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Hitzig war’s beim Derby zwischen den Potsdamer Kickers und Eintracht Glindow. Am Ende siegten die Potsdamer knapp mit 2:1. 

© Benjamin Feller

Landesfußball in der Region Potsdam: Kickers sind das Maß der Stunde

In der Fußball-Landesklasse West sind die Potsdamer Kickers dabei, sich als Spitzenteam zu etablieren. Nun gewannen sie das Derby gegen Tabellennachbar Eintracht Glindow, bei dem es vor-österlich zur Sache ging. Eier waren wichtiges Thema.

Potsdam - Am Geräuschpegel mag Thomas Welskopf gar nichts ändern. „Dann belassen wir es dabei und reden am besten gar nicht drüber“, sagte der Trainer der Potsdamer Kickers schmunzelnd. Heimlich, still und leise haben sich die Landesklasse-Fußballer von der Kirschallee auf den zweiten Tabellenplatz geschoben. Von den acht Teams aus der Landeshauptstadt und deren Umland, die in der West-Staffel vertreten sind, sind die Kickers das aktuelle Maß der Stunde. Ihre momentane Vormachtstellung behaupteten sie am vergangenen Samstag auch im Derby gegen den Tabellendritten Eintracht Glindow durch einen verdienten 2:1 (2:0)-Erfolg. 

Während es für den Aufsteiger aus Glindow nach dem Halbfinal-Aus im Kreispokal am vergangenen Donnerstag gegen Kreisoberliga-Spitzenreiter SV Dallgow-Döberitz die zweite Niederlage innerhalb von drei Tagen war, segeln die Kickers weiter auf Erfolgskurs. Passend dazu leuchteten am sonnigen Samstagnachmittag weiße Segeltücher vom Templiner See zum Luftschiffhafen herüber, wo die Kickers ihre Heimspiele austragen und wo das Publikum während der 90 Spielminuten sich in regen Fachgesprächen durch die ganze Fußballwelt von der Kreisklasse bis zur nächsten Weltmeisterschaft in Katar deklinierte. Auf der siebten Liga-Ebene lagen die Kickers durch zwei Tore durch Ebuka Nwosu nach 17 Minuten schnell in Führung, verpassten danach durch einen verschossenen Elfmeter und eine weitere Großchance durch Simon Engel das 3:0 oder gar 4:0 zur Halbzeitpause.

Viel Kurzpassspiel trifft auf viel körperlichen Einsatz 

In dieser ging es verbal rustikal zu bei den Glindowern. In vor-österlich Laune forderte Eintracht-Innenverteidiger Patrick Plohn seine Mitspieler auf, sich „mal an die eigenen Eier zu fassen“. Oliver Kahn hätte gewusst, was gemeint ist, schließlich verlangte der Ex-Bayern-Torhüter von seinen Kollegen ja auch: „Eier, wir brauchen Eier.“ Was Plohn in den ersten 45 Minuten dieses Landesklasse-Derbys so auf die Palme brachte: Seine Mitspieler lieferten sich mehr Wortgefechte mit dem Schiedsrichter als ein sportliches Duell mit dem Gegner. „Nicht ansatzweise das Maß der Landesklasse“ habe das Niveau seiner Mannschaft erreicht, wütete Plohn, während sich Glindows Trainer Edgar Hecht das in aller Ruhe anhörte und es augenscheinlich seiner Mannschaft überließ, die passenden Schlüsse zu ziehen. 

Die unterschiedliche Mentalität und Spielweise der Kickers und der Glindower wurde an diesem Nachmittag recht deutlich. Ruhiger und kontrollierter Spielaufbau mit viel Kurzpassspiel bei den Kickers, viel körperlicher Einsatz und lange Bälle bei der Eintracht. Das spiegelt auch die Fairplay-Tabelle wider: Mit 60 Gelben Karten, viermal Gelb-Rot und einmal Rot hat kein Landesklasse-Team der West-Staffel die Schiedsrichter so oft in die Tasche greifen lassen wie Eintracht Glindow. Nur Tabellenführer VfB Trebbin steht mit fünf Roten Karten schlechter da in der Fairplay-Wertung. Die Kickers haben 38 Mal Gelb und je einen Platzverweis nach Gelb-Rot sowie Rot kassiert und sind Fünfter im Fairplay-Ranking. 

Erste Saison von Thomas Welskopf als Kickers-Trainer

Dass Kampf durchaus eine Tugend ist, um in der Landesklasse erfolgreich zu sein, zeigten die Glindower letztlich im Derby gegen die Kickers. Die Wut-Rede in der Pause zeigte Wirkung, denn nach dem Seitenwechsel gewann die Eintracht-Elf mehr Dominanz. Der 1:2-Anschlusstreffer durch Erik Gottschalk (84.) war Lohn und ein letztes Fanal für die Schlussoffensive. Und hätte Referee Dennis Walter in der vierten Minuten der Nachspielzeit nach einem Foul im Kickers-Strafraum einen Elfmeter für Glindow gegeben – es wäre nicht verkehrt gewesen. 

„Da hatten wir wohl ein bisschen Glück“, gab Kickers-Trainer Welskopf zu, um zu ergänzen: „Glück des Tüchtigen.“ Denn die erfolgreiche Saison der Potsdamer kommt nicht von ungefähr. „Die Truppe ist zusammengewachsen, die mannschaftliche Geschlossenheit überragend“, lobte Welskopf sein Team – eine Mischung aus langjährigen Akteuren wie Torhüter Falko Lenz, Torjäger Matti Müggenburg oder Abwehrroutinier Stefan Teichmann sowie Studenten, die immer wieder den Weg zu den Kickers finden. Und da ist die Handschrift von Welskopf in seiner ersten Saison als Trainer, der viel Fußball spielen lässt und dabei „auch mal Risiko erlaubt“, wie er sagt. Ein Platz unter den Top 6 formuliert er als Saisonziel, zu dem das Wort „Aufstieg“ nicht zum Sprachgebrauch der Kickers gehört. Der Abstand zu Spitzenreiter Trebbin ist ohnehin zu groß. Aber künftig, so Welskopf, lasse sich darüber reden. 

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