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PNN-Serie: Meine WM: Singen wie die Gauchos

Mit der Serie "Meine WM" zeigen die PNN, wie Potsdamer und Brandenburger das globale Fußballspektakel erleben. Teil eins: Anwalt Thorsten Purps will mit einem neuen deutschen Fangesang für Stimmung sorgen - die Inspiration fand er beim WM-Finale 2014.

Das klingt schon wie Musik: Rio de Janeiro. Die bunten Klänge von vor vier Jahren, als das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in der brasilianischen Metropole gespielt wurde, hat Thorsten Purps noch immer den Ohren. Damals hatte der Potsdamer am Tag vor dem Finale über halb legale Wege ein Ticket bekommen, hatte sich kurzentschlossen in den Flieger gesetzt, war eingetaucht in den bunten lateinamerikanischen Cocktail aus Samba und Fußball, bejubelte den 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Argentinien und saß nach 72 Stunden wieder am Schreibtisch in seiner Potsdamer Anwaltskanzlei in der Hegelallee. Seine Erlebnisse hat er danach in einem Reisebericht aufgeschrieben: „Rio Calling: 72 Stunden für die Ewigkeit“.

Beeindruckt von der argentinischen Sangeskunst

Jetzt geht die Geschichte weiter, denn Rio hatte für Purps einen Nachhall, der bis heute nicht verklungen ist. Besonders waren für ihn an der Copacabana die Begegnungen mit den argentinischen Fans. Vor allem der Schlachtgesang der Gauchos hat sich als Ohrwurm eingenistet. „Brasil, decime qué se siente“. In Kneipen und Bars, in der U-Bahn, auf den Straßen und natürlich im Stadion: Stundenlang sangen die Argentinier ihre Fußball-Hymne – angelehnt an den Klassiker „Bad moon rising“ von Creedance Clearwater Revival und gemixt mit dem folkloristischen Musikstil Argentiniens, dem Chacarera.

Während der WM in Brasilien wurde der Gesang auch von französischen, spanischen und italienischen Fans umgedichtet und übersetzt, während es in den deutschen Kurven „Deutschlaaand, Deutschlaaand“ schallte. Als die Argentinier das Lied vor dem Finale im Maracana-Stadion anstimmten, „bekam ich eine grobe Vorahnung, was es mit einem macht, wenn es einen packt“, erzählt Purps. In Sachen Sangesfreude, Inbrunst und Textsicherheit waren die Argentinier den Deutschen weit voraus. „Ich war schwer beeindruckt“, gesteht Purps. „Den Musik-Wettbewerb hätten wir ganz klar verloren.“

Eine stolze Fußball-Ode an den Titelgewinn 2014

Das musikalische Erlebnis hat den Potsdamer so fasziniert, dass er nun eine deutsche Version des alten CCR-Hits und südländischen Schlachtgesangs initiiert hat. Seit 2. Juni läuft ein Video auf YouTube. „Wir war’n in Rio de Janeiro“. Bekannte Melodie, einfacher Text – einmal gehört und es kann mitgesungen werden. Genau das ist die Idee und Hoffnung von Thorsten Purps: „Irgendwann soll sich der Song als Schlachtgesang der deutschen Fans etablieren.“ Neben den bisherigen „Schland“-Rufen also eine stolze musikalische Fußball-Ode an den Titelgewinn 2014. Der Text ist exklusiv die Erinnerung an den großen Erfolg in Rio, melodisch ist es eine Vereinigung mit dem Sangesgut anderer Fußballnationen.

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Melodisch gehörte der Gesang schon vor der Fußball-WM 2014 zum Liedgut argentinischer Fußball-Fans. Es wird den Anhängern des Klubs San Lorenzo Almagro zugeschrieben, die es 2010 als Anfeuerung intonierten. Längst gehören verschiedene Textversionen zum akustischen Stadion-Interieur großer argentinischer Fußballvereine wie Boca, River oder Independiente. Vor vier Jahren texteten die Anhänger der Albiceleste aus dem Schlachtgesang ihre nationale Fußball-Hymne, in der an den Viertelfinalsieg gegen Brasilien bei der WM 1990 in Italien erinnert, Maradona als der größere Fußballer im Vergleich zu Pelé gehuldigt und Messi als neuer Heilsbringer gefeiert wird.

Unterstützung durch den Deutschen Fußball-Bund

Die am morgigen Donnerstag beginnende Weltmeisterschaft in Russland wird also zur Premiere für den neuen deutschen Fangesang. Dazu gibt es ein Image- und Werbevideo, das seit vergangener Woche auf YouTube zu sehen ist und in dem Film- und Tonstudio „Showcase Potsdam“ produziert wurde. Es braucht lediglich 45 Sekunden, in der die ganze Geschichte erzählt und die Botschaft vermittelt wird. Ist ja auch einfach: Bratwürste, Bier, schwarz-rot-goldene Fahnen, fröhliche Menschen, Partystimmung. Über 20.000 Mal wurde der Clip bereits angesehen. Und das Vorhaben, Emotionen zu wecken, scheint angesichts der Kommentare zu funktionieren. Thorsten Purps ist sich nicht sicher, ob in der kurzen Zeit so viele Fans erreicht werden, sodass der Schlachtgesang bereits während der diesjährigen WM zum Chartstürmer wird. „Aber ich sehe das als Langzeit-Projekt“, sagt er „in guter Hoffnung, dass es sich in Zukunft etablieren wird“.

Unterstützt wurde der fußballverrückte Potsdamer Advokat bei der Umsetzung seiner Idee durch den Deutschen Fußball-Bund, der für den Dreh des Imagefilms Trikots der Nationalmannschaft schickte und das Video über seine offizielle Facebook-Fanseite promotet. Auf einer eigenen Facebook-Seite unter dem Titel „Wir waren dabei“ hat Purps das Video gepostet, regelmäßig wird auf dem Social-Media-Kanal über das WM-Geschehen rund um die deutsche Nationalmannschaft berichtet. Auf diese Facebook-Seite können Fans ihre eigenen Mitschnitte stellen, in denen sie das neue Liedgut vortragen. Für die besten Interpretationen gibt es Purps’ kleinen Reisebericht „Rio Calling“. Am liebsten wäre es dem 56-Jährigen jedoch, das Lied würde tausendfach bei den Spielen der deutschen Mannschaft in den WM-Stadien zu hören sein.

+++ Fanlied made in Potsdam +++

Wir war'n in Rio de Janeiro.
Mit Hummels, Götze und mit Lahm.
Der Schürrle stürmte vor,
der Götze schoss das Tor.
Und immer wieder schallt es:
Deutschland vor. 

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