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Schockstarre nach Spielschluss. Die Potsdamer Volleyballerinnen waren fassungslos, verpassten sie doch nur knapp das Endspiel.

© Julius Frick

Niederlage gegen Schweriner SC: SC Potsdam scheitert im Pokal-Halbfinale

Das spektakuläre Aus im Halbfinale des Volleyball-Pokals gegen den Schweriner SC war bitter für den SC Potsdam, weckt aber auch Hoffnungen für den weiteren Saisonverlauf. 

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Guillermo Hernandez wollte seine Botschaft schnell loswerden. Kurz nach dem auf bittere Art verloren gegangenen Halbfinale im Deutschen Volleyball-Pokal gegen den Schweriner SC trommelte der neue Cheftrainer des SC Potsdam seine Mannschaft noch auf dem Feld zusammen. Im geschlossenen Kreis blickte er am Mittwochabend in traurige Gesichter und tränende Augen, doch der Spanier versuchte, aufzumuntern. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie fantastisch waren. Und dass ich unheimlich stolz auf sie bin“, erzählte Hernandez, der es in seinem ersten Spiel als SCP-Coach nur knapp verpasst hatte, gleich mit dem Brandenburger Club Geschichte zu schreiben.

Drei-Punkte-Führung im letzten Satz abgegeben

Beim 2:3 (18:25, 25:19, 25:14, 19:25, 12:15) gegen den amtierenden Deutschen Meister fehlte Potsdam nicht viel, um erstmalig ins nationale Cup-Endspiel einzuziehen. Bereits ihren bis dato einzigen Pokal-Halbfinalauftritt vor zwei Jahren hatten die SCP-Frauen in der heimischen MBS-Arena gegen Schwerin verloren – allerdings deutlich 0:3.

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Diesmal war es vor rund 1000 Zuschauern ein heißer Fight, der schon mit einer Feuershow vor dem ersten Aufschlag eingeläutet wurde. Auf Betriebstemperatur kamen die Gastgeberinnen aber zunächst nicht. Im ersten Satz wirkten sie nervös, erlaubten sich viele technische Fehler und agierten zum Teil orientierungslos. Mit Beginn des zweiten Durchgangs platzte dann der Knoten. Ballwechsel für Ballwechsel spielten sich die „Rothemden“ stückweise in einen wahren Rausch, gingen nach Sätzen 2:1 in Führung. Doch der national in dieser Saison noch ungeschlagene Kontrahent schlug zurück. Im finalen Spielabschnitt bog der SCP zunächst auf die Siegerstraße ein und träumte beim Stand von 11:8 vom Finaltrip nach Mannheim. Daraus wird allerdings nichts. Stattdessen duellieren sich dort am 24. Februar Stuttgart und Schwerin, denn der Bundesliga-Tabellenführer aus Mecklenburg-Vorpommern drängte Potsdam letztlich noch ab und triumphierte. „Warum auch immer haben wir zum Schluss keine Ordnung mehr gehabt“, ärgerte sich SCP-Akteurin Anne Hölzig über die eiskalte Dusche am Ende.

"Dazu darf ich nichts sagen"

Das Spektrum zwischen feurig und eiskalt passt scheinbar auch sehr gut zu Guillermo Hernandez. Ihm an der Seitenlinie zuzuschauen, war ein Erlebnis für sich. Am erst dritten Tag seiner Tätigkeit im Luftschiffhafen brannte der 41-Jährige vor Enthusiasmus. Ein stetiges Brodeln mit zahlreichen emotionalen Ausbrüchen waren bei ihm zu erkennen, dem Mann, der von der Vulkaninsel Teneriffa stammt. Lauten Jubelschreien mit geballten Fäusten folgten wütende Schläge auf die eigenen Oberschenkel, zornige Ansagen in Richtung der Schiedsrichter brachten ihm sogar eine Gelbe Karte ein. Obendrauf gab Hernandez auch noch den Animateur für das Publikum, indem er die Fans mit wild rudernden Armbewegungen zur Anfeuerung aufforderte. Zugleich zeigte der Coach auch eine andere Seite. Die abgeklärte. Stringent und konzentriert sprach er in Auszeiten oder zwischen den Sätzen zur Mannschaft. Und während der Ballwechsel erinnerte der Spanier oft an einen Wolf, so wie er vor der Auswechselbank in seinem Revier hoch und runter streifte. Der Blick stechend scharf, die Szenerie genau beobachtend, um sich den richtigen Plan zurecht zu legen

„Die ersten Eindrücke von ihm sind sehr gut“, sagte Anne Hölzig. „In der kurzen Zeit hat er uns schon viele Impulse gegeben – einige neue Taktiken, die natürlich nicht so schnell umzusetzen sind, aber das wird sich noch entwickeln.“ Es sei gut so, wie es jetzt ist, erklärte sie. Die Nachfrage, ob es zuvor unter der Führung von Ex-Coach Davide Carli nicht mehr gut gewesen sei, blockte die Teamkapitänin ab wie einen gegnerischen Schmetterball: „Dazu darf ich nichts sagen.“ Das Kapitel Carli ist ad acta gelegt.

Magdalena Gryka als weitere Zuspielerin verpflichtet

Neben einem neuen Trainer hat der SC Potsdam, der am Samstag auswärts gegen den Liga-Zweiten Dresdner SC erneut eine schwere Aufgabe bewältigen muss, diese Woche auch noch eine neue Spielerin verpflichtet. Magdalena Gryka kam bereits im Pokalmatch kurz zum Einsatz. „Wir standen mit ihr seit ein paar Wochen in Kontakt“, berichtete Sportdirektor Toni Rieger. Gryka, die schon zum Kreis der deutschen Nationalmannschaft gehörte, war einst für Dresden aktiv und spielte zuletzt in Polen. Die zurückliegende Saisonvorbereitung machte sie in Schwerin mit, nun sicherte sich der SCP die Dienste der Zuspielerin. „Sie wird uns weiterhelfen – im Training und sicherlich auch im Spiel“, erklärte Rieger. Die 24-Jährige soll auf ihrer wichtigen Position das Niveau weiter heben. Hinter Nummer-eins-Zuspielerin Lexi Dannemiller war bisher das erst 18-jährige Eigengewächs Roxana Vogel der Backup. „Wir werden Roxy aber weiterhin fördern, keine Frage“, versprach Rieger. „Aber mit Magdalena Gryka kriegen wir vor allem im Training nochmal einen ordentlichen Schub.“

Guillermo Hernandez nimmt die Verstärkung gerne auf. „Ich habe hier ein wirklich tolles Team zusammen“, betonte der Trainer. „Und wenn die Mannschaft beim Training und den Spielen so großartig weitermacht wie gegen Schwerin, werde ich leichte Arbeit haben.“ Und die Vereinsführung hofft auf den entsprechenden Erfolg. Toni Rieger sagte mit Blick auf die Meisterschaft: „Vielleicht haben wir ja nochmal ein Finale dieses Jahr.“ Aufgrund der mitreißenden Top-Leistung scheint das Verpassen des Pokal-Endspiels dem Selbstvertrauen beim derzeitigen Bundesliga-Vierten eher geholfen statt geschadet zu haben.

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