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HV Grün-Weiß Werder: Der Moment und das Morgen

Aus der 3. Liga müssen die Handballer des HV Grün-Weiß Werder absteigen. Das steht nach der Niederlage gegen den Oranienburger HC, bei der sich auch zwei Werderaner Sieger nennen durften, fest. Nun möchte Grün-Weiß die verbliebene Drittligazeit zum Genießen und Vorbereiten nutzen.

Von Tobias Gutsche

Seelisch und moralisch waren sie beim HV Grün-Weiß Werder bereits längst auf das eingestellt, was am Samstagabend zur Gewissheit wurde. Nach der 19:24 (7:10)-Heimniederlage gegen den Oranienburger HC steht nun offiziell fest, dass der Aufsteiger den direkten Weg zurück von der 3. Handball-Liga Nord in die Ostsee-Spree-Oberliga antreten muss. Der Tabellenvorletzte kann in den vier noch ausstehenden Saisonpartien keinen Nichtabstiegsplatz mehr erreichen. „Es war uns schon eine ganze Weile klar, dass es so kommen wird“, sagte Trainer Silvio Krause. „So ehrlich muss man dann auch sich selbst gegenüber sein.“

Und daher liefen die Planungen für die nächste Saison vollends auf die Oberligateilnahme hinaus. „Wir werden eine starke Mannschaft haben“, glaubt Krause, der sich mit den Werderanern in einer für Absteiger durchaus ungewöhnlichen Situation wiederfindet. Denn: Der aktuelle Kader wird zum großen Teil erhalten bleiben. Lediglich fünf Abgänge sind sicher: Top-Torschütze Robin Huntz und Linksaußen Joe Boede wechseln zum VfL Potsdam, Kreisläufer Yannick Schindel schließt sich Oranienburg an, Kapitän Florian Schugardt und Rückraumakteur Nils Jürschke beenden ihre aktive Handballkarriere. „Beim Rest ist weitestgehend der Verbleib bei uns in Sack und Tüten. Ein, zwei Leute wollen wir noch neu dazuholen“, berichtete der Coach. Von der sofortigen Rückkehr in die Drittklassigkeit spricht Silvio Krause zunächst nicht, er schürt aber eine recht hohe Erwartungshaltung: „Vielen Absteigern ging es so, dass sie dann im Mittelfeld rumgehangen haben oder irgendwo völlig in der Versenkung verschwunden sind. Das soll bei uns anders sein. Wir wollen oben mitspielen.“

Werders Probleme: Offensivmangel und Schwächephasen 

Der Blick geht in der Blütenstadt also voraus. Aber das bedeutet keineswegs, dass die Grün-Weißen ihre aktuelle Saison locker ausklingen lassen. Vielmehr möchten sie die verbliebene Zeit auf höherem Niveau effektiv nutzen. „Das sind alles super Vorbereitungsspiele für die nächste Saison, bessere kannst du gar nicht haben. Daher schenken wir nichts her, sondern werden immer alles geben“, sagte Krause. Neben den spielerischen Entwicklungsmöglichkeiten haben die restlichen Saisonduelle aber auch einen emotionalen Wert, wie Werders Assistenzcoach Max Ziegler erklärte: „Es geht darum, Momente mitzunehmen.“ Es gilt das Dasein in Deutschlands dritthöchster Spielklasse zu genießen. Zum Beispiel, wenn man am Samstag beim früheren Champions-League-Sieger HSV Hamburg antreten darf, zu dessen Heimspielen diese Saison im Schnitt 3340 Zuschauer kamen. „Das wird noch mal ein schönes Erlebnis“, sagte Silvio Krause, dessen Mannschaft danach noch beim SC Magdeburg II und SV Beckdorf gastiert, ehe am 6. Mai zum Abschluss die HSG Norderstedt/Henstedt-Ulzburg auf der Werderaner Platte erwartet wird.

Als sich dort vorgestern der HV Grün-Weiß und Oranienburger HC gegenüberstanden, wurde als Spiegelbild der gesamten Saison ersichtlich, warum es für die Gastgeber nicht zum Klassenerhalt gereicht hat. Vor allem wegen zwei Problemen, die sie stets begleiteten: mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive und zu ausgeprägte Schwächephasen. Durchschnittlich nur rund 23 eigene Treffer pro Partie sind Liga-Negativwert – gegen den OHC, das abwehrstärkste Team der Liga (im Schnitt etwa 24 Gegentore), biss sich die Mannschaft von der Havel besonders stark die Zähne aus. Zudem machte ein halbzeitübergreifender Lauf von 0:7 Toren – aus 7:8 wurde 7:15 – viel bei den bis dato gut mithaltenden Hausherren zunichte. Mit einem solch komfortablen Vorsprung im Rücken fiel es dann dem fünftplatzierten OHC, der die beste Saison seiner Vereinshistorie spielt, leicht, den Auswärtssieg einzufahren. Für Chefcoach Christian Pahl und seinen Assistenten Matthias Lessig war dies allerdings ein gefühlter Heimerfolg. Beide wohnen in Werder. Pahl war Vorgänger von Silvio Krause als Grün-Weiß-Trainer. 

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