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Sport: Landesderbys für die Nulldreier Rathenow kehrt in die Regionalliga zurück

Im Überschwang der Gefühle, wenn die Glückshormone im Körper wild tanzen, neigen Sportler und Trainer gerne mal zu langatmigen Bekundungen ihrer Freude. Nicht so Ingo Kahlisch.

Von Tobias Gutsche

Im Überschwang der Gefühle, wenn die Glückshormone im Körper wild tanzen, neigen Sportler und Trainer gerne mal zu langatmigen Bekundungen ihrer Freude. Nicht so Ingo Kahlisch. Der 58-Jährige, der seit 1989 Optik Rathenow trainiert, gab sich am Sonntag in der Stunde des Triumphs äußerst wortkarg. „Für mich ist das die größte Sensation der Fußballgeschichte. Punkt“, sagte Kahlisch in ruhigem Tonfall und beendete das nur wenige Sekunden dauernde Gespräch.

Mit diesen zehn Worten fasste der gebürtige Babelsberger eine ganze Saison zusammen, die aus seiner Sicht so traumhaft endete. Durch Tore von Shelby Printemps (8.), Murat Turhan (30.) und Kwasie Boatchie (43.) gewannen die Rathenower gestern mit 3:0 beim FSV 63 Luckenwalde und sicherten sich vor 1700 Zuschauern im Werner-Seelenbinder-Stadion die Meisterschaft in der Oberliga-Nordstaffel. Nach 1994 und 2012 stoßen sie damit zum nunmehr dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in die Regionalliga vor. Aus dieser vierthöchsten Spielklasse Deutschlands waren die Westhavelländer im Vorjahr abgestiegen, im Anschluss baute Kahlisch den Kader komplett neu auf.

„Rathenow hat sich die Regionalliga-Rückkehr verdient“, urteilte Siegfried Kirschen. Der Präsident des Fußball-Landesverbands Brandenburg darf sich in der kommenden Saison also wieder auf Landesderbys in dieser auf 18 Teams aufgestockten Spielklasse freuen, wenn die Optiker und der SV Babelsberg 03 aufeinandertreffen. Als Oberliga-Zweiter steigt zudem der FC Schönberg auf. Und noch besteht die Chance, dass zum ersten Mal seit 1996/97 sogar ein Brandenburger Trio in der Regionalliga Nordost auf Punktejagd geht. Denn die Luckenwalder können als Drittplatzierte in zwei Relegationsspielen am Mittwoch (zu Hause) und Samstag (auswärts) gegen den Dritten aus der Südstaffel noch im Nachsitzen den Aufstieg perfekt machen. Der Gegner ist der SSV Markranstädt, der Lok Leipzig am letzten Spieltag noch in der Tabelle verdrängt hat.

Selbst wenn die Mannschaft aus Teltow-Fläming aufsteigen sollte, wird ihr Top-Torjäger fünftklassig bleiben. Stürmer Daniel Becker, der vergangene Saison von Babelsberg 03 zurück nach Luckenwalde gewechselt war, kickt künftig für Leipzig. „Ich hätte natürlich lieber mit Lok in der Regionalliga gespielt. Aber das kann man nun nicht mehr ändern“, meinte der 24-fache Saisontorschütze. Keiner traf in der Liga öfter.

Dass es in der Relegation nicht zum Duell mit seinem neuen Klub kommt, sei für ihn angenehmer. „Wenn ich dann eine Chance mal nicht nutze, brauche ich mir nichts vorwerfen zu lassen“, sagte Becker, der davon überzeugt ist, dass er in der Sachsen-Metropole das perfekte Umfeld vorfindet, um sich fußballerisch weiterentwickeln und zugleich sein Sportmanagement-Studium gut beenden zu können. Tobias Gutsche

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