zum Hauptinhalt

Nach Skandalspiel Babelsberg gegen Cottbus: Ein alarmierendes Zeichen

Das Bild, das der Nordostdeutsche Fußballverband bei seinem Umgang mit dem Skandal-Derby zwischen dem SV Babelsberg 03 und Energie Cottbus abgibt, stimmt nachdenklich. Es ist skandalös, peinlich, schlimm und gefährlich. Ein Kommentar.

Rassistische Straftaten nehmen zu. Rechtsextremismus bleibt größte Herausforderung. Rechte Gewalt auf dem Höchststand seit 1993. Nachrichten aus Brandenburg der vergangenen Wochen. 

Dass sich vor dieser Entwicklung seit nunmehr einem Dreivierteljahr der Fußball-Viertligist SV Babelsberg 03 gegen ein Urteil des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) wehrt, weil der Verein unter anderem dafür bestraft wird, dass seine Fans „Nazischweine raus“ riefen, als Nazis im Babelsberger Stadion randalierten, ist mehr als ein Skandal. Es ist ein alarmierendes Zeichen, wie sorglos und leichtfertig ein Verbandsgremium mit rechtsextremen Umtrieben in Fußballstadien umgeht.  

Mangelnde Auseinandersetzung

Und das Entsetzen wird mit jedem weiteren Handeln der Verbandsoberen größer. Zunächst wollten sie nicht gesehen haben, was auf Videos und Fotos für die ganze Welt deutlich ist: Hitlergrüße, Nazi-Parolen, Hassgesänge im Fan-Block des FC Energie Cottbus während eines Fußballspiels im vergangenen April in Babelsberg.  Während die Strafjustiz schon bald darauf die ersten Nazi-Pöbler verurteilte, gaben sich die Instanzen des Nordostdeutschen Fußballverbandes unwissend und ahnungslos: Sie wüssten von nichts! Es musste erst der Chef des Deutschen Fußballbundes (DFB) in einem Offenen Brief aus Babelsberg daran erinnert werden, dass er für deutsche Stadien Werte wie Toleranz, Weltoffenheit, Antidiskriminierung postuliert und es zur gesellschaftlichen Aufgabe erklärt, dafür zu kämpfen. Schlimm und peinlich genug, dass der NOFV erst vom DFB aufgefordert werden musste, genauer hinzuschauen, was da im vergangenen April passiert war. Viel schlimmer aber, dass das Versäumnis nicht mehr zu heilen ist – zumindest nicht juristisch. Denn als der NOFV im vergangenen November den Cottbuser Fußballclub wegen der Nazi-Randale schließlich zu einer Geldstrafe verurteilte, wehrte sich der Verein erfolgreich dagegen: Er könne nicht nachträglich bestraft werden, wenn das Verfahren längst rechtskräftig abgeschlossen ist. 

Jeder andere Verein hätte es vermutlich genauso gemacht. Zumal der FC Energie Cottbus sich gefragt haben dürfte, wie sehr sich der NOFV auch diesmal mit der Angelegenheit beschäftigt hat. Denn in seinem - nunmehr aufgehobenen - Urteil hatte der Verband verlangt, dass der Verein bis Ende Februar „ein Konzept zur Vermeidung von demokratiefeindlichen Verfehlungen“ vorliegt. Nun: Der Lausitz-Klub hat längst damit begonnen, sich vehement gegen Rechtsextremismus aufzustellen. Er ist längst angetreten in seinem wohl schwierigsten Heimspiel – in Cottbus, jener Stadt in Brandenburg, in der braune Umtriebe besonders ausgeprägt sind und Nazis regelmäßig durch die Straßen marschieren. 

Keine klare Haltung, kein Bedauern

Es bleibt das Bild eines Verbandes, das nachdenklich macht. Eines Verbandes, der einerseits Urteile damit begründet, dass Fußballfans „Nazischweine raus“ rufen und sich renitent gegen deutschlandweite Empörung zeigt. Und der andererseits unfähig ist, Hitlergrüße und Auschwitz-Gesänge zu bestrafen. Das ist nicht nur handwerklich blamabel. Es ist fahrlässig, verantwortungslos, gefährlich. Kampagnen der Verbände gegen Diskriminierung, Rassismus und Gewalt verkommen zur Makulatur, wenn rechte Krawallmacher sich von denselben Verbänden ungestraft in Fußballstadien austoben können. Und sie werden unglaubwürdig und ad absurdum geführt, wenn das Aufschreien gegen Nazis geahndet wird. 

Eine klare Haltung der Verantwortlichen: Fehlanzeige. Ein Bedauern, dass eine Bestrafung der Nazi-Randalierer versäumt wurde: Fehlanzeige. Wo soll das hinführen?

Zur Startseite