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Manipulationsverdacht in der Regionalliga Nordost: Sport zwischen vielen Spekulationen

Der SV Babelsberg 03 möchte sein erstes Pflichtspiel 2019 bestreiten. Doch das Regionalliga-Geschehen wird vom Manipulationsverdacht bestimmt.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Zweiter Anlauf zum Pflichtspielauftakt 2019: Nachdem die Partie des SV Babelsberg 03 gegen den Berliner AK in der vergangenen Woche noch witterungsbedingt abgesagt werden musste, soll für die Babelsberger Fußballer nun das erste Regionalliga-Match dieses Jahres am Sonntag auswärts stattfinden. Es ist das SVB-Duell mit Budissa Bautzen angesetzt (Beginn: 13.30 Uhr). Bautzen ist derzeit Tabellenzwölfter, Babelsberg rangiert auf Platz sechs – unmittelbar vor Germania Halberstadt.

Jener Verein aus Sachsen-Anhalt stand zuletzt stark im Fokus der Öffentlichkeit und vieler Spekulationen. Grund dafür ist der Verdacht, dass aus den Reihen der Germanen sowie durch deren Sponsor Star Movement versucht worden sein soll, Spiele zu manipulieren. Konkret meldeten zwei Kicker des SV Babelsberg 03 Ende November einen Vorfall. Dabei soll Halberstadts sportlicher Leiter Andreas Petersen ihnen Geld für eine absichtlich schwache Leistung im direkten Duell beider Teams geboten haben. Nachdem sich Germania zunächst mit offiziellen Stellungnahmen zurückhielt, verteidigte sich der Club inzwischen via Pressemitteilung. 

Keine Hinweise auf verschobene Spiel in der Regionalliga Nordost

„In mehreren Gesprächen innerhalb der vergangenen Tage haben uns Andreas Petersen wie auch der deutsche Vertreter von Star Movement nochmals ausdrücklich versichert, nicht in etwaige Geschäfte dieser Art verwickelt zu sein und ihren Beitrag zur vollumfänglichen Aufklärung leisten zu wollen“, heißt es darin. Die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Sportvermarkter, der ein Büro in Wernigerode führt, beziehe sich auf die Durchführung eines Nachwuchsturniers und ein Sponsoring in der Regionalliga. „Diese Vereinbarungen sind jeweils unabhängig voneinander und sind in ihren Größenordnungen nichts Ungewöhnliches für unsere hiesigen Verhältnisse.“ Auch gebe es nicht, wie es hieß, eine chinesische Medienbeauftragte im Verein. „Lediglich haben wir eine Mitarbeiterin an unserer Seite, welche das geplante Jugendturnier vorbereitet und uns bei unseren Facebook-Aktivitäten unterstützt.“

Weil der Chemnitzer FC bei einem Treffen mit Verantwortlichen der Agentur Star Movement deren Aussagen als Indiz für Spielmanipulation werteten, hatte der Regionalliga-Spitzenreiter die Staatsanwaltschaft und den Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) informiert. Wie NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs dem MDR erklärte, liegen seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) keine Hinweise auf verdächtige Spiele vor – weder in dieser, noch in der vergangenen Saison. Der DFB arbeitet mit der Firma Sportradar zusammen. Das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz bietet Dienstleistungen zur Aufklärung von Wettmanipulationen an.

Ermittlungen zu Spiel- und Wettbetrug "sehr aufwendig und schwierig"

Der NOFV geht den Anschuldigungen aus Babelsberg und Chemnitz nach. Hinsichtlich der Partie SVB gegen Halberstadt fand bereits am 1. Februar eine Sportgerichtsverhandlung statt. Bei der sagten auch die beiden betroffenen Nulldrei-Spieler aus, die einst für Germania aufliefen. Nunmehr soll das Verfahren gegen Halberstadt als Verein laut Fuchs zunächst eingestellt werden. Allerdings nicht das gegen Andreas Petersen. Er bleibt als Einzelperson im Visier der Justiz. Petersens Anwalt hatte beantragt, weitere Personen zur Beweisaufnahme zu laden. Ein Termin zur Fortsetzung der Verhandlung steht noch nicht fest. Aber: „Es muss jetzt zügig vorangehen“, sagte NOFV-Präsident Erwin Bugar der „Volksstimme“. Auch gegenüber dieser Zeitung betonte der Germania-Vorsitzende Erik Hartmann nochmal, dass Petersen alle Vorwürfe zurückweist. „Und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln“, so Hartmann. Trotzdem heißt es in der vom Verein verbreiteten Presseerklärung prophylaktisch: „Sollten sich andere Sachverhalte als die bisher bekannten ergeben, werden wir selbstverständlich entsprechend handeln.“

Neben den sportjuristischen Ermittlungen laufen auch die strafrechtlichen durch die Staatsanwaltschaft weiter. Vermeintliche Spiel- und Wettmanipulationen zu untersuchen, sei jedoch „wahnsinnig aufwendig“ und wegen oft grenzübergreifenden Charakters „schwierig“, sagte der Wettbetrug-Experte Benjamin Best dem MDR. Laut Best sei gerade Asien ein Hotspot für Wettmanipulationen im Sport. „Da reden wir locker von sechs- bis siebenstelligen Summen, die allein als Einzelwette pro Spiel gesetzt werden. Ich selber habe in Singapur erlebt, wie auf deutsche A-Jugendspiele gewettet wird.“ Zugleich verdeutlichte der Experte die Paradoxie, dass durch Sportwetten eine Betrugsgefahr entsteht, aber dennoch in Deutschland Wettanbieter als offizielle Partner und damit „Geldgeber“ der Profiligen oder des DFB fungieren.

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