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Faules Spiel. Kicker des SVB sollten angeblich für Betrügereien gewonnen werden.

© Andreas Klaer

Nulldrei und der Manipulationsverdacht: SV Babelsberg 03 hilft bei der Aufklärung

Der Manipulationsverdacht in der Fußball-Regionalliga beschäftigt die Justiz. An der Aufklärung arbeitet der SV Babelsberg 03 mit. Und während sich Deutschlands Fußballchef zu den Vorfällen äußert, steht an der Spitze des Nordost-Verbands ein Mann mit Wettbetrug-Erfahrung.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Mit 2:3 trennten sich vorigen Samstag der SV Babelsberg 03 und Chemnitzer FC in einem kurzfristig angesetzten Testspiel. Sportlich hatte die Partie der beiden Regionalligisten keinen großen Wert. Doch besitzen genau jene Vereine derzeit eine immense Bedeutung für Fußball-Deutschland, denn sie haben womöglich die Aufdeckung krimineller Machenschaften mit Spielmanipulationen ins Rollen gebracht. 

SVB-Spieler sagten in erster Sportgerichtsverhandlung aus

Das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV) ermittelt nun – ebenso laufen gar staatsanwaltliche Untersuchungen. „Das sind absolut traurige Dimensionen“, sagt Archibald Horlitz, Präsident des SV Babelsberg. „Wir versuchen alles, um dazu beizutragen, dass die Geschichte vollständig aufgeklärt wird. Wir sind dabei im Status: Zeuge.“ Diesem Status wurde der SVB am 1. Februar gerecht, als das NOFV-Sportgericht erstmalig in der Sache verhandelte. 

Wegen des „hinreichenden Tatverdachts auf eine mögliche Einflussnahme auf das Spielergebnis“ wurde ein Verfahren gegen Andreas Petersen eingeleitet. SVB-Spieler werfen dem sportlichen Leiter von Germania Halberstadt vor, ihnen Geld für eine absichtlich schlechte Leistung im Ende November ausgetragenen Spiel gegen Halberstadt geboten zu haben. Der SVB gewann 3:1. Jene zwei Babelsberger Spieler machten laut Horlitz auch ihre Aussage in der NOFV-Verhandlung. Das Sportgericht folgte dem Antrag von Petersens Anwalt, weitere Personen zur Beweisaufnahme zu laden, sodass das Verfahren weiter fortgesetzt wird. „Auch bei einer nächsten Verhandlung wird vom SVB jemand dabei sein“, bestätigt Horlitz.

DFB-Boss Grindel betont Straftatbestand von Spielmanipulationen

Laut PNN-Informationen sollen den Nulldrei-Kickern insgesamt 12.000 Euro offeriert worden sein. Und es soll auch Hinweise dafür gegeben haben, dass das Geld durch das Wirken eines Sponsors bereit gestanden hätte. Und an diesem Punkt entsteht die Verknüpfung zum Chemnitzer FC. Der hat selbst einen dubiosen Vorfall mit einem potenziellen neuen Partner angezeigt. Demnach versuchte der chinesisch Sportvermarkter Star Movement, eine Zusammenarbeit mit dem sächsischen Club anzuschieben. Bei den Gesprächen sollen jedoch von Vertretern der Agentur Andeutungen gemacht worden sein, Spiele manipulieren zu wollen. Seit dem 30. November 2018, dem Tag der Partie zwischen Babelsberg und Halberstadt, ist Star Movement Partner bei Germania Halberstadt. Die Staatsanwaltschaft prüft die Fälle „wegen des Verdachts auf Manipulation berufssportlicher Wettbewerbe“.

Dass es staatsanwaltliche Ermittlungen gibt, stimmt Reinhard Grindel zufrieden. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) habe in seiner von 2002 bis 2016 währenden Zeit als Bundestagsabgeordneter „dafür gesorgt, dass Spielmanipulationen Straftatbestand werden“, sagt er. Die Möglichkeiten der Ermittlungen seien so ausgeweitet. Darüber hinaus zeigt sich der 57-Jährige froh, dass sich die betroffenen Vereinsvertreter, also auch die des SV Babelsberg 03, mit ihrer Meldung richtig verhalten haben. „Das ist schließlich unsere Pflicht im Sinne des Fairplay“, betont SVB-Präsident Horlitz. 

Halberstadt-Trainer: "Tägliche Arbeit hat nicht gelitten"

Derweil ist der ins Visier geratene Spielvermarkter aus China, der ein deutsches Büro in Wernigerode listet, nicht für Medienanfragen zu erreichen. Der Anwalt von Andreas Petersen äußert sich öffentlich nicht. Auch der Geschäftsführer der Halberstädter Fußball GmbH Dominik Tronnier lehnte gegenüber der „Volksstimme“ eine Stellungnahme zu den Anschuldigungen sowie zur Rolle einer chinesischen Medienbeauftragten beim Verein ab. Germanias Trainer Maximilian Dentz sagte indes dem Internetportal „fupa.net“, der Vorwurf habe seine Mannschaft nicht betroffen „und unsere tägliche Arbeit hat darunter nicht gelitten. Allerdings war es sehr schade, dass wir als Team medial da mitreingezogen wurden“. 

Bislang sind nur die Verdachtsmeldungen von Babelsberg und Chemnitz beim NOFV eingegangen, wie Präsident Erwin Bugar erklärt hatte. Er ist mit der Thematik Wettbetrug im Fußball gut vertraut. Als Mitglied im DFB-Kontrollausschuss begleitete Bugar 2005 und 2006 die Enttarnung des Berliner Schiedsrichters Robert Hoyzer, der Spiele in Zusammenarbeit mit der Wettmafia verpfiff.

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