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Baumeister des Erfolgs. Dank der unermüdlichen Herzblutarbeit von Harry Volbert hat sich Potsdam im Wasserball zu einer deutschen Top-Adresse entwickelt. Erst wurde dies im Nachwuchsbereich geschafft, inzwischen gilt es auch für die Männer.

©  Tobias Gutsche

OSC Potsdam: Ein Leben am Beckenrand

Das Potsdamer Wasserball-Urgestein Harry Volbert feierte seinen 85. Geburtstag - stilecht in der Schwimmhalle. An den sportlichen Ruhestand denkt er noch nicht. Schweren Herzens muss sich Volbert nun aber von etwas verabschieden.

Von Tobias Gutsche

Wo sonst hätte jemand wie Harry Volbert die Feier zu seinem 85. Geburtstag geben sollen? Wenn es zu ihm passen sollte, dann blieb nur diese eine logische Möglichkeit: direkt neben dem Schwimmbecken des Brauhausberg-Bades, dort, wo das Potsdamer Wasserball-Urgestein so viel Zeit verbracht hat. „Ach, meinen 80. hatte ich auch schon hier gefeiert. Das ist eben auch eine Art Zuhause für mich“, erzählte Volbert am Dienstagnachmittag, als er im Bistro des Bades Dutzende Gäste empfing. Mit feinem Zwirn bekleidet machte er das und gab so ein durchaus ungewohntes Bild ab. Normalerweise ist Harry Volbert dort nur in Sportshirt, kurzer Hose und Badelatschen zu erleben.

„Jeder Meistertitel, jede Medaille fußt auf deiner Arbeit!“

Gebürtig aus Brandenburg an der Havel stammend begann er früh mit dem Schwimmen und Wasserball, schon als Jugendlicher war Volbert in beiden Sportarten zudem als Übungsleiter tätig. Die Brandenburger Wasserballer erarbeiteten sich unter seiner Regie einen guten Ruf in der DDR. Doch dann der Bruch. Auf Staatsgeheiß wurde ab 1970 die nationale Förderung für die älteste olympische Mannschaftssportart wegen zu geringer Erfolgsaussichten eingestellt. Harry Volbert blieb nichts anderes übrig, als Wasserball nur noch ohne Ball trainieren zu lassen. Also stupides Schwimmen. An der Sportschule in Brandenburg an der Havel fungierte er in der Rolle eines Lehrercoachs und machte 1977 zusammen mit seiner Ehefrau Ruth – sie war Chemielehrerin – den Umzug der Elite-Penne nach Potsdam mit.

Dort schlummerte der Wasserball auch in einem Dornröschenschlaf. Bis sich Deutschland wiedervereinigte. „Nach der Wende habe ich gleich gesagt: Wir Wasserballer wollen jetzt aber unsere Gleichberechtigung wieder haben“, erklärt Harry Volbert. Er baute dann unter dem Dach des OSC Potsdam etwas Neues, letztlich etwas Großes auf. „Aber natürlich nicht alleine. Ich habe viele richtig gute Leute an der Seite gehabt“, betont er bescheiden. Bei seinem Club, der zu einer deutschen Top-Adresse im Nachwuchs und inzwischen auch bei den Männern gereift ist, wissen sie aber ganz genau um die Verdienste Volberts. Auf der Facebookseite hieß es anlässlich seines Jubiläums: „Wir haben dir so viel zu verdanken. Jeder Meistertitel, jede Medaille fußt auf deiner Arbeit!“

OSC darf trotz Schließung nochmal in alter Halle spielen

Und diese Arbeit ist trotz stattlichen Alters längst nicht abgeschlossen. Dreimal pro Woche steht der Ehrenamtspreisträger der Stadt Potsdam weiterhin am Beckenrand. Montags betreut er die U17-Akteure beim Schwimmtraining am Luftschiffhafen, dienstags und donnerstags vermittelt er am Brauhausberg als Co-Trainer der U11-Mannschaft das Abc des Wasserballs. Einer Sportart, die „nichts für Weicheier“ sei, sagt Volbert. Entsprechend ist sein Führungsstil: klar in den Worten, streng in der Handhabung. Das war schon immer so – und so wird es auch bleiben. Denn ein sportlicher Ruhestand kommt für ihn nicht infrage. „Ich habe Knie- und Hüftendoprothesen und einen Herzschrittmacher, bin also ein reinstes Ersatzteillager, aber so lange mich meine Beine tragen, mache ich weiter.“ Er spüre, dass der Umgang mit jungen Menschen ihn fit halte. Sowie die mit jeder gegebenen Trainingseinheit im Brauhausberg-Bad verbundene eigene Aktivität. „Ich gehe anschließend immer ins kleine Becken und ziehe 45 bis 60 Minuten meine Bahnen.“

Dieser Tage sind es die letzten in der altehrwürdigen DDR-Schwimmhalle. Am Sonntag wird sie offiziell geschlossen, ehe ab dem 7. Juni für Harry Volbert das neue Bad zum Anlaufpunkt wird. „Sicherlich freue ich mich darauf, dass Potsdam so eine schöne Halle bekommt“, meint er. „Allerdings tut es mir um die alte ein bisschen Leid, weil ich natürlich sehr an diesem Ort hänge.“ Jener Ort wird aber – trotz Schließung – nochmal ein sportliches Highlight erfahren. Am 3. Juni bestreiten die OSC-Männer dort ihr historisch erstes Duell einer Serie um Bronze in der deutschen Meisterschaft. Gegner ist der ASC Duisburg. „Die Badleitung hat uns die Ausnahmeöffnung genehmigt“, berichtet André Laube, sportlicher Leiter des Vereins. „Wir freuen uns, dass es klappt.“ Denn so können Potsdams Wasserballer gebührend Abschied von ihrer langjährigen Heimat nehmen. Harry Volbert wird dann gewiss am Beckenrand zu finden sein. Wo sonst?

Die altehrwürdige Schwimmhalle am Brauhausberg öffnet am Sonntag letztmalig ihre Pforten für Badegäste. Zu diesem besonderen Anlass finden Sie in der morgigen PNN-Ausgabe ein großes Spezial über das 1971 errichtete Bad.

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