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Geschafft. Die Mannschaft um Ferdinand Korbel holte für den OSC die erste nationale Medaille bei den Männern.

© Sandra Seifert/Verein

OSC Potsdam: Durchs Wellenbad aufs Podium

Der OSC Potsdam hat Vereinsgeschichte geschrieben. In einer dramatischen Serie um Platz drei der Deutschen Meisterschaft sicherten sich die Potsdamer Wasserballer erstmalig eine Medaille bei einem nationalen Männer-Wettbewerb. Dadurch beendeten sie auch eine deutsche Wasserball-Dynastie.

Von Tobias Gutsche

Als die Spieluhr auf 0:00 Minuten getickt war, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Wer sich vom OSC Potsdam bis dato noch nicht im Becken befunden hatte, änderte das schnell. Feuchtfröhlich feierten Potsdams Wasserballer am gestrigen Sonntagnachmittag den erstmaligen Medaillengewinn in einem nationalen Männer-Wettbewerb. Sie entschieden auswärts die Serie um Bronze der Deutschen Meisterschaft gegen den ASC Duisburg für sich und beendeten damit eine Wasserball-Dynastie. Denn: Seit 2011 hatten durchweg die Wasserfreunde Spandau, Waspo Hannover und der ASC Duisburg das Podium besetzt.

„Und jetzt – endlich, endlich, endlich – haben wir es unter die Top drei geschafft. Es ist ein wunderbares Gefühl“, sagte Matteo Dufour. „Ein Herzenswunsch vieler Leute hier ist in Erfüllung gegangen.“ Im Jugendbereich war der OSC schon lange eine bedeutende Adresse von Wasserball-Deutschland. Allein 14 nationale Titel wurden bislang gewonnen. Gestärkt durch die hervorragende Nachwuchsarbeit ging es auch bei den Herren empor. Siebenmal scheiterten sie zuletzt allerdings in einer Medaillenrunde daran, tatsächlich auch Edelmetall aus dem Wasser zu fischen. Als einziger Spieler war Matteo Dufour stets dabei. „Unser Verein, wir als Mannschaft haben alle so hart gearbeitet“, erzählte der Italiener emotional berührt. „Das ist jetzt der verdiente Lohn.“

Zwei Partien auf Messers Schneide

Um ihn einzustreichen, mussten die Potsdamer am Wochenende durch ein Wellenbad der Gefühle schwimmen. Dank des 15:9-Heimerfolges in der Vorwoche waren sie mit einer Führung an die Wedau gereist – und mit der Entschlossenheit, gleich am Samstag die Serie abzuschließen. Doch im Duisburger Freibad misslang der Start in die Partie. 0:4, „echt bitter“, resümierte Matteo Dufour. „Aber wir haben uns nicht aufgeben.“ Die Gäste kämpften sich heran und erzwangen mit einem Treffer in der Schlusssekunde das Fünfmeterschießen. Dabei präsentierte sich Duisburg besser, gewann unter dem Strich 18:16 und schaffte den Ausgleich.

Also musste Match drei am Sonntag die Entscheidung bringen. Diesmal begann der OSC hellwach, lag 3:0 vorne – und kam danach vom Kurs ab. Beim zwischenzeitlichen Stand von 4:7 schien es, als würde der Brandenburger Verein wieder nur Vierter werden. „Spätestens dann wäre das zu einem echten Trauma geworden“, sagte Dufour. Aber sein Team ließ es nicht dazu kommen, sondern bewies beeindruckende Moral. Durch einen 6:0-Zwischenspurt rissen die Potsdamer, bei denen Lukas Küppers mit neun Treffern in beiden Partien glänzte, das Ruder herum und triumphierten 11:8.

OSC ist "Deutscher Amateurmeister"

Daheim in Potsdam saß André Laube vor dem Internet-Liveticker, die Nerven wie Drahtseile gespannt. „Echt schlimm, so etwas Aufregendes nur aus der Ferne mitverfolgen zu können“, sagte der sportliche Leiter der OSC-Wasserballer. „Wahnsinn, wie dieses Team am Ende alle Kräfte aus sich herausgeholt hat.“ Es sei keine leichte Saison gewesen, betonte Laube. Vor dem Spieljahr habe die Clubführung erstmals das Niveau in der Mannschaft ausgemacht, das es braucht, um „seriös“ eine Meisterschaftsmedaille als Ziel öffentlich zu nennen. Doch die großen Ambitionen wurden in der Bundesliga-Hauptrunde nur phasenweise erfüllt. Es gab viele Hochs und Tiefs. Vor dem abschließenden Doppelspieltag drohte gar noch der Abstieg. „Wir haben aber mit der Zeit eine hervorragende Entwicklung genommen, die in den Playoffs ihre Krönung gefunden hat“, erklärte der sportliche Leiter und lobte. Die Spieler für ihren unermüdlichen Willen, den Abteilungsleiter und Hauptsponsor Andreas Ehrl für seine verschiedensten Formen der Unterstützung. Und vor allem Alexander Tchigir. Für die nun bronzedekorierte Arbeit am Beckenrand.

Seit 2009 ist der ehemals weltbeste Wasserball-Torwart als Trainer beim OSC Potsdam tätig. Erfahrung ist sein absoluter Trumpf. Unter anderem bestritt er fast 700 Länderspiele mit Russland und Deutschland, wurde Dritter bei der Europa- und Weltmeisterschaft und bei Olympia. Diese Fachkundigkeit trifft bei ihm auf ein Höchstmaß an Leidenschaft. „Tchagga“, wie der gestern ebenfalls nach Spielschluss baden gegangene Coach genannt wird, lebt ein jedes Spiel außen auf dem Trockenen mit, als würde er sich selbst durchs Wasser wühlen. „Für mich ist er unser großer Held“, schwärmte Laube. „Sensationell, wohin er die Jungs geführt hat.“ Zu Bronze in der Bundesliga, sagen die einen. Zum Titel des Deutschen Amateurmeisters, sagt André Laube. Waspo Hannover und die Wasserfreunde Spandau, zwischen denen es im Best-of-Five-Finale 2:1 steht, seien Profiteams, mit denen andere Clubs aus der Bundesrepublik schlichtweg nicht konkurrieren können. „Abseits von ihnen waren wir jetzt die Besten. Diesen Moment müssen wir genießen.“

In der U18-Bundesliga kommt es auch zum Duell um Bronze zwischen dem OSC Potsdam und ASC Duisburg – beide Teams mussten sich bei ihren Halbfinals den White Sharks Hannover beziehungsweise Wasserfreunden Spandau beugen.

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