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Kaum zu überwinden. Im Tor von Max Vernet Schweimer schlug es während der 32 Spielminuten nur dreimal ein.

© S. Seifert/Verein (Archiv)

OSC-Wasserballer legen im Bronze-Duell vor: Bollwerk am Brauhausberg

Die Wasserballer des OSC Potsdam gewannen das erste Spiel um Bronze in der Deutschen Meisterschaft. Gegen den ASC Duisburg zeigten sie eine außergewöhnlich starke Defensivleistung. Zudem bewies der OSC Schlitzohrigkeit und überraschte mit einem Comeback.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Es kam einer Kapitulation gleich. Noch knapp eine Viertelminute war auf der Spieluhr verblieben, als die Wasserballer des ASC Duisburg am Samstag im ersten Spiel um Bundesliga-Bronze nochmal den Ball erhielten. Doch statt einen letzten Angriff gegen den OSC Potsdam zu initiieren, ließ Kapitän Dennis Eidner das Spielgerät nach dem Anwurf einfach auf dem Wasser treiben und begann, bereits Richtung Beckenrand zu schwimmen. Die Zeit tickte herunter. Das Duisburger Team gab auf. Enttäuscht, entnervt, entzaubert. 

Historisch wenig Gegentore in einem Liga-Medaillenspiel

Mit einer herausragenden Defensivleistung hatte Potsdam die Gäste deutlich 9:3 (2:0, 3:0, 2:3, 2:0) bezwungen und so den ersten Schritt Richtung Wiederholung von Platz drei in der Deutschen Meisterschaft gemacht. „Die ganzen positiven Emotionen nehmen wir mit nach Duisburg – und von dort wollen wir dann die Medaille zurückbringen“, sagte OSC-Torwart Max Vernet Schweimer. Um wie 2018 auf dem Ligapodium zu stehen, brauchen die Brandenburger noch einen Auswärtssieg gegen den Ruhrpott-Rivalen – entweder gleich am Samstag beim zweiten Spiel der Serie oder, wenn dieses verloren gehen sollte, tags darauf in einem abschließenden Showdown.

Den Grundstein für einen möglichen erneuten Gewinn von nationalem Edelmetall legte die OSC-Mannschaft im heimischen blu-Bad. Sie errichtete ein Bollwerk am Brauhausberg. In drei der vier Spielviertel ließ Potsdam kein einziges Gegentor zu. Insgesamt nur drei Treffer wurden dem Kontrahenten während der 32 Minuten gestattet – eine außergewöhnliche Bilanz. Ganz selten in der Geschichte der Wasserball-Bundesliga bewachte ein Team sein Tor in einem Medaillenmatch so effektiv - zuletzt 2014. „Unsere Abwehr war unglaublich, fantastisch“, schwärmte Keeper Vernet Schweimer. „Alle sind immer den einen Meter schneller und weiter zurückgeschwommen, um zu verteidigen, haben ihren Arm ein paar Zentimeter mehr gestreckt, um zu blocken.“ Und wenn doch etwas bis zum Kasten durchkam, dann war der Deutsch-Spanier mit etlichen starken Paraden zur Stelle.

Defensiv-Fetischist Alexander Tchigir hat seine Freude

Mit jeder weiteren erfolgreichen Aktion vor dem eigenen Tor stieg auch die Begeisterung bei Alexander Tchigir. Der Potsdamer Trainer ist als ehemaliger Weltklasse-Torwart ein bekennender Defensiv-Fetischist. Geblockte oder gehaltene Würfe von Duisburg bejubelte er zunehmend energisch mit geballter Faust. Ein „Riesenkompliment“ musste er daher auch nach der Partie seinem Team aussprechen. Wenngleich der stets kritische Coach meinte: „Ein, zwei Tore haben wir hergeschenkt. Das muss ja nicht sein.“ 

Doch es sei in diesem Fall zu verschmerzen gewesen, beschwichtigte OSC-Kapitän Hannes Schulz. An seinem 29. Geburtstag wurde er zum besten Spieler der Partie gekürt, erzielte allein so viele Treffer wie die gesamte Duisburger Mannschaft und eröffnete das Match auf imposante Weise mit dem 1:0. An der rechten Außenseite, nahe der Mittellinie erkannte der deutsche Nationalspieler, dass ASC-Goalie Stefan Popovic zu weit vor seinem Gehäuse postiert war. Schlitzohrig versenkte er den Lupfer.

Herausforderung unter freiem Duisburger Himmel

Hannes Schulz lobte die entschlossene Vorstellung seiner Truppe. „Es lief genau so, wie wir uns das vorgestellt hatten“, sagte er. „Durch die Bank weg waren alle im Finalmodus.“ Auch Erik Miers. Auf Anhieb. Der 35-jährige mehrfache Deutsche Meister hatte 2018 bei seinem Heimatverein in Potsdam seine Leistungssportkarriere beendet. Danach mischte er nur noch zum Spaß beim zweiten OSC-Herrenteam mit. Doch weil nun bei der „Ersten“ einige junge Akteure wegen ihres Einsatzes in der U18-Bundesliga fehlten und es daher an wichtigen Wechselmöglichkeiten mangelte, sprang Miers noch mal ein. „Er holt einen Fünfmeter raus, hat hinten sauber gearbeitet. Erik ist und bleibt eben ein ganz großer Wasserballer“, sagte Schulz anerkennend.

Dass Erik Miers nun auch in Duisburg dabei sein wird, ist eher nicht zu erwarten. Der angestammte Kader sollte zum Wochenende wieder zusammen sein. Die Trainingswoche bis zum Saisonabschluss stuft Alexander Tchigir aber als schwierig ein. Trotz des krachenden Auftakterfolgs – beziehungsweise gerade wegen ihm. „Ich muss im mentalen Bereich noch mehr aufpassen“, betont der Coach. „Es darf sich nicht der Gedanke einschleifen, dass jetzt alles so einfach weitergeht.“ Vielmehr sei der Gastauftritt in Duisburg eine „enorme Nervenprobe“. Gespielt wird etwa in einem für den OSC ungewohnten Freibad. „Das fühlt sich immer anders an als in der Halle“, berichtet Lukas Küppers. Der wurfgewaltige 23-Jährige weiß zudem: „Duisburg wird uns mit allem bekämpfen, was sie haben. Es wird ganz hart.“ Das Schwenken der weißen Flagge galt nur für das Match im blu.

+++ OSC-Jugend verpasst knapp das Bundesliga-Finale +++

Freud und Leid lagen bei den Wasserballern des OSC Potsdam am Samstag dicht beisammen. Während die Bundesliga-Männer ihren Auftaktsieg im Bronze-Duell gegen den ASC Duisburg bejubelten, mussten die Junioren in der U18-Bundesliga eine schmerzhafte Niederlage hinnehmen. Das Team von Trainer André Laube verlor bei den favorisierten Wasserfreunden Spandau das Halbfinal-Rückspiel nach einem Gegentor neun Sekunden vor Schluss mit 7:8 – der Traum vom Finaleinzug platzte. Das Hinspiel in Potsdam war 11:11 unentschieden ausgegangen. Nun trifft der OSC im Kampf um Bronze auf den SSV Esslingen, der bei seinem Halbfinale gegen die White Sharks Hannover den Kürzeren zog.

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