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Manipulationsverdacht in der Regionalliga: Fair Play, ein schwaches Gut

In der Fußball-Regionalliga Nordost soll es vor dem Spiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und Germania Halberstadt zu einem Manipulationsversuch gekommen sein. Der Umgang mit dem Fall stimmt bedenklich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Peter Könnicke

Potsdam - Seit Mittwoch passiert im Fall des angeblichen Manipulationsversuches des Regionalligaspiels zwischen dem SV Babelsberg 03 und Germania Halberstadt am vergangenen Freitag das zwingend Notwendige. Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) sichtet die Stellungnahme und Protokolle der betroffenen Spieler, des Trainers und beteiligten Vereinszuständigen des SVB, er bewertet den Inhalt der WhatsApp-Nachrichten, die sich Spieler und der Halberstädter Sportdirektor Andreas Petersen geschickt haben. Der 58 Jahre alte Germania-Funktionär steht im Fokus der Anschuldigungen, die SVB-Trainer Almedin Civa am vergangenen Freitag nach der Regionalligapartie öffentlich gemacht hat: Er soll Babelsbergern Spielern Geld angeboten haben, dass sie sich mit ihrem sportlichen Einsatz zurückhalten. Von 12.000 Euro ist die Rede. Nun endlich kann der NOFV seine Arbeit machen. „Ich habe vollstes Vertrauen, dass er das gut macht“, sagt SVB-Präsident Archibald Horlitz.

Es sollte vorerst auch – bis sich der Verband nach seinem Akten- und Faktenstudium äußert – das letzte Wort sein, das zu diesem schlimmen Verdacht geäußert wird. Jetzt machen diejenigen ihre Arbeit, die dafür zuständig sind – so wie es der SVB auch beabsichtigt hat, als er die Vorgänge der vergangenen Woche umgehend dem NOFV gemeldet hat. Es ist schon erstaunlich, dass bei all den Vermutungen, Spekulationen, Erklärungen, Einlassungen und Kommentaren, die in den zurückliegenden Tagen angestellt wurden, kaum ein Wort dabei war, dass die Anzeige des SVB als richtige Reaktion gewürdigt hat. Nicht einmal vom NOFV selbst. Die erste Reaktion des am vergangenen Samstag frisch gewählten NOFV-Präsidenten Erwin Bugar auf eine Anfrage des MDR zu dem Fall: „Ich kenne Andreas Petersen recht gut.“ Was bitte tut das zur Sache? Was soll das heißen? Es spielt doch bei einer objektiven Klärung erhobener Vorwürfe überhaupt keine Rolle, wer wen wie gut kennt. 

Das passt in diese Welt der Vorurteile, in der lieber spekuliert als aufgeklärt wird

Wirklich bedenklich stimmen die Worte vom Vereinspräsidenten der TSG Neustrelitz, Hauke Runge. Der kennt Andreas Petersen aus seiner Zeit als Trainer bei der TSG, bezeichnet ihn als „vollkommen integer“ und „wahren Ehrenmann“. Im selben Atemzug meint er aber, dass im Fußballgeschäft von den „Kleinstars viel gelogen wird“. So wenig hilfreich Runges Einschätzungen im aktuellen Fall sind, so sehr lassen sie einen erschrecken. Was ist das für eine Meinung eines Vereinspräsidenten über Fußballer, wie er sie selbst in der Oberliga engagiert? Da wird mal ganz pauschal eine ganze Zunft in Sippenhaft genommen und im aktuellen Fall den SVB-Spielern unterstellt, eher Lügner als Opfer zu sein, ohne dass überhaupt irgendetwas aufgeklärt ist. Aber das passt in diese Welt der Vorurteile, in der lieber spekuliert als aufgeklärt wird.

Die Vereinsführung von Germania Halberstadt hat am Mittwoch eine Erklärung abgegeben, in der vor allem die Werte des Fair Play zitiert und betont werden. Im aktuellen Fall hat der Halberstädter Sportdirektor Petersen erklärt, im Vorfeld des Fußballspiels die Babelsberger Kicker angerufen zu haben, „um sie zu locken und zu verunsichern“. Das sei normal. Mag ja sein. Aber ist es fair? Was hat es mit fairem Sportsgeist zu tun, wenn ein Funktionär eines Vereins Spieler des Gegners verunsichern will? Die Frage ist vielleicht naiv, aber sie berührt die Grundwerte des Sports. 

Germania-Präsident: "Ganze Sachverhalt bewegt sich außerhalb der Fair-Play-Regeln"

„Wir zeichnen uns dadurch aus, mit Gegnern in hohem Maße partnerschaftlich umzugehen, unsere Motivation nicht auf einen ‚Gewinn um jeden Preis‘ auszurichten und stets die Haltung zu bewahren – im Sieg und in der Niederlage“, heißt es in der Halberstädter Erklärung. Was bedeutet das für den konkreten Fall? „Der ganze Sachverhalt bewegt sich außerhalb der Fair-Play-Regeln“, sagt Germania-Präsident Erik Hartmann auf Nachfrage der PNN, ohne derzeit beurteilen zu können, welche Rolle Sportdirektor Petersen und die Babelsberger Spieler haben. 

Genau das muss nun der NOFV tun – in aller Härte und Klarheit. Es darf in dieser Geschichte keinen Platz für Zweideutigkeiten, Zweifel oder Interpretationsvarianten geben. Zu schwer wiegen die Vorwürfe, zu sehr steht die ohnehin immer wieder in Zweifel gezogene Glaubwürdigkeit des fairen und sauberen Sports auf dem Spiel. Der NOFV hat nun die wichtige Aufgabe, völlig unabhängig vom Ansehen der Beteiligten und jedweden Klischees aufzuklären. 

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