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Der neue Trainer Predrag Uzelac steht beim SV Babelsberg 03 vor einer schweren Mission.

© Jan Kuppert

Kampf um den Klassenerhalt: Der SV Babelsberg 03 startet ins Jahr 2020

Für die Nulldreier beginnt mit dem Heimspiel gegen Chemie Leipzig eine existenziell wichtige zweite Saisonhälfte. Die Abmeldung von Kontrahent Rot-Weiß Erfurt kommt dem SVB dabei entgegen – in der Tabelle und im Kader.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Predrag Uzelac verspürt Vorfreude. „Und nur das“, sagt er mit Blick auf das erste Pflichtspiel für ihn als Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03. Nachdem vorige Woche die Nachholpartie bei Wacker Nordhausen witterungsbedingt erneut abgesagt werden musste, empfängt der SVB nun am Sonntag um 13.30 Uhr die BSG Chemie Leipzig im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion. Dass damit für die abstiegsbedrohten Babelsberger eine zweite Saisonhälfte beginnt, die für den Verein existenziell wichtig ist, sei ihm und allen Spielern bewusst. „Aber das Wort Druck möchte ich nicht hören“, sagt Uzelac. „Wir dürfen nicht verkrampfen, sondern wollen mit aller Entschlossenheit kämpfen.“

In diesen Kampf um den Klassenerhalt ist am Mittwoch Bewegung gekommen, obwohl der Ball erst am bevorstehenden Wochenende wieder so richtig rollt. Rot-Weiß Erfurt hat inmitten seines seit 2018 laufenden Insolvenzverfahrens endgültig die Reißleine ziehen müssen. Der Thüringer Verein kann den Spielbetrieb in der laufenden Saison aus finanziellen Gründen nicht mehr aufrechterhalten und meldete daher seine Mannschaft ab. Erfurt steht so als Zwangsabsteiger aus der Regionalliga Nordost fest, was dem SVB rein faktisch entgegenkommt. 

Und auch personell profitieren die Babelsberger vom Erfurt-Aus, denn kurzerhand wurden die bisherigen Rot-Weiß-Akteure Kevin Pino Tellez und Petar Lela unter Vertrag genommen

Feld möglicher Absteiger hat sich durch Erfurt-Aus verdichtet

Einer der maximal vier Abstiegsplätze ist also bereits an Erfurt vergeben. Wie viele andere Teams zur nächsten Saison den Gang in die Oberliga antreten müssen, hängt davon ab, in welcher Anzahl Nordost-Clubs aus der dritten Liga absteigen und ob dem diesjährigen Nordost-Staffelsieger via Relegation gegen den West-Meister die Drittliga-Qualifikation gelingt. „Über irgendwelche Eventualitäten werden wir uns keine Gedanken machen und uns auch nicht auf Rechnereien einlassen“, sagt Uzelac. Seine Mannschaft solle nur auf sich selbst schauen, um die notwendigen Punkte für den Ligaverbleib einzufahren.


Die Ausgangslage im Tabellenkeller hat sich dabei durch den Erfurter Kollaps geändert. Denn alle bisherigen Rot-Weiß-Ergebnisse der Saison werden annulliert. Auch das ist für den SVB nicht unbedingt von Nachteil. Zwar wird den Kiezkickern für das 1:1 aus dem Oktober ein Punkt abgezogen, wodurch sie auf eine Stufe mit dem eigentlichen Schlusslicht Bischofswerdaer FV rutschen. Doch weil die Konkurrenten ZFC Meuselwitz, Wacker Nordhausen und Germania Halberstadt gegen die Thüringer gewonnen hatten, verlieren sie gleich drei Punkte. Nordhausen, das im Dezember ebenfalls hatte Insolvenz anmelden müssen, aber weiterspielen möchte, wurden wegen der Pleite zusätzlich neun Zähler abgezogen. In der Neuordnung des Tabellenbildes hat sich das Feld möglicher Absteiger noch mal verdichtet – und der Rückstand des SVB auf den definitiv sicheren 14. Platz um einen Punkt auf sieben Zähler verringert.

„Abgerechnet wird zum Schluss. Es wird auf jeden Fall ein harter Weg“, sagt Uzelac, der den Posten am Babelsberger Park Anfang Januar angetreten hatte. Er übernahm eine Mannschaft, die die schlechteste Hinrunde der Vereinsgeschichte gespielt hatte, lediglich einmal siegte. „Das war und ist zu merken“, sagt der 53 Jahre alte Kroate. „Das steckt in den Köpfen der Spieler drin.“ Nur Erfolgserlebnisse könnten die mentale Blockade lösen. „In unserer Situation lassen sich diese nur dann erreichen, wenn jeder vollen Willen und 100 Prozent Leidenschaft zeigt.“ Diesbezüglich war in der Hinrunde einige Male ein Defizit zu erkennen. 

Mängelliste aus der Hinrunde ist lang

Das findet auch Leonard Koch. „Gerade in den letzten Spielen 2019 hatten wir Kampfgeist vermissen lassen. Das war zum Teil ein Aufgeben“, attestiert der Defensivspezialist. Ab Ende August fiel er bis zur Winterpause wegen einer schweren Schulterverletzung aus. In den Testspielen während des Januars wirkte Koch nun wieder mit und machte dabei deutlich, dass er mit Tat und Wort auf dem Platz vorangehen kann. An derartigen Leitfiguren mangelte es der SVB-Mannschaft oft. „In der Vorbereitung haben wir jetzt alle die kämpferischen Qualitäten gezeigt, die wir für das Erreichen unseres Ziels in der Liga brauchen werden“, sagt der 24-Jährige. 

Neben der Moral wird es ebenso darauf ankommen, zwei andere Makel zu beseitigen, die auch wieder in den drei Testspielen gegen Berliner Oberligisten (ein Sieg, ein Unentschieden, eine Niederlage) zu beobachten waren. Es muss offensiv eine bessere Durchschlagskraft entwickelt werden – mit der Erarbeitung von mehr Chancen beziehungsweise einer stärkeren Verwertung der Möglichkeiten. Außerdem müssen die teils gravierenden individuellen Fehler abgestellt werden. „Da sind wir manchmal naiv“, kritisiert Uzelac. „Das sind dann wie Eigentore.“ Und solche kann ein Team in der Situation des SVB kaum vertragen.

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