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Reist mit Optimismus. Ralph Welke ist Kanu-Bundestrainer der Canadierfahrer um Medaillen-Hoffnung Sebastian Brendel. Druck durch die Erwartungen spürt der Trainer nicht.

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PNN-Olympiaserie "Rio ruft": „Bist du erfolgreich, hast du alles richtig gemacht“

Ronald Weigel und Ralph Welke sind zwei Bundestrainer aus Potsdam. Der eine für die Geher, der andere für die Canadierfahrer im Kanu-Rennsport. Ihre Begleiter zu den Olympischen Sommerspielen nach Rio sind Erwartung und Hoffnung.

Heißen sie nicht gerade Löw, Klopp oder Guardiola, bleiben sie meist ungenannt und im Hintergrund. Die große Bühne gehört den Sportlern, indes bewegen sich ihre Trainer im Schatten des Rampenlichtes. Doch sind sie die Macher und Produzenten, die Planer und Schleifer, die Tüftler und Navigatoren sportlicher Leistungen und Erfolge. Dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ist vor einigen Jahren aufgefallen, dass er die Positionen und den Stellenwert seiner Trainer stärken muss – und verabschiedete Ende 2005 eine Traineroffensive.

Deren Ziele: Ausbau der Trainerstrukturen, bessere Arbeitsbedingungen, mehr öffentliche Wertschätzung, Steigerung der Attraktivität des Trainerjobs, Motivierung des Trainernachwuchses, bessere Vergütung und Einführung eines Prämiensystems. Wenn zehn Jahre nach Start der Offensive der Chef des Brandenburger Olympiastützpunktes, Wilfried Lausch, davon spricht, dass die Qualität der Trainerarbeit erhöht werden müsse, wird deutlich: Es gibt noch immer viel zu tun – trotz aller Aufrüstung. 170 Trainer sind im olympischen System des Landes Brandenburg beschäftigt. Als Lehrertrainer, Landestrainer, mischfinanzierte Trainer oder Bundesstützpunkt- Trainer versuchen sie, auf verschiedenen Jahrgangs- und Leistungsebenen in 17 olympischen Sommersportarten erfolgreiche Athleten zu formen.

Weigel: „Ich möchte einen langfristigen Aufbau, keinen Crashkurs“

Die beiden Potsdamer Trainer Ronald Weigel und Ralph Welke reisen in diesen Tagen in olympischer Mission nach Rio. Letzterer als Kanu-Bundestrainer der Canadierfahrer, Weigel als Nationalcoach der Geher. Rio, wo – wie alle vier Jahre wieder – das große Medaillenzählen beginnt, wird zum Rapport für die Trainergilde. Der Medaillenspiegel wird zur Abrechnung über vermeintlich gute oder schlechte Arbeit. „Bist du erfolgreich, hast du alles richtig gemacht“, sagt Weigel, „wenn nicht ...“ Das Satzende liegt auf der Hand, doch so schwarz oder weiß ist es nicht.

Gerade in einer Ausdauersportart wie Gehen, in der das Leistungsoptimum erst nach vielen Jahren und Zehntausenden Trainingskilometern erreicht wird, lässt sich Erfolg nicht auf Bestellung servieren, aber durchaus planen. Weigel, selbst Weltmeister und dreifacher olympischer Medaillengewinner, weiß aus eigener Erfahrung, wie Training innerhalb eines olympischen Zyklus dosiert werden muss. In Gesprächen mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband seien für das Olympiajahr 2016 individuelle Zielstellungen, Planungen und Absprachen für Trainingslager vereinbart und für die Spiele in Rio gemeinsame Vorgaben entwickelt worden. Er habe sich dabei an den Fakten und individuellen Möglichkeiten der Athleten orientiert, so Weigel. Er wisse zu gut, dass gerade bei Olympischen Spielen, wenn selbst eine sonst vernachlässigte Sportart wie das Gehen in den Fokus rückt, nach einem einzigen Ergebnis abgerechnet wird. „Doch ich versuche, so gut es geht für die Leistungsentwicklung der Athleten da zu sein“, sagt der 58-Jährige. „Ich möchte einen langfristigen Aufbau, keinen Crashkurs.“

Welke: „Druck ist nicht da, vielmehr Optimismus“

Der Verband gebe ihm die Zeit, „sodass wir in den vergangenen zwei, drei Jahren diese Linie umsetzen konnten bei gleichzeitiger sportlicher Entwicklung der Athleten“, so Weigel. Daher habe er für Rio zwar schon eine Erwartungshaltung, die sich aus der Entwicklung der Sportler in den vergangenen Jahren, den guten internationalen Platzierungen in der aktuellen Saison und den Trainingsleistungen ergibt. Erfolgsdruck aber spüre er nicht, weil Ronald Weigel für seine drei Rio-Starter Christopher Linke, Nils Brembach und Hagen Pohle eine Perspektive weit über den August 2016 hinaus sieht. „Weil die Grundlage stimmt, sind sie fähig weiterzumachen und sich bis Tokio 2020 zu verbessern.“

Für Kanu-Trainer Ralph Welke ergibt sich für die Rio-Spiele ein Anspruch auf Medaillen aus den Erfolgen der vergangenen Jahre, den Weltcup-Regatten dieser Saison und aus dem Selbstverständnis des KC Potsdam, der beste Kanuverein der Welt zu sein. „Ein kompletter Medaillensatz für Potsdam ist das Ziel“, sagt der 56-Jährige. Wer die Plaketten holt, sei von vielen Faktoren abhängig – sogar vom Wind, der in die Lagoa Rodrigo de Freitas, der olympischen Regattastrecke, weht. Auf insgesamt sechs Podestplätze soll die deutsche Kanuflotte paddeln, dabei zwei- bis dreimal auf Platz eins. Das sind die Erwartungen, die sich aus „Meilensteingesprächen“ mit dem Deutschen Kanu-Verband ergeben haben. „Druck ist nicht da“, sagt Welke, „vielmehr Optimismus.“ Gleichwohl schränkt er ein: „Olympische Spiele sind etwas Besonderes. Die Anspannung ist schon eine andere und größere.“ 

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