zum Hauptinhalt
Let’s get ready to rumble. Nach den beiden Vizemeisterschaften 2013 und 2015 peilt Motor Babelsberg nun den nationalen Titelgewinn an. Trainer Ralph Mantau (Mitte) schickt unter anderem in den Bundesligaring (v.l.n.r.): Abass Baraou, Eric Brechlin, Atdhe Gashi, Omar El-Hag, Sadula Abdulai, Josef Attanjaoui.

©  Andreas Klaer 

Motor Babelsberg: Ausholen zum großen Schlag

Die Boxer von Motor Babelsberg möchten erstmalig in ihrer Vereinsgeschichte deutscher Mannschaftsmeister werden. Derweil ist die Box-Bundesliga angeknockt, denn beinahe hätte die Saison ausfallen müssen.

Von Tobias Gutsche

Die Zeit ist reif, findet Ralph Mantau. „Wir gehen jetzt in unsere 20. Saison im Ligabetrieb. Da kann es nur ein Ziel geben: Zum ersten Mal deutscher Mannschaftsmeister zu werden. Alles andere als der Titel wäre eine maßlose Enttäuschung“, sagt der Trainer des Box-Bundesligisten Motor Babelsberg bei der offiziellen Mannschaftspräsentation. Er steht mit seinen Faustkämpfern zwischen hochglänzenden Fahrzeugen im Hyundai-Autohaus an der Pappelallee, das Motors neues Wettkampfdomizil geworden ist. Am 14. November ertönt dort der erste Gong in einem Bundesligafight, Gegner wird der BSK Seelze sein. Bereits am kommenden Samstag sind die Babelsberger zum Saisonauftakt in Seelze zu Gast.

Dann startet die „Mission Titelgewinn“. Das erfolgreiche Gelingen sollen 16 gemeldete Athleten sichern, acht von ihnen sind internationale Gaststarter. „Die braucht man einfach, um die nötige hohe Qualität zu erreichen“, meint Coach Mantau, der Macher des Boxens in Potsdam. Aus seinem eigenen Stall, der mit multikultureller Prägung ein Paradebeispiel für Integrationsarbeit im Sport ist, sind vier Lokalmatadore für Einsätze vorgesehen. Einer von ihnen ist Team-Kapitän Atdhe Gashi. Er sieht die Bundesligaserie im Olympiajahr als wichtige Plattform und wertvollen Praxistest an. „Ich kann mich unter anderem darüber für die Teilnahme an den Qualifikationsturnieren empfehlen. In den Liga-Kämpfen habe ich zudem die Möglichkeit, meine Stärken weiterzuentwickeln und das Neugelernte anzuwenden“, erzählt der Leichtgewichtler, der 2016 unbedingt in Rios Olympiaring stehen wolle. Die Belange der Einzelsportler im Kampf um ein Ticket zu den Sommerspielen, sagt Ralph Mantau, kollidieren nicht mit den Anforderungen des Bundesligabetriebs. „Das wurde gut aufeinander abgestimmt.“

Nur vier Teams starten in Liga eins

In der grundsätzlichen Betrachtung ist die Struktur der deutschen Elite-Box-Liga indes keineswegs mehr stimmig. Zusehends schrumpfte das Teilnehmerfeld über die vergangenen Jahre hinweg und minderte damit gleichsam die Attraktivität. Mantau, der mit Motor 2013 und 2015 Vizemeister wurde, erinnert sich an bessere Zeiten: „Einst sind bis zu zehn Mannschaften angetreten – zwei Staffeln mit je fünf Teams.“ Gegenwärtig sind es gerade einmal insgesamt vier Klubs, wobei nur drei aus Deutschland kommen. Der BC BigBoard Prag komplettiert die Mini-Gruppe. „Wenn die nicht mitmachen würden, wäre die Saison womöglich ausgefallen.“ Die Bundesliga konnte ihren Knockout also gerade noch so verhindern.

Ursachen für das beträchtliche Taumeln gibt es nach Ansicht des Babelsberger Trainers zahlreiche. Fehlende Finanzkraft beispielsweise. „Wir planen für eine Saison mit 60 000 bis 70 000 Euro. Das kann nicht jeder Club stemmen. Aber es gibt auch Vereine, die trotz vorhandener finanzieller Mittel und sportlicher Klasse lieber in der zweiten statt ersten Liga starten. Das ist bedenklich“, erklärt Mantau. Den Grund dafür kann er nur schwer verifizieren: „Ich glaube, es ist ein Stück weit die Angst vor Niederlagen, aber so etwas ist doch nicht hilfreich. Nur, wenn man sich guten Gegnern stellt, kann man sich weiterentwickeln. Wir haben in unserer Vereinsgeschichte einige Saisons erlebt, in denen wir fast nur verloren haben. Aber da haben wir uns durchgekämpft und sind gestärkt daraus hervorgegangen.“

Zu wenige Sportler und zu wenig Biss

Als weiteres Manko nennt Mantau die „allgemein schwindende Masse an Aktiven“. Es ist etwas, das der Boxsport nicht exklusiv hat, sondern auch viele andere Sparten hadern mit weniger Zulauf, vor allem weil die Jugend inzwischen deutlich mehr Alternativen zur Freizeitgestaltung hat als in den zurückliegenden Jahrzehnten. „Und denen, die dann kommen, fehlt heutzutage leider oftmals der Biss und das Durchhaltevermögen. Sie stecken zurück, wenn ihnen die Belastung zu groß wird.“

Eine Einstellung, für die ein erfolgsorientierter, der Leidenschaft des Leistungssports verschriebener Trainer wie Ralph Mantau nicht viel übrig hat. Denn er möchte lieber mit Herzblut-Boxern zusammenarbeiten, gemeinsam mit ihnen nach dem Höchsten streben. Zum Beispiel nach dem erstmaligen Gewinn der deutschen Mannschaftsmeisterschaft.

Hier finden Sie den Bundesliga-Terminplan von Motor Babelsberg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false