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Ein Team unter Druck. Der SVB ist nach 14 Spieltagen noch sieglos.

© Manfred Thomas Tsp

Jetzt oder nie: SV Babelsberg 03 trifft auf Kontrahenten im Tabellenkeller

Daheim gegen Optik Rathenow, dann auswärts beim ZFC Meuselwitz: In den nächsten beiden Spielen ist Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 zum Siegen verdammt.

Von Tobias Gutsche

Das Graffito scheint schon vor langer Zeit an eine Tür beim Trainingsplatz des SV Babelsberg 03 gesprüht worden zu sein. Doch die Aussage darauf ist aktueller denn je. „Die Kurve singt für euch – kämpft für eure Kurve“, steht dort geschrieben. Ein Appell der SVB-Fans an ihre Regionalliga-Fußballer. Leidenschaft wollen sie sehen. Nicht so wie vorigen Samstag, als die Babelsberger Equipe mit 0:2 beim VfB Auerbach verlor und dabei „alles vermissen ließ, was wir eigentlich in unserer Situation zeigen müssten“, sagt David Danko. Kein Einsatz, kein Wille. „Leblos“, nennt es der Team-Kapitän. „Das darf nicht wieder vorkommen – vor allem in den nächsten Spielen nicht.“

Klare Botschaft. Am Trainingsplatz steht geschrieben, was die Fans von ihren Nulldreiern erwarten.
Klare Botschaft. Am Trainingsplatz steht geschrieben, was die Fans von ihren Nulldreiern erwarten.

© Tobias Gutsche

Denn es folgen zwei Ligapartien, bei denen der Tabellenvorletzte aus Potsdam zum Siegen verdammt ist. Er trifft auf die beiden unmittelbar vor ihm rangierenden Mannschaften, die drei beziehungsweise fünf Punkte Vorsprung haben. Am Freitagabend ist zunächst Optik Rathenow im Karl-Liebknecht-Stadion zu Gast (Beginn: 19 Uhr), nach der Landespokalpause geht es dann auswärts beim ZFC Meuselwitz weiter. „Wir müssen liefern – das ist klar“, sagt Danko. Jetzt oder nie.

Negativ-Rekordwerte in der SVB-Vereinsgeschichte

In den bislang 14 Saisonspielen gelang der Mannschaft des im Sommer neu gekommenen Trainers Marco Vorbeck kein einziger Sieg. Ebenso Negativ-Rekordwert der Vereinsgeschichte sind die bisher nur acht Punkte. Einige Zeit lang gab der Umstand noch Mut, oft wenigstens unentschieden gespielt zu haben. Man gewinne zwar nicht, sei aber eben auch schwer zu schlagen, hieß es da ermunternd. Zuletzt setzte es jedoch drei Niederlagen in Folge. Nachdem vorher meist die Einstellung – gerade gegen Top-Gegner – passte, sorgte nun die enttäuschende Vorstellung im Vogtland für ein Kippen der Stimmung.

Über Wochen waren die SVB-Anhänger trotz Erfolglosigkeit beeindruckend umsichtig mit der jungen und personalgeschwächten Mannschaft. Sie sangen. Unentwegt und eifrig. Aber in Auerbach machte sich nach Abpfiff Unmut breit. Die Fans geigten den Kiezkickern die Meinung. „Keine bösen Worte“ seien gefallen, berichtet Danko. „Aber es war laut und deutlich. Verständlich, wenn sie stundenlang dahinfahren und sich dann so einen Scheiß ansehen müssen.“ Intern sei es bei der Spielauswertung anschließend auch laut und deutlich geworden. Der trainingsfreie Tag zu Beginn der Woche: gestrichen. „Wir“, betont der 26-Jährige in seiner Führungsrolle, „müssen eine Reaktion zeigen, mit Feuer in den Augen auf den Platz gehen und spielen, als ginge es um Leben und Tod.“

Bisher erzielte Babelsberg nur zwölf Tore

Eine Phrase, die polemisch klingt, für den Verein aber ernsthafte Züge hat. Sollte der um wirtschaftliche Stabilität ringende Klub am Saisonende absteigen, könnte es der Dolchstoß sein. Blau-Weiß droht der Ruin. „Uns ist bewusst, welche Verantwortung wir haben“, sagt Danko. Die schwierige Herausforderung sei es, angesichts dieses Drucks trotzdem nicht zu verkrampfen. „Zweifel sind nicht gut. Rumheulen hilft auch nicht. Wir müssen weiter an uns glauben.“ Der Nulldrei-Vorstand tut es jedenfalls. Durch ein gemeinsames Abendessen mit der Mannschaft und den Trainern am Dienstag sollte Rückhalt signalisiert werden.

Er geht voran. Kapitän David Danko gehört zu den fleißigsten Akteuren beim SVB.
Er geht voran. Kapitän David Danko gehört zu den fleißigsten Akteuren beim SVB.

© Sebastian Gabsch

Vielleicht stärkt die Aktion das Selbstvertrauen. Das ist schließlich ramponiert. Vor allem in der Offensive wird es deutlich. Bei der Hälfte der bisherigen Ligapartien blieb Babelsberg ohne eigenen Treffer – zuletzt dreimal in Serie. Nur zwölf Tore schoss das Team bisher. Bloß die Nachbarn im Tabellenkeller trafen noch seltener: Schlusslicht Bischofswer- daer FV elfmal, Rathenow zehnmal. In einigen Matches sah beim SVB das Aufbauspiel gefällig aus, doch der finale Pass fehlte, um gute Chancen zu kreieren. In weiteren Fällen wurden hingegen viele Gelegenheiten erarbeitet, allerdings letztlich vergeben. „Wir müssen noch mehr Abschlüsse suchen“, fordert Danko. „Vielleicht einfach mal Augen zumachen und draufhalten. Ein Ding könnte den Knoten lösen.“

Optik-Coach Kahlisch und seine Angst vor dem SVB-"Warmschießen"

Ingo Kahlisch weiß um diese Gefahr. Der Coach des FSV Optik findet, der SVB stehe momentan schlechter da als er ins- gesamt spielt. „Oft fehlten schlichtweg nur die Tore“, sagt er. Kurz Pause. Dann fügt er hinzu: „Jetzt müssen wir aufpassen, dass sie sich nicht gegen uns warmschießen.“

Wie traditionell vor einem Spiel zwischen Nulldrei und Optik bekräftigt Kahlisch das unterschiedliche Grundniveau beider Klubs. Hier die „Kleinen“ aus dem Havelland, da die „Großen“ aus der Landeshauptstadt. Dass sein Team mit immerhin zwei Saisonsiegen aktuell vor dem SVB liegt, ändert nichts an seiner Meinung. „Wir werden uns nie auf Augen- höhe mit Babelsberg befinden. Die trainieren unter profiähnlichen Bedingungen, bei uns ist das doch nur gehobener Freizeitsport“, sagt der Potsdamer, der seit 30 Jahren Rathenow trainiert.

David Danko möchte den märkischen Kontrahenten nicht so kleinreden. „Die können richtig gut zocken“, warnt der Mittelfeldspieler. Und bekräftigt noch mal, worauf es nunmehr ankommt: „Kampf!“ So, wie es der Graffito-Appell ihm und seinen Teamkollegen beim Training stets vor Augen führt.

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