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Nach dem 1:3 am Sonntag herrschte Frust bei den SCP-Spielerinnen Lisa Gründing, Antonia Stautz, Anne Hölzig und Sofia Medic (v.l.).

© Gerhard Pohl

Immer wieder dasselbe Lied: SC Potsdam scheitert im Pokal-Viertelfinale erneut am Schweriner SC

Der Traum vom Pokal-Finale wird für Potsdams Volleyballerinnen auch diese Saison nicht in Erfüllung gehen, weil sie gegen Schwerin nicht konstant genug spielten. Das Spiel war geprägt von Emotionen und der Diskussion über den gewünschten Videobeweis.

Von Tobias Gutsche

Volleo tanzte. Das Maskottchen des Schweriner SC – ein Löwe mit beachtlichem Hang zur provokativen Gestik – bejubelte am Sonntagnachmittag vor großer Gäste-Fanschar den Sieg seines Vereins beim SC Potsdam. Erneut feierte Schwerin in Brandenburgs Landeshauptstadt. Diesmal hatte der SCP im Viertelfinale des Deutschen Volleyball-Pokals mit 1:3 (22:25, 21:25, 25:13, 20:25) das Nachsehen. „Das ist ärgerlich, weil wir vom Spielverlauf her schon die Chance hatten, zu gewinnen“, sagte Potsdams Kapitänin Antonia Stautz.

Bereits in der vorigen Saison ereilte ihren Club der Knockout gegen den deutschen Rekordmeister – im Pokal und in der Bundesliga, jeweils zum Halbfinale. Bei nunmehr 36 Pflichtspielduellen zwischen diesen Teams setzte es die 32. Niederlage für Potsdam, das in den sechs direkten Cup-Aufeinandertreffen sogar gänzlich ohne Erfolg dasteht.

Erster Satz war bereits "ein entscheidender Knackpunkt"

Die Mannschaft von Cheftrainer Guillermo Hernandez investierte gestern vor 1578 Zuschauern in der MBS-Arena viel, um die eigene Bilanz aufzubessern. In allen Sätzen führte sie, brachte jedoch am Ende nur einen Durchgang auf die Habenseite. „Das ist leider noch der Unterschied. Schwerin ist ein routinierter Top-Club – die spielen konstant auf hohem Level“, sagte Stautz. „Wir erreichen zwar auch dieses Niveau, halten das aber leider noch nicht immer durch.“

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12:7 lag der SCP beispielsweise in Satz eins vorne. Bis zum 20:17 sah auch noch alles gut aus. „Dann geht es in die Phase, in der es darauf ankommt – und wir verlieren den Mut.“ Fehler passierten, die Präzision mangelte und die Abwehr offenbarte zu große Lücken. Der Titelverteidiger nutzte das und drehten den Spielstand.

Dies sei bereits „ein entscheidender Knackpunkt“ der Partie gewesen, meinte SCP-Sportdirektor Toni Rieger. „Den Satz hätten wir holen müssen, dann nimmt das alles einen ganz anderen Schwung.“ So aber sicherte sich der Gast auch den zweiten Abschnitt und ließ sich dabei erneut nicht von einem anfänglichen Drei-Punkte-Rückstand beirren.

Potsdam deklassiert Schwerin, das aber final zurückschlägt

Doch das Heimteam bewies Moral. Die ersten beiden Punkte des dritten Satzes wurden durch starke Blocks eingefahren – ein Element, das bis dato kaum erfolgreich praktiziert worden war. Es hatte Symbolwirkung, als wollte die Hernandez-Truppe verdeutlichen, Schwerin nicht einfach freie Bahn Richtung Halbfinale gewähren zu wollen. Beeindruckend klar gelang nach Sätzen der Anschluss, was die Schwerinerinnen vor eine Herausforderung stellte, wie deren Coach betonte. Seine Mannschaft habe sich mental von dem krachenden 13:25 erholen müssen, sagte Felix Koslowski. „Dass sie sich da rausgearbeitet hat, war die größte Leistung heute“, sagte er. Denn letztlich folgte die Antwort zum finalen 3:1.

Emotionale 105 Spielminuten fanden ihr Ende. Reichlich Zeit davon verstrich in Diskussionen mit den Schiedsrichtern und über sie. Hernandez, ein Heißsporn aus Spanien, und Koslowski, ebenfalls ein Hitzkopf, aber aus Mecklenburg, schimpften vielfach theatralisch, weil sie beide ihr Team durch Referee-Entscheidungen benachteiligt sahen. Dass es zu solchen Debatten kommen würde, hatten die Verantwortlichen der Clubs schon im Vorfeld geahnt. „Unsere Duelle sind immer hitzig, umstritten. In der Vergangenheit ging es oft um die Schiedsrichter“, erinnerte Rieger.

Verband erfüllt Wunsch beider Vereine nicht

Deshalb hatten beide Vereine beim Verband darum gebeten, für das Match das Challenge-System einzusetzen, also den Videobeweis, der eigentlich erst ab dem Halbfinale von Pokal und Liga zum Zuge kommt. Der laut Rieger vor zwei Wochen geäußerte Wunsch wurde abgelehnt. So kurzfristig sei dies nicht zu realisieren, soll die Antwort gelautet haben. „Schade“, sagte Koslowski, „denn am Ende hilft es ja, die Schiedsrichter zu schützen“. Sie seien auch nur Menschen. „Am liebsten wäre es uns allen, wenn jedes Spiel mit Challenge läuft, aber das ist eben eine finanzielle Frage“, so Schwerins Trainer. Für eine Partie koste der aufwendige Videobeweis 3000 bis 4000 Euro.

Seinem Team ist dieser Luxus durch den Verband in der nächsten Pokalrunde gewiss. Das Weiterkommen sei hart erkämpft gewesen, sagte Koslowski und führte den Rückhalt der Fans als wichtigen Faktor an. Über das vom SC Potsdam zugesicherte Ticketkontingent hinaus hatten insgesamt rund 300 Schwerin-Anhänger im Luftschiffhafen als „gelbe Wand“ für Stimmung gesorgt. Eine über Jahre gewachsene Basis an Unterstützung, von der der SCP noch träumt. Sein harter Kern der Fans ist im Vergleich dazu bisher ein recht zarter. Doch ein Maskottchen wie in Schwerin braucht es bei den Potsdamern nicht. Zumindest nicht, wenn es sich so benimmt wie Volleo. Teilweise trat er als Pöbel-Löwe auf. Unsportlich wirkten etliche seiner Aktionen, was die SCP-Enthusiasten erzürnte. Letztlich musste Toni Rieger den Dompteur geben und forderte vehement Fairness ein.

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