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Sport: Nur verheiratete Boxer durften nach Flensburg

Fritz Fiebelkorn trifft morgen vielleicht Manfred Wolke wieder

Fritz Fiebelkorn trifft morgen vielleicht Manfred Wolke wieder Vor einem Jahr gab Fritz Fiebelkorn den Schlüssel zur Boxhalle ab, seine letzte Aufgabe war erfüllt. Die Schultern schmerzen, das einst gebrochene Handgelenk hat den Schlägen der Boxer nichts mehr entgegenzusetzen. 69 Jahre wird der frühere Trainer von Motor Babelsberg im Mai; es ist kein Geburtstag zur großen Feier. Erst in einem Jahr, wenn er rundet, dann sollen sie alle noch einmal zusammenkommen, gemeinsam einen Kaffee trinken und sich an alte Zeiten erinnern. Eingeladen sind dann auch die Gehn- Zwillinge Konrad und Ronald, Siegfried Ellwanger und Manfred Wolke. Ein Wiedersehen zwischen den früheren Babelsberger Gestaltern in und um den Ring gibt es schon morgen ab 18 Uhr beim Forum „Babelsberger Boxgeschichte“ der Universität Potsdam. Dass Wolke daran teilnimmt, daran kann Fiebelkorn nicht so recht glauben. Zu oft hat der wohl bekanntesten Boxer mit Wurzeln in Babelsberg sein Kommen zugesagt, zu oft fehlte er zur Einladung. Fiebelkorn winkt ab, er kennt seine Jungs. Auch Wolke gehörte damals zu seiner Gruppe, die er mit Cheftrainer Martin Neef gemeinsam betreute. Früher, da war Manne, der in der Wollestraße gewohnt hat, kaum zu bremsen. Freitags ließ er das Fenster zur Motor- Halle auf, um am Wochenende gegen den Sack zu boxen. Olympiasieger wollte er werden, ein klares Ziel hatte er vor Augen – 1968 wurde er es. Zu der Zeit boxte man in Babelsberg noch in der DDR-Liga, wurde darin Meister und hatte ein paar turbulente Jahre hinter sich. Es sind die kleinen Dinge, die Feinheiten des Lebens, die Fiebelkorn zu diesen Augenblicken einfallen. November 1966 beispielsweise, ein Jahr, nachdem Motor Babelsberg erstmals in der Liga antrat, kam es zum Rückkampf gegen das Boxteam aus Flensburg. „Da durften nur verheiratete Männer mit“, erinnert sich Fiebelkorn an den Kampf, den Motor klar gewann; Siegfried Fricke heiratete daher schnell noch, und alle kehrten zurück. Fiebelkorn erzählt die Anektode aus einer Zeit, in der das Babelsberger Boxen blühte. Neef und Wolke gingen nach Strausberg und wurden international erfolgreich, die Motor- Ligamannschaft mit den Zwillingen Gehn sowie Gerhard und Manfred Hanpfler, Burkhard Grünberg, Dietmar Grönke und Karl- Heinz Heefke wurde 1968 DDR-Ligameister, nahm aber nach Fiebelkorns Veto das Aufstiegsrecht nicht wahr. Sieben Jahre boxte Babelsberg noch in der Liga, mal in der Motor-Halle, mal im Speisesaal des Karl-Marx- Werkes oder im RAW Potsdam. Bis zu 1000 Zuschauer hatten sie am Kampfabend. Später eröffneten sie die neue Sporthalle Heinrich-Mann-Allee, danach lag die Konzentration auf der Entwicklung von Nachwuchs für die Frankfurter Kinder- und Jugendschule. Ganz oben angekommen ist da nur einer: Mike Hanke aus Geltow, der 1987 DDR-Juniorenmeister wurde und 2000 Vize-Weltmeister. Er boxt in der Liga für Velbert. Fiebelkorn hatte seit dem Aus in der DDR-Liga 1975 nichts mehr mit dem Boxen zu tun, als Ralph Mantau 1990 bei ihm anrief. Die Tradition sollte wieder auferstehen, Motor sollte wieder jemand werden. Fiebelkorn zweifelte an dem Vorhaben, doch Mantau gab nicht auf. „Ich ging inkognito in die Trainingshalle, mich kannte ja keiner, aber das war nichts für mich“, sagt Fiebelkorn. Die Zeiten hatten sich geändert, einen wie Wolke, der Olympiasieger werden wollte, gab es nicht mehr. Doch Mantau hielt an seiner Idee fest, Fiebelkorn arbeitete daran mit und 1995 gab die Motor-Staffel ihr Debüt bei einem Kampftag im Blauhaus. Danach boxten sie Oberliga, seit dieser Saison ist Motor Babelsberg Zweitligist. Und Fiebelkorn? Er trainiert allmorgendlich an seinen Hanteln und einzig ein Auswärtskampf von Motor würde ihn noch reizen. Alle anderen Stationen als Boxtrainer hat er abgehakt. jab Forum zur Babelsberger Boxgeschichte, Freitag 18 Uhr, Autohaus Brandenburgische Automobil GmbH Gerlachstraße, Eintritt frei.

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