Freude über seinen Premierenerfolg hinaus. 

© Monika Skolimowska/dpa

KANU-RENNSPORT

Sehr imposant waren die Kanu-Rennen. Direkt an der Eastside-Gallery, vor der Oberbaumbrücke wurde auf der Spree gepaddelt. Dafür kam – wenige Wochen vor den Weltmeisterschaften – ein nicht-klassisches, aber schon vom Potsdamer Kanalsprint bekanntes Format zum Einsatz: K.o.-Duelle über 160 Meter. 

Beeindruckende Kulisse. Die Kanuten paddelten vor der Oberbaumbrücke. 
Beeindruckende Kulisse. Die Kanuten paddelten vor der Oberbaumbrücke. 

© Monika Skolimowska/dpa

Letztlich fischten dann auch Aktive des KC Potsdam im OSC Edelmetall aus dem Berliner Wasser. Ronald Rauhe triumphierte gleich doppelt. Er sei „total geflasht“ von der Atmosphäre, sagte der blitzschnelle Routinier im ZDF-Interview. Tausende Zuschauer standen am Ufer dicht gedrängt und feuerten kräftig an. „Ich habe jedes Rennen genossen“, betonte Rauhe. „Das war tolle Werbung für unseren Sport.“ Vor allem die Canadier-Männer lieferten packende Duelle mit Zielsprüngen und -fotoentscheidungen. C1-Sieger Jan Vandrey meinte, das Event sei „ein Highlight“ gewesen. Auch für die Athleten im Stand-Up-Paddling. Sie demonstrierten die Wettkampfseite dieses Trendsports, fuhren ein Cross-Rennen über 240 Meter inklusive Wendemanövern an Bojen.

Potsdamer Medaillen: Gold – Ronald Rauhe (K1 und Mixed-K2), Jan Vandrey (C1), Silber – Annika Loske (C1), Bronze – Sebastian Brendel (C1), Max Lemke (K1), Conny Waßmuth (Mixed-K2), Steven Bredow (SUP).

Knappe Kiste. Im Canadier-Einer gewann Jan Vandrey (v.) das Finale gegen den Leipziger Peter Kretschmer. 
Knappe Kiste. Im Canadier-Einer gewann Jan Vandrey (v.) das Finale gegen den Leipziger Peter Kretschmer. 

© Monika Skolimowska/dpa

SCHWIMMEN

Weltmeisterschaften in Gwangju und Deutsche Meisterschaften in Berlin – bei den beiden Wettkämpfen binnen zwei Wochen erreichte Christian Diener annähernd die gleichen Zeiten. Über 200 und 100 Meter war der der Rückenspezialist des Potsdamer SV im OSC lediglich knapp langsamer als im WM-Becken, wo es für ihn allerdings nicht richtig rund gelaufen war. PSV-Starter Melvin Imoudu verteidigte indes seinen nationalen Titel über 50 Meter Brust, während seine Kollegen vom Luftschiffhafen ansonsten noch auf etliche A-Finalteilnahmen kamen – jedoch ohne Edelmetallglanz am Ende. 

Potsdamer Medaillen: Gold – Christian Diener (200 Meter Rücken), Melvin Imoudu (50 Meter Brust), Silber – Christian Diener (50 und 100 Meter Rücken).

Titel verteidigt. Melvin Imoudu siegte erneut über 50 Meter Brust. 
Titel verteidigt. Melvin Imoudu siegte erneut über 50 Meter Brust. 

© Bernd Thissen/dpa

BOXEN

Für das Potsdamer Trio war frühzeitig Schluss im Ring. Leichtgewicht Leonie Schauer (USV Potsdam) sowie Mittelgewichtler Vezir Agirman (SV Motor Babelsberg) schieden bereits durch Niederlagen im Auftaktkampf aus. Alexander Jegorow (Boxsportverein Potsdam), der wie Agirman im Gewichtslimit bis 75 Kilogramm antritt, hatte derweil sein erstes Duell gewonnen, war dann aber zum Viertelfinale nicht mehr einsatzfähig. Immerhin konnten die Drei ein besonderes Wettkampfambiente genießen. Die Fäuste wurden im architektonisch eindrucksvollen Kuppelsaal geschwungen.

Ring unter der Kuppel. Geboxt wurde im Kuppelsaal, der sich im Olympiapark befindet. 
Ring unter der Kuppel. Geboxt wurde im Kuppelsaal, der sich im Olympiapark befindet. 

© Gregor Fischer/dpa

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