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Der SV Babelsberg 03 darf seine Spielerhosen nicht mit einem Schriftzug für Toleranz versehen.

© Sebastian Gabsch/PNN

Kritik am Nordostdeutschen Fußballverband: Verein empört über Verbot von Toleranzbotschaft beim SV Babelsberg 03

Ist eine Botschaft für mehr Toleranz politische Werbung? Der SV Babelsberg 03 und ein Potsdamer Toleranzverein liegen hier über Kreuz mit einem Fußballverband.

Potsdam - Der Verein „Neues Potsdamer Toleranzedikt“ kritisierte den Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) am Donnerstag in einem Facebook-Post dafür, Toleranzbotschaften auf Trikothosen des SV Babelsberg 03 zu verbieten.

Auf Spielerhosen des Potsdamer Fußballvereins darf aus Sicht des Fußballverbands kein Schriftzug für Toleranz aufgedruckt sein, weil es der NOFV-Spielordnung widersprechen würde. Der SV Babelsberg 03 ist Mitglied beim Fußballverband und wird nun auch Mitglied im Toleranzverein, wie ebenfalls am Donnerstag bekannt wurde.

Jann Jakobs, Potsdams Oberbürgermeister a.D. (SPD), erklärte zum Schriftzug-Verbot des NOFV zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern des Vereins „Neues Potsdamer Toleranzedikt“: „Wir nehmen mit ungläubigem Erstaunen zur Kenntnis, dass der NOFV ein Bekenntnis zu den Grundwerten unserer Gesellschaft als politische Meinungsäußerung interpretiert.“

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Sich zu grundgesetzlich verbrieften Werten zu bekennen, bedürfe keiner Erlaubnis, sondern sei eine Selbstverständlichkeit. „Wir fordern den NOFV auf, seine Haltung umgehend zu revidieren“, so Jakobs und weitere Potsdamer Vorstandsmitglieder wie Simone Leinkauf und Daniel Wetzel.

„Werbung für politische Aussagen wird nicht genehmigt“

Ursprünglich wollte der SV Babelsberg 03 die Kooperation mit dem Toleranzverein am Freitagabend im Karl-Liebknecht-Stadion vorstellen und mit dem Schriftzug sein Engagement zeigen. Am selben Tag fand das Heimspiel gegen den Berliner AK (1:2) statt.

In dieser Saison sind die Trikots des SV Babelsberg 03 knallrot. Der Toleranzschriftzug war für die Hosen gedacht.
In dieser Saison sind die Trikots des SV Babelsberg 03 knallrot. Der Toleranzschriftzug war für die Hosen gedacht.

© imago images/Matthias Koch

Die geltende Regelung des Nordostdeutschen Fußballverbands besagt: „Werbung für politische Gruppierungen und mit politischen Aussagen wird nicht genehmigt.“

NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs hatte am Donnerstag auf PNN-Anfrage erklärt, der Verband werde am Freitag im Spielausschuss mit dem Vorsitzenden Uwe Dietrich über das weitere Vorgehen beraten. Laut Fuchs hat sich der SV Babelsberg 03 im Vorfeld mit einem Brief an den Verband gewandt.

Auch Christoph Miethke, Sponsor des SV Babelsberg 03 und Vorsitzender des Toleranzvereins, kritisierte das Schriftzug-Verbot des Verbands: „Das Werben für Toleranz zu verbieten beleidigt das Grundgesetz und die Werte unserer Gemeinschaft.“

Der Vorstand des SV Babelsberg 03 erklärte gegenüber dem Fußballverband in einem Schreiben: Die Einstufung als politische Werbung „entbehrt aus unserer Sicht jeglicher Grundlage und ist auch eindeutig mit dem Ethik-Kodex des DFB nicht vereinbar, demzufolge sich Fußballvereine über den Fußball hinaus für gesellschaftliches Engagement einsetzen sollen. Aus unserer Sicht ist Toleranz eine unabdingbare Voraussetzung für das gesellschaftliche Miteinander.“

Sinan Reçber

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