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Manipulationsversuch in der Fußball-Regionalliga Nordost: "Ansonsten können wir den Sport einstellen"

Das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes hat Andreas Petersen von Germania Halberstadt verurteilt. Bestraft wird ein Bestechungsversuch gegenüber Spielern des SV Babelsberg 03. Der Kiezklub ist erleichtert nach dem Urteilsspruch.

Potsdam - Es sind klare und wichtige Worte, die das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) in der Causa Andreas Petersen findet. „Falsches Spiel darf im Sport keinen Platz haben“, begründet Stephan Oberholz als oberster NOFV-Richter die Verurteilung des Sportdirektors des Fußball-Regionalligisten Germania Halberstadt. Wegen Manipulationsversuchen in der Regionalliga Nordost ist der Vater des deutschen Nationalspielers Nils Petersen als Funktionär mit sofortiger Wirkung für zwölf Monate gesperrt worden. Er darf bei seinem Verein sowie in allen Gremien, Klubs oder deren Kapitalgesellschaften, die Mitglied im NOFV sind, nicht tätig werden und muss zudem 6000 Euro Strafe zahlen.

Nach zwei Verhandlungstagen und der Anhörung mehrerer Zeugen steht für das Sportgericht fest: „Herr Petersen hat versucht, durch Ansprache zweier Babelsberger Spieler unbefugt Einfluss auf den Verlauf des Spiels zu nehmen, um seinem Verein Vorteile zu verschaffen.“ NOFV-Sportrichter Oberholz spricht von „gravierenden Angriffen auf die Integrität des sportlichen Wettbewerbs“.

Unmittelbar vor der Regionalliga-Partie des SV Babelsberg 03 gegen Germania Halberstadt im vergangenen November soll Petersen zwei Babelsberger Akteure telefonisch kontaktiert haben und ihnen für eine absichtlich schlechte Leistung insgesamt 12.000 Euro angeboten haben. Die Spieler lehnten das vehement und deutlich ab, informierten ihren Verein und dieser umgehend den NOFV.

Strafrechtliche Ermittlungen der Staatsanwaltschaften laufen noch

Babelsberg gewann gegen Halberstadt mit 3:1. Tags darauf konfrontierten die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ den Germania-Sportdirektor mit dem Vorwurf der versuchten Manipulation. Petersen wies diese zurück, sprach von einem „Jux, um die Spieler etwas zu verunsichern“, wie das vor Spielen üblich sei und behauptete, dass es bei den Telefonaten um Wintertransfers gegangen sei. Dies wurde auch zur Verteidigungsstrategie seines Anwalts Horst Kletke, der die Glaubwürdigkeit der beiden Spieler und auch eines SVB-Funktionärs in Frage stellt, die vor Gericht Petersens Manipulationsversuch untermauerten. Kletke sagte nach der Urteilsverkündigung am Donnerstag: „Wir werden um die richtige Tatsachenwürdigung kämpfen.“ Er werde die schriftliche Urteilsbegründung abwarten und dann möglicherweise Berufung einlegen.

Beim SV Babelsberg 03 zeigt sich Ex-Vorstandsmitglied Steve Müller, der den Verfall beim NOFV gemeldet hatte und am zweiten Verhandlungstag als Zeuge geladen war, erleichtert über das Urteil. „Das ist ein wichtiges Signal. Ansonsten können wir den Sport einstellen. Wäre es nicht zu einer solchen Entscheidung des Sportgerichtes gekommen, hätte nie wieder ein Spieler so etwas gemeldet“, sagt Müller. Neben dem NOFV ermittelt die Staatsanwaltschaft Magdeburg wegen des Verdachts der Manipulation von berufssportlichen Wettbewerben. Welchen Einfluss das Sportgerichtsurteil auf die strafrechtlichen Ermittlungen hat, ist unklar.

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