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Lisa Schmitz kämpft um einen Platz im deutschen WM-Team. Für welchen Verein sie ab Sommer spielt, ist offen.

© Jan Kuppert

Konkurrenzkampf für Turbine-Torhüterin Lisa Schmitz: Die letzte Instanz

Torhüterin Lisa Schmitz will zur Weltmeisterschaft nach Frankreich. Ein arbeitsreiches Saisonfinale mit ihrem Frauenfußball-Bundesligateam von Turbine Potsdam käme ihr daher ganz recht. 

Potsdam - Wären vergangenen Sonntag im Karl-Liebknecht-Stadion Osternester versteckt gewesen – Lisa Schmitz hätte sie getrost suchen können. Die Torhüterin des 1. FFC Turbine Potsdam hatte beim 6:0-Sieg ihrer Mannschaft gegen Borussia Mönchengladbach zumindest in der zweiten Halbzeit nichts zu tun. „Das war sehr entspannt und sollte mir eigentlich gefallen“, sagt sie. Doch sie hätte gern mehr zu tun gehabt und ihre Fangkünste bewiesen, schließlich will die 26-Jährige zeigen, dass sie die beste Wahl ist, als Torfrau der deutschen Nationalmannschaft im kommenden Sommer zur Weltmeisterschaft nach Frankreich zu fahren. Drei Bundesliga-Spiele bleiben ihr, um sich nachhaltig zu empfehlen.

Das Ticket nach Frankreich schien für die Potsdamerin zumindest reserviert. Im vergangenen Jahr schaffte die einstige Jugend- und Junioren-Auswahlspielerin unter dem damaligen Bundestrainer Horst Hrubesch den Sprung in die deutsche Nationalmannschaft. Im Juni 2018 feierte sie in Kanada ihr Länderspiel-Debüt. Eine zunächst gar nicht so schwerwiegend scheinende Verletzung hatte eine dreieinhalbmonatige Pause zur Folge. Ein Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel, den sie sich Anfang Oktober im Länderspiel gegen Österreich zugezogen hatte, erwies sich hartnäckiger als gedacht. Aus dem prognostizierten ein bis zwei Wochen Pause wurde ein langer Heilungsprozess. Keine einfache Zeit für Schmitz – Reha und Physio, statt Liga und Länderspiele. Zudem avancierte Vanessa Fischer, bis dato Turbines zweite Torfrau, zur starken Stellvertreterin und überzeugte mit guten Leistungen in der Liga und im Training, sodass sich Turbine-Trainer Matthias Rudolph nach Schmitz Genesung für eine Arbeitsteilung im Tor entschied. Seit Jahresbeginn rotierte Rudolph sein Personal zwischen den Pfosten. „Das war so abgesprochen“, akzeptiert Schmitz die Wertschätzung des Trainers für Vanessa Fischers Leistungen, wenngleich die Entscheidung für sie inmitten des WM-Castings bittersüß schmeckt.

"Verhindern, was zehn Leute vor mir nicht geschafft haben"

Nun bleibt ihr zur Eigenwerbung das Saisonfinale mit den Partien gegen ihren Ex-Klub Bayer Leverkusen am kommenden Sonntag (Beginn: 14 Uhr), dem Heimspiel gegen Duisburg und dann vor allem beim letzten Spiel auswärts gegen Liga-Primus VfL Wolfsburg, das durchaus entscheidend für die Meisterschaft sein kann, wenn sich der Titel-Zweikampf zwischen den Niedersachsen und dem FC Bayern München nicht vorher klärt.

Turbine geht in die Spiele gegen Leverkusen und dann zu Hause gegen Duisburg als klarer Favorit, in denen der aktuell dritte Tabellenplatz verteidigt werden soll. Lisa Schmitz ist dabei im Zwiespalt, was ihr Arbeitspensum angeht: Leverkusen und Duisburg zählen nicht zu den torgefährlichen Teams der Liga und wenn ihre Vorderleute ihre Abwehrarbeit gut verrichten, wird sie womöglich wenig zu tun bekommen. Sie wird dennoch um ein hohes Aktionspotenzial bemüht sein. „Wenn es nicht die großen Paraden sind, dann sind es kleine Aktionen, um der Mannschaft zu zeigen, dass nichts anbrennt“, sagt sie. Sie ist eine Torhüterin, die mitspielt und nach einem Rückpass den Spielaufbau mit einem guten Zuspiel eröffnet. Oder sie lässt gern mal eine heranstürmende Gegnerin trickreich ins Leere laufen – oft zum Raunen auf den Rängen, wo dem ein oder anderem Turbine-Fan in diesen Situationen der Atem stockt. „Nach vier Jahren in Potsdam sollte man mich kennen und mir vertrauen, dass ich auch das kann“, sagt Schmitz schmunzelnd. Die Fertigkeit, auch gut Fußball zu spielen, hat sie als junges Mädchen gelernt, als sie in der E-Jugend von Germania Zündorf in Köln mit Jungs auf Ascheplätzen kickte. Da hat sie auch gelernt, klare Ansagen zu machen. „Sag den Jungs, was sie zu tun haben. Das hilft“, hatte ihr Vater ihr geraten. Heute hilft ihr es, das Spiel von hinten zu navigieren. „Ich habe gern den Überblick und Situationen im Griff, auch im Alltag“, sagt sie. Sie mag es, das Spiel von hinten zu lesen und die „letzte Instanz zu sein, um zu verhindern, was zehn Leute vor mir nicht geschafft haben“.

Gemeinsames Training mit Männern des SV Babelsberg 03

Die Wochenend-Dienstreise nach Leverkusen wird für Lisa Schmitz eine Reise zurück zu ihren Anfängen als Bundesliga-Spielerin. Mit Bayer stieg sie 2010 in die erste Liga auf, insgesamt sieben Jahre spielte sie bei 04, ehe sie im Sommer 2015 nach Potsdam kam. Ihr Vertrag bei Turbine läuft zum Saisonende aus, ob sie bleibt oder eine neue sportliche Adresse wählt, entscheidet sich in den nächsten Tagen. „Egal wo, ich möchte und werde mich weiterentwickeln“, sagt sie. Die vergangenen vier Jahre in Potsdam haben sie sportlich enorm vorangebracht, „es war der richtige Schritt, hierher zu gehen“, sagt sie. Vor allem das Torwarttraining dienstags mache ihr wahnsinnig Spaß. Denn häufig ist sie da zu Gast bei den Einheiten der Regionalligaspieler des SV Babelsberg 03 und trainiert mit dessen Torhütern Marvin Gladrow und Marco Flügel. „Das ist inhaltlich richtig gutes Training, bei dem ich oft denke: Oh, oh, jetzt streng dich aber mal richtig an, kannst dich als Mädchen ja nicht blamieren.“ Ihr Leistungsvermögen sieht die 26-Jährige längst nicht erreicht. „Ich weiß, dass noch einiges möglich ist, wofür ich eine hohe Trainingsqualität und Leute brauche, die mir klare Ansagen machen“, sagt Lisa Schmitz.

Im Kreis der besten deutschen Spielerinnen würde sie das auf alle Fälle bekommen. Und selbst die Vorbereitung auf das WM-Turnier würde ihr nicht genügen. „Wenn es besser geht, ist gut nicht gut genug“, zitiert Lisa Schmitz den einstigen Bundestrainer Sepp Herberger. Denn sie will nicht nur zur WM fahren, sie will in Frankreich spielen.

+++ Slowenische Stürmerin Adrijana Mori verpflichtet +++

Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam hat die slowenische Stürmerin Adrijana Mori ab der kommenden Saison verpflichtet. Die 18-Jährige kommt vom slowenischen Erstligisten ZNK Radomlje und ist auch in der Nationalmannschaft aktiv. Trainer Matthias Rudolph nennt Mori eine sehr junge „talentierte sowie technisch sehr starke und robuste Offensivkraft, bei der wir einfach davon überzeugt sind, dass sie sich in den nächsten Jahren sehr gut entwickeln und ihr Potenzial ausschöpfen wird“. Sie werde die Potsdamer Offensive in der nächsten Saison als auch in den kommenden Jahren klar verstärken, so Rudolphs Hoffnungen.

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