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Das Stern-Center wurde für das Internationale Stabhochsprung-Meeting des SC Potsdam zur Wettkampfarena.

© Gerhard Pohl

Internationales Stabhochsprung-Meeting in Potsdam: Carlo Paech macht einen Haken

Der Ex-Potsdamer Stabhochspringer gewinnt das Internationale Meeting im Stern-Center. In diesem Jahr gab es zwei Landesrekorde zu bejubeln.

Potsdam - Es ist ein geflügeltes Wort im Sport, dass oben die Luft dünner wird. Es braucht an der Weltspitze schon besondere Qualitäten, um sich durchzusetzen. „Im Stabhochsprung entscheiden da Kleinigkeiten“, sagt Carlo Paech. Am Samstagabend hat der 23-Jährige diese am besten gemanagt und zum ersten Mal in seiner Karriere das Internationale Stabhochsprung-Meeting im Stern-Center gewonnen. Mit der Siegerhöhe von 5,77 Meter erfüllte er zudem die Norm für die im März stattfindenden Hallen-Weltmeisterschaften in den USA.

Es war ein Sieg eines Lokalmatadoren – Paech kommt aus Hohen Neuendorf, die dortige Sportgemeinschaft ist sein Heimatverein, am Olympiastützpunkt im Potsdamer Luftschiffhafen wurde sein Talent geformt, eher er vor zwei Jahren nach Leverkusen wechselte. „Jetzt kann ich einen Haken machen“, sagte er nach seinem Sieg im Stern-Center, der „einen hohen Stellenwert hat“, wie Paech betont.

Potsdamer Meeting ist Lieblingswettkampf

Diese Einordnung hat vielerlei Facetten. Zum einen nennt Paech das Potsdamer Meeting seinen Lieblingswettkampf. „Hier zu gewinnen, ist schon ein besonderes Gefühl“, sagt er. Zum anderen hat er einen langen Leidensweg zurückgelegt, um überhaupt in der Lage zu sein, im direkten Vergleich mit der Weltspitze an Kleinigkeiten arbeiten zu können. Seit seiner Jugend galt er als großes deutsches Nachwuchstalent, mit 18 wurde er Vize-Junioren-Weltmeister. Doch der Höhenflug hielt nicht an. Paech bekam mentale Probleme, die Lust am Springen ging verloren, bis nichts mehr funktionierte. Er machte eine längere Pause und kam vor genau einem Jahr zurück nach Potsdam – zu seinem Lieblingsmeeting, ohne zu wissen, was er kann. Er wurde Dritter, sprang 5,65 Meter und qualifizierte sich für die Hallen-Europameisterschaft in Prag. Er katapultierte sich im Freien über die neue Bestleistung von 5,80 Meter und gehörte plötzlich zur Riege der besten deutschen Stabhochspringer, die seit Jahren das Geschehen an der Weltspitze mitdiktieren. Bei den Weltmeisterschaften in Peking im vergangenen Sommer war zwar schon in der Qualifikation Schluss, nicht aber mit der Überzeugung, dass da noch mehr geht.

Am Samstag hat Paech den Franzosen Jerome Clavier und die starken Polen Piotr Lisek und Robert Sobera hinter sich gelassen – beide haben 5,90 Meter als Bestleistung zu stehen, Lisek gewann bei der WM im Vorjahr Bronze. Dass Paech an Nervenstärke gewonnen hat und fighten kann, hat er bei der Höhe von 5,77 Meter gezeigt. Schon beim ersten Versuch blieb die Latte liegen, allerdings hatte der 23-Jährige sie beim Überqueren so sehr berührt, dass sie abhob und nicht regelkonform auf der Auflage landete. Die Kampfrichter erklärten den Versuch für ungültig, was Paech später als „vollkommen richtig“ anerkannte. Zunächst aber war er wütend, riss den zweiten Versuch. Sein Trainer Michael Kühnke habe beruhigend auf ihn eingeredet, sodass Paech im dritten Versuch all die Kleinigkeiten richtig machte, die es zu einem erfolgreichen Sprung braucht.

"Körperlich und nervlich fertig"

Die folgenden 5,82 Meter wären neue Bestleistung gewesen, Paech scheiterte bei dieser Höhe dreimal, „doch ich habe das drauf“, sagte er später, gestand aber auch: „Ich war körperlich und nervlich auch ziemlich fertig.“

Hingegen habe die Siegerin des Frauenspringens am Freitagabend ihren Körper gar nicht mehr gespürt. Elf Sprünge hatte die Schweizerin Nicole Büchler absolviert, ehe sie als Siegerin feststand und damit ihren Vorjahreserfolg vor der Vize-Weltmeisterin Fabiana Murer aus Brasilien wiederholte. Büchler hatte 4,66 Meter überquert, während Murer diese Höhe ausgelassen hatte. Beide Springerinnen versuchten sich vergeblich am neuen Meeting-Rekord von 4,71 Meter. Dass es im Stern-Center so hoch hinausging, unterstreicht die Qualität der Damen-Konkurrenz, was auch die Siegerin betonte. „Man muss dem SC Potsdam als Veranstalter wirklich ein Kompliment für diesen Wettkampf machen“, sagte Büchler. Immerhin hatte die Konkurrenz sie zu einem neuen Schweizer Landesrekord beflügelt. Auch die 4,41 Meter von Robeilys Peinado aus Venezuela gingen ins Wettkampfprotokoll als neuer nationaler Rekord ein. Und die Schwerinerin Martina Strutz, Stammgast beim Potsdamer Meeting, steigerte sich auf die neue deutsche Hallen-Jahresbestleistung von 4,46 Meter.

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