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Hoch soll er leben. Zehn Jahre lang war Silvio Krause bei Grün-Weiß Werder aktiv – erst als Spielmacher, dann als Trainer. Mit ihm holte der Club seine größten Erfolge. Für diese Arbeit dankten ihm die Fans beim letzten Spiel in Grünheide.

© Sylvia Göres

HV Grün-Weiß Werder: Abgang auf Schultern

Nach dem Ende der Ära von Silvio Krause beim Handball-Oberligisten HV Grün-Weiß Werder muss der Verein neu starten. Perspektivisch soll dafür wieder eine Brücke zum VfL Potsdam geschlagen werden. Eine gute Debütsaison in der Oberliga legten derweil Werders Frauen hin.

Von Tobias Gutsche

Grünheide - Wenn Silvio Krause noch eine Bestätigung dafür brauchte, wie sein Verdienst um den HV Grün-Weiß Werder ist, dann bekam er sie eindrücklich am Samstagabend. Nach der Handball-Oberligapartie beim Grünheider SV huldigten Werders Fans dem Trainer. Auf den Schultern trugen sie ihn samt seiner Taktiktafel durch die Löcknitzhalle. Eine Ehrerweisung für den Mann, der in jüngerer Vergangenheit wie kein anderer den Handballsport bei den Grün-Weißen geprägt hat. Erst fünf Jahre als Spielmacher, dann nochmal so lange in der Rolle des Coaches. Der Aufstieg in die Oberliga, zwei Landespokalsiege und das einjährige Drittliga-Gastspiel fielen in die Krause-Ära. Sie endete vorgestern mit einem hart erkämpften 19:19-Remis gegen den märkischen Kontrahenten aus Oder-Spree.

Es war ein Match zum Saisonfinale, in dem es eigentlich um nichts mehr ging. Aber, lockeres Austrudeln – nicht mit Silvio Krause. Neben taktischem Geschick zeichnet er sich vor allem durch viel Leidenschaft aus, die der 31-Jährige in seinem letzten Spiel für Werder erneut voll auslebte und dabei weder seine Nerven noch die der Schiedsrichter schonte. Als im Anschluss an das emotionale Match ein Moment der Ruhe eingekehrt war, ließ sich der Trainer auf eine Holzbank sacken. Innerlich müsse der Vorgang auch noch passieren, erklärte er. „Einfach alles sacken lassen.“

Doppelfunktion beim Oranienburger HC

Silvio Krause, durchaus ein Typ mit Hang zur Sentimentalität, blieb am Samstag ohne Tränen des Abschieds, ohne die ganz großen Worte über seine Zeit beim HV Grün-Weiß. „Dafür bin ich jetzt gerade noch zu sehr im Spielfokus. Aber mit etwas Abstand wird mich das bestimmt noch packen.“ Ein bisschen geschah es schon gleich im nächsten Satz. Wehmut kam plötzlich auf. „Natürlich ist der VfL Potsdam mein Ausbildungsverein, wo ich groß geworden bin. Aber in Werder habe ich ein Heimatgefühl bekommen. Das ist jetzt mein Heimatverein.“

Der neue Club, bei dem er dann ab Sommer tätig sein wird, ist Drittligist Oranienburger HC. Silvio Krause wird dort Assistent von Chefcoach Christian Pahl. Beide kennen sich bestens. Pahl ist Werderaner, war Grün-Weiß-Trainer, als Krause selbst noch auf der Platte stand und übergab ihm auch das Amt an der Seitenlinie. Nun kommt es zur Vereinigung in Oberhavel. „Viele mögen es als Rückschritt sehen, dass ich jetzt höherklassig nur die Assistenzrolle habe. Ich sehe das nicht so“, meinte Silvio Krause. „Dadurch kann ich das Spiel aus anderer Perspektive betrachten, mehr Ruhe und Übersicht bekommen. Das macht mich hoffentlich insgesamt zu einem besseren Trainer“, sagte der Potsdamer Physiotherapeut, der zugleich aber auch weiterhin hauptverantwortlich für ein Team sein wird: Oranienburgs zweite Männertruppe in der Verbandsliga.

Steffen Schieke tritt Krauses sportliches Erbe an

Den HV Grün-Weiß Werder verlässt Silvio Krause als Fünfter der Oberliga Ostsee-Spree. Im Jahr nach dem Drittliga-Abstieg ein ordentliches Resultat. „Es war eine Saison am Limit. Der Kader war schmal, mehr war nicht drin“, urteilte der Coach. „Wir hätten aber gerne mehr gewollt. Schnell mussten wir jedoch feststellen, dass es für die absolute Spitze derzeit nicht reicht“, ergänzte Hannes Lindt.

Er ist der Geschäftsführer des Werderaner Vereins und arbeitet auf Hochtouren daran, die Grün-Weißen tauglich für die Oberligaspitze zu machen. „Nach dem Abgang von Silvio heißt es für uns: Wir müssen eine neue Ära einleiten.“ Das soll mit Steffen Schieke erfolgen, der von Brandenburgligist HSG Ahrensdorf/Schenkenhorst in die Blütenstadt wechselt, um das sportliche Erbe von Krause anzutreten. Schieke war einst Krauses Co-Trainer. „Er ist also mit unserem Club gut vertraut“, sagte Hannes Lindt, der zusammen mit dem neuen Trainer den künftigen Kader formieren muss.

Lindt: „Werder allein, isoliert, funktioniert nicht“

Das bedeutet viel Arbeit. Werder steht vor einem personellen Umbruch, zahlreiche Akteure gehen, Verstärkungen müssen gefunden werden. Perspektivisch wünscht sich Lindt dabei die Wiederauflage der Zusammenarbeit mit dem benachbarten Drittligisten VfL Potsdam. Die enge Kooperation war durch die gemeinsame Konkurrenzzeit in Liga drei zusammengebrochen. „Jetzt möchten wir gerne wieder eine Brücke über die Havel zum VfL schlagen“, erzählte der Geschäftsführer und räumte ein, dass dies für seinen Club notwendig sei, um hohes Niveau zu erreichen: „Werder allein, isoliert, funktioniert nicht. Das haben wir diese Saison gemerkt. Wir brauchen einen Partner, der ja aber von uns auf der Gegenseite genauso profitieren kann, indem wir Talenten Spielpraxis im Männerbereich geben.“

Solch reger Austausch mit den Potsdamer Adlern war ein wesentlicher Grund dafür, dass der HV Grün-Weiß auf Erfolgsflug ging. Ein anderer, ganz klar, die akribische und disziplinierte Arbeit von Silvio Krause. „Ohne ihn wäre hier nichts gegangen“, bekräftigte Hannes Lindt, während hinter ihm „Mister Grün-Weiß“ gerade von den Werder Fans geschultert wurde.

+++ Werder-Frauen ebenfalls auf Rang fünf +++

Ihre Debütsaison in der OstseeSpree-Oberliga können die Handballerinnen des HV Grün-Weiß Werder als Erfolg verbuchen. Wie ihre männlichen Vereinskollegen belegten sie Rang fünf im Endklassement der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Dabei kamen die Werderanerinnen auf eine ausgeglichene Punktebilanz von 22:22. „Das war ein guter Beginn. Wir wollen unsere Frauen fest in der Oberliga etablieren“, so Geschäftsführer Hannes Lindt. 

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