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In der Ferne zusammengeschweißt. Die 12-jährigen Kickerinnen von Turbine Potsdam machten einen sportlichen Trip nach China.

© privat

Nachwuchs von Turbine Potsdam in China: „Fast wie bei der Fifa“

Das U13-Fußballteam von Turbine Potsdam reiste um den halben Globus zur „Mediterranen Meisterschaft“ in China. Der Verein hatte sich viel von dem Trip erhofft, wurde aber enttäuscht. Für die Nachwuchskickerinnen bleiben schöne und zum Teil kuriose Erinnerungen.

Es war eine ungewöhnliche Reise für eine Jugendmannschaft, sagt Turbine-Nachwuchstrainerin Bettina Stoof. Für ein internationales Turnier ist sie kürzlich mit der U13-Auswahl des Potsdamer Frauenfußballvereins ins 7800 Kilometer entfernte Kunming in China gereist. „Das war bisher unsere weiteste Reise“, sagt Stoof. „Normalerweise verlasse ich Brandenburg mit den Jüngeren eigentlich gar nicht.“ Und trotzdem ging es jetzt um den halben Globus nach China – auf Einladung des kommunistischen Staates. Die Unterkunft: ein Fünf-Sterne-Hotel. Alles, inklusive der Flüge, wurde den Potsdamerinnen von dem asiatischen Land bezahlt. „Die Chinesen wollten beim Frauenfußball von anderen Nationen lernen, schauen, wo ihre Jugendfußballer im Vergleich stehen“, erklärt Turbine-Geschäftsstellenleiter Stephan Schmidt die Motivation der Gastgeber.

Auch er selbst reiste mit Richtung Osten. Das zeigt: Der Potsdamer Frauenfußball-Bundesligist erhoffte sich viel von der Reise, schickte auch seinen Vize-Präsident Uwe Reher mit nach China. Ihre Hoffnungen aber wurden enttäuscht. „Eigentlich wollten wir uns mit den Verantwortlichen vor Ort austauschen, das ist aber null erfolgt", sagt Reher. So sollten auch Sponsoren gefunden und die Chinesen nach Potsdam eingeladen werden. Und auch drei oder vier Fußballerinnen hätte Reher gern nach Potsdam geholt. Er habe extra vorher schon mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) gesprochen. „Die hätten hier eine Ausbildung und einen Beruf bekommen, wenn sie bei uns gespielt hätten“, sagt Reher. „Aber es kam kein Feedback, unsere Anzüge mussten auf den Bügeln hängen bleiben.“ Einzig mit einigen Verbandsfunktionären der dortigen Provinz hätten sich die Potsdamer vernetzen können, sagt Geschäftsstellenleiter Schmidt. „Das ist in etwa mit dem Fußballlandesverband Brandenburg vergleichbar.“

Turbine hätte gern Spielerinnen mitgebracht

Sportlich konnten die Potsdamer U13-Fußballer bei der „Mediterranen Meisterschaft“ nicht mithalten. In den ersten Spielen hagelte es derbe Niederlagen. 1:7 und 1:8 lauteten die Ergebnisse. „Das war das erste Mal, dass die Mädels auf Großfeld gespielt haben“, erklärt Trainerin Stoof. Für alle Spielerinnen sei das eine „riesige Umstellung“ gewesen. Erst im dritten Turnierspiel fiel das Ergebnis mit 1:2 zwar weniger deutlich aus. Für die K.o.-Phase reichte es aber trotzdem nicht. Ganz ohne Erfolgserlebnis blieben die Turbinen trotzdem nicht. Im letzten Spiel, einem kurzfristig anberaumten Freundschaftsspiel mit der Auswahl von Kunming, gab es dann den ersten Sieg – ein 3:2. Die zwölfjährige Franziska Helmke traf dabei gleich doppelt für die Turbinen und holte den Sieg nach Hause. „Am Ende haben wir als Team richtig zusammengehalten“, gibt sie den Erfolg bescheiden an ihre Mannschaft weiter.

Für die Zwölfjährige war vor allem die Zeitverschiebung ein großes Problem. „Am ersten Tag war ich die ganze Zeit müde und als wir uns an die Zeiten gewöhnt hatten, mussten wir wieder zurück“, sagt sie. Wegen der Reise hat sie ihre Klassenfahrt verpasst. „Aber für China lohnt sich das.“ Trainerin Stoof findet trotz des sportlichen Misserfolgs: „Die Reise mit den 17 Mädels war ein absolutes Highlight.“ Die Spielerinnen hätten das Beste draus gemacht.

Füße abspülen und ein Leben ohne WhatsApp

Kurios: Vor dem Betreten des Turnierfelds mussten sich alle Spielerinnen die Füße abspülen. „Pilzbekämpfung“, glaubt Schmidt. Und jede der Spielerinnen musste ihren Turnierausweis zeigen. „Das war schon fast wie bei der Fifa“, sagt Vize-Chef Reher. Für die Spielerinnen sei das „schon sehr anstrengend gewesen“. „In China reglementiert der Staat alles“, sagt Reher. Und auch in einem anderen Punkt mussten sich die jungen Kickerinnen umgewöhnen: WhatsApp funktionierte in dem kommunistischen Land nur eingeschränkt. „An einigen Tagen konnte ich gar nichts schicken“, sagt Spielerin Friederike Knabe. „Dann haben wir uns WeChat runtergeladen.“ Mit dem chinesischen WhatsApp-Pendant sei es deutlich einfacher gewesen.

Was von der Reise bleibt? „Bei den Mädels kam enorm viel Team- und Kampfgeist rüber“, sagt Trainerin Stoof. Und Lust auf Wiederholung, denn die beiden Spielerinnen Friederike und Franziska sind sich sicher: Wenn sich die Chance bietet, würden sie jederzeit wieder nach China reisen.

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