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Jubel aus vergangenen Tagen. Marian Unger fehlen heute die Worte.

© M. Thomas

Krise beim SVB: Babelsbergs Fußballprofis stehen unter Schock

Der Mannschaft um Kapitän Marian Unger droht bei einer Vereinspleite die Arbeitslosigkeit

Marian Unger atmet tief durch. Worte findet der Mannschaftskapitän des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03 nur schwer. „Es ist einfach nur unglaublich“, sagt der 27-Jährige. Für ihn und seine Mitspieler ist eine Welt zusammengebrochen. Noch am Sonntag feierte der Club den sportlichen Gewinn des Landespokals und den Klassenerhalt, dann verkündete Vereinspräsident Rainer Speer am Montagabend, dass Babelsberg vor einer finanziellen Pleite stehe. Am Dienstag wurde das Team von der Nachricht überrascht. „Wir haben eine Nacht drüber geschlafen, aber es hat sich nichts verändert“, sagt Unger.

In den Babelsberger Kassen fehlen knapp 1,5 Millionen Euro, um die nächste Saison wieder in der Dritten Liga bestreiten zu können. Ist das Geld am 1. Juni um 15.30 Uhr nicht da, steigt Babelsberg zwangsweise ab. „Wir stehen alle unter Schock“, berichtet Unger von der Stimmung in der Mannschaft. Bis gestern habe die Geschäftsführung des Vereins noch nicht mit den Spielern gesprochen. Sämtliche Informationen, die sie haben, stammen aus der Presse oder von Trainer Dietmar Demuth. „Pläne, wie es weitergehen soll, hat keiner in der Schublade“, sagt Unger. Nur wenige der Profis seien bereit, in der Regional- oder gar Oberliga für einen Bruchteil des Geldes zu spielen. „Für mich ist das kein Thema“, sagt Unger. Zwar hoffe jeder, dass noch die drohende Insolvenz und der damit verbundene Zwangsabstieg verhindert werden kann, aber daran glauben?

„Wir setzen alle darauf, dass es irgendein Signal gibt. Potsdam ist als Sportstadt doch bekannt“, sagt Unger. Babelsberg habe sich in der Dritten Liga einen Namen gemacht. „Da stößt man doch nicht alles um, um dann erneut anzufangen.“ Aber: Für den Ernstfall hätten alle Spieler bereits ihre Berater und Manager beauftragt, nach neuen Vereinen zu suchen. „Ansonsten sitzen wir womöglich von jetzt auf gleich auf der Straße.“ Joan Oumari gab bereits seinen Wechsel zu Rot-Weiß Erfurt bekannt, die Entscheidung liege länger zurück. Neuverpflichtungen brauchen gar nicht mehr antreten.

Früher als gedacht tauchen bei einigen Spielern plötzlich Fragen nach der beruflichen Ausbildung auf. Unger ist gelernter Kaufmann. Seine Fußballtöppen will der Torwart aber noch nicht an den Nagel hängen. „Nicht jeder von uns wird bei anderen Vereinen etwas finden.“ Der Profi-Markt sei voll. Wenn Nulldrei ab 1. Juni tatsächlich nicht mehr zahlen könne, drohe die Arbeitslosigkeit. „Da hängen Familien dran, Kinder, die Wohnung, das Auto“, zählt Unger auf.

„Der Trainer hofft für uns Jungs, dass wir unseren Weg gehen“, sagt Unger. „Ich hoffe bis zur letzten Minute, dass der Verein das noch geregelt bekommt.“

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