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HV Grün-Weiß Werder: Werders größtes Abenteuer

Der HV Grün-Weiß ist in die Vorbereitung auf seine erste Saison in der 3. Handball-Liga gestartet. Die riesige Herausforderung geht der Klub aus der Blütenstadt mit vielen neuen Spielern, geringem Etat, einer kleinen Halle und ohne Kooperationsvertrag mit dem langjährigen Partner VfL Potsdam an.

Von Tobias Gutsche

Manche Trainer machen aus dem Start in die Saisonvorbereitung einen lockeren Aufgalopp – erst mal ganz entspannt anfangen. Und andere ziehen die Zügel gleich richtig an – so wie Silvio Krause. Der Coach des Handballvereins Grün-Weiß Werder bat seine Männer am vergangenen Montagabend zur ersten Übungseinheit in die Sporthalle Havelauen und verlangte von ihnen, an die Belastungsgrenze zu gehen. Diverse Lauf-, Sprung- und Krafttests wurden absolviert. Die Muskeln brannten, der Schweiß floss in Strömen. Anstrengung von der ersten Sekunde an beim größten Werderaner Abenteuer – der Teilnahme an der 3. Liga.

Im 70. Jahr des Vereinsbestehens hat der HV Grün-Weiß als Oberligameister den erstmaligen Sprung hinauf in diese Spielklasse geschafft und will sich dort treu bleiben, wie Krause berichtete: „Unsere Spielweise wird sich nicht verändern. Wir wollen weiterhin offensiv und aggressiv in der Deckung agieren und ordentlich Druck nach vorne machen. Dafür braucht man einfach die nötige Fitness – und daran wird ab sofort gearbeitet.“ An vielen anderen Stellschrauben wurde bereits in den vergangenen Wochen gedreht, um den Drittliga-Aufstieg in Angriff nehmen zu können.

Fast die Hälfte der Spieler sind neu im Team

Zum einen ging es um die Kaderplanung. Das Gesicht der Mannschaft hat sich dabei stark gewandelt, denn mehrere Akteure aus der Meistersaison sind nicht mehr mit dabei, weil sie aus beruflichen oder privaten Gründen den höheren Aufwand nicht stemmen können. Daher wurden zehn gänzlich neue Spieler in die Blütenstadt geholt. Das macht knapp die Hälfte des kompletten 21-köpfigen Aufgebots aus. „Wir haben jetzt viele Leute, die schon in der 3. Liga gespielt haben. Unser Team ist in dieser Hinsicht also nicht unerfahren“, sagte der Coach, der unter anderem Tobias Frank, Yannick Schindel, Lucas Schönebeck und Robert Schütz neu hinzubekommen hat. Allesamt liefen sie im Vorjahr noch für den VfL Potsdam auf.

Jener Klub ist maßgeblich am rasant positiven Werdegang des Handballsports in Werder beteiligt. „Ganz klar“, bestätigte Grün-Weiß-Präsident Norbert Jäger am Rande des Montagtrainings. Seit jeher habe zwischen den beiden benachbarten Vereinen ein gutes Verhältnis bestanden, das in den vergangenen Jahren durch eine engere Kooperation intensiviert worden sei: „Wir hatten die Möglichkeit bekommen, viele junge VfL-Spieler mit einem Zweitspielrecht bei uns einzusetzen. Sie konnten sich damit weiterentwickeln und für uns war das ein Zugewinn an sportlicher Qualität.“ Doch jetzt, wo Potsdam und Werder plötzlich als Konkurrenten in der 3. Liga Nord aufeinandertreffen, ist dieses Modell hinfällig. „Die Zusammenarbeit ist für den Moment zurückgefahren. Seit dem 1. Juli gibt es keinen Kooperationsvertrag mehr. Trotzdem kommunizieren wir weiter miteinander und gucken, wie wir uns vielleicht helfen können“, erklärte Jäger.

Prüfung, ob Kapazitätserhöhung in der Halle möglich ist

Apropos Hilfe: Diese benötigte der HV Grün-Weiß auch in finanzieller Natur, um überhaupt guten Gewissens für die höhere Spielklasse melden zu können. „Es kommen ja deutlich mehr Kosten auf uns zu“, gab der Vereinschef zu bedenken: „Dank des Rückhalts durch die Stadt und der gesteigerten Unterstützung vonseiten unserer Sponsoren haben wir einen ordentlichen Etat zusammenbekommen. Ohne es beziffern zu wollen: Es ist mit Abstand der kleinste der Liga.“

Minimalistisch ist auch die Werderaner Spielstätte. Für nur 199 Zuschauer ist die Sporthalle des Ernst-Haeckel-Gymnasiums ausgelegt, schon zu Oberligazeiten war sie stets proppenvoll. Und dort soll nun am 3. September gegen die SG Flensburg-Handewitt II der Spielbetrieb in Liga drei starten. Mitte Oktober wird dann sogar der HSV Hamburg – Champions-League-Sieger von 2013, der einst vor über 10.000 Fans auf Torejagd ging und nun aufgrund einer Insolvenz aus der Bundesliga zwangsabgestiegen ist – zu Gast sein. „Unsere Halle ist schon grenzwertig“, räumte Jäger ein und berichtete, dass derzeitig geprüft werde, ob eine Kapazitätserhöhung möglich ist: „Hinter der Sitztribüne ist noch etwas Platz. Wir versuchen, eine Genehmigung zu erhalten, um dort noch ein bis zwei Reihen zusätzlich aufbauen zu dürfen.“

Laut Trend ist der HV Grün-Weiß 2019 Zweitligist

Viel los also dieser Tage beim HV Grün-Weiß Werder. „Es sollen aber alle bitte ruhig und auf dem Teppich bleiben“, forderte Jäger: „Wir nehmen uns den Klassenerhalt vor, wissen aber auch, dass es sehr schwer wird.“ Letztlich sei die Saison eine neue Herausforderung, ein neuer Schritt in „unserer bisher kontinuierlichen Entwicklung“, die er noch mal nachzeichnete: „Drei Jahre Verbandsliga, drei Jahre Brandenburgliga, drei Jahre Oberliga – und jetzt stehen wir hier in der 3. Liga.“ Laut Trend ist Werder folglich 2019 Zweitligist. „Na das“, sagte der Präsident mit einem Lächeln, „wäre des Guten dann doch zu viel.“ 

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