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Leidenschaftlich in Aktion. Hans Grodotzki (vorn) vom ASK Vorwärts Potsdam zählte in den 1960er-Jahren zu den besten Langstreckenläufern der Welt.

©  Imago

Jubiläum eines Potsdamer Sport-Helden: Ewige Geschichte

Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom gewann Läufer Hans Grodotzki sowohl über 5000 als auch 10000 Meter die Silbermedaille. Eine einmalige Leistung in der deutschen Leichtathletikgeschichte. Am Montag feierte der Potsdamer seinen 80. Geburtstag.

„Was soll ich groß erzählen“, sagt Hans Grodotzki. „Meine Geschichte bleibt die gleiche, da ändert sich ja nichts.“ Grodotzki, der am vergangenen Montag seinen 80. Geburtstag feierte, hatte bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom deutsche Sportgeschichte geschrieben. Auch das Versehen der Berliner Zeitung, die dem Potsdamer vor zehn Jahren zu seinem 70. einen Beitrag widmete und ihn in der Überschrift irrtümlich zum Olympiasieger machte, korrigierte die Historie nicht. Er blieb auch weiterhin der zweifache olympische Silbermedaillengewinner von Rom.

Allerdings fühlten sich die zwei zweiten Plätze in der Summe wie ein Olympiasieg an, wie der „blonde Hans“ – so wurde Grodotzki wegen seiner auffallend blonden Haare genannt – später selbst befand. In der Geschichte der gesamt-deutschen Leichtathletik ist der Rom-Erfolg ohnehin einmalig. Weder davor noch danach gelang es einem deutschen Läufer, bei Olympischen Spielen sowohl über 5000 als auch über 10 000 Meter eine Medaille zu gewinnen.

Auch nach der aktiven Zeit blieb Grodotzki dem Sport immer treu

Seinen Platz in der Galerie der deutschen Läufer, die sich auf Augenhöhe mit der internationalen Konkurrenz befindet, wird Hans Grodotzki für ewig behalten – zumindest so lange, wie Annalen geschrieben werden. Und es ist kein deutscher Hoffnungsträger in Sicht, der sich anschickt, diese Erfolgsgeschichte fortzuführen. Mit dem 800-Meter-Olympiasieg von Nils Schumann in Sydney 2000 fand diese vor 16 Jahren ihren vorläufigen Abschluss.

Grodotzkis eigene Karriere war viel zu schnell vorbei. Nur zehn Jahre nachdem er im thüringischen Menteroda mit der Leichtathletik begann, musste er 1964 seine Laufbahn beenden – zwei Jahre zuvor hatte er sich die Achillessehne gerissen. Härte hatte er früh gelernt, bereits als Schüler arbeitete er im tiefsten Kalischacht Europas. Sein zufällig entdecktes Lauftalent brachte Grodotzki als 20-Jährigen zunächst zum Armeesportklub Vorwärts Berlin, dann zu dessen damaliger Außenstelle nach Potsdam. Dort formte ihn der einstige Weltklasse-Trainer Curd Eins in kurzer Zeit zum Olympia-Teilnehmer. Im damals gesamt-deutschen Team zu starten, prägte das weitere Leben des Potsdamers: Die in Rom entstandenen Freundschaften zu westdeutschen Athleten überlebten die Zeit der deutschen Teilung, deren Ende Grodotzki als einen der größten Glücksmomente seines Lebens empfindet.

Seinen 80. Geburtstag feierte Hans Grodotzki, der als Trainer und Erzieher dem Sport immer treu geblieben ist, mit seiner Familie und Potsdamer Sportgrößen wie Udo Beyer oder Jürgen Straub in seinem Zuhause in der Waldstadt. 

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