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Das Grün-Weiß-Team um Jonathan Schumacher (v.) kämpfte leidenschaftlich gegen Stralsund.

© Dirk Andres/Verein

Handball in Werder: Grün-Weiß mit Groove auf der Platte

Die Oberliga-Männer aus der Blütenstadt verloren zwar gegen das Top-Team Stralsunder HV, untermauerten dabei aber ihre gute Entwicklung. Gebannt ist die Abstiegsgefahr trotz Mittelfeldplatz noch nicht. Und offen ist die Trainerfrage.

Von Tobias Gutsche

Werder/Havel - Die Bezeichnung ist im Handball gängig, doch mitunter auch ziemlich unzutreffend. Von „leichten Toren“ ist gerne die Rede, wenn ein Spieler bei einem Konter frei auf den gegnerischen Keeper zuläuft oder er so bedient wird, dass er aus Nahdistanz unbedrängt werfen kann. „Aber manchmal ist das dann leider doch nicht so leicht“, sagte am Samstag Stefan Darius. „Für uns waren es heute eher die schwierigen Dinge“, meinte der Kreisläufer des HV Grün-Weiß Werder.

Der Oberligist aus der Blütenstadt verlor sein Heimspiel gegen den Stralsunder HV mit 28:32 (14:17). Eine Niederlage, die zu verhindern gewesen wäre, hätten die Gastgeber nicht etliche „einfache Tore“ vergeben. „Das ist schade und ärgerlich“, sagte Grün-Weiß-Trainer Niko Harnge. Trotzdem könne er seiner Mannschaft attestieren, dass sie gegen einen Top-Club der Liga die Reifeprüfung bestanden habe.

Interimscoach Harnge unterschätzte die Aufgabe, aber hat Spaß an ihr

Fünfmal in Folge hatte Werder zuvor gegen Kontrahenten aus dem Tabellenkeller gespielt – und stets gewonnen. Das Duell mit dem Tabellenzweiten aus Stralsund war nun ein Test, wie weit die Entwicklung des lange Zeit kriselnden Teams bereits vorangeschritten ist. Weil die Werderaner über weite Strecken der Partie auf Augenhöhe agierten, zwischenzeitlich gar führten, sei ein klarer Aufwärtstrend zu verzeichnen, sagte Harnge. „Wir haben peu à peu mehr Stabilität bekommen.“ Darius illustrierte das mit dem Vergleich zum Hinspiel: Damals verlor seine Truppe in der Hansestadt mit 22 Toren Rückstand. Es war der Tiefpunkt einer schwachen Hinrunde. „Wir hatten da wirklich große Probleme“, reflektierte der bullige Kreisspieler.

Im Dialog: Werders Interimstrainer Niko Harnge spricht bei der Partie mit Kreisläufer Stefan Darius.
Im Dialog: Werders Interimstrainer Niko Harnge spricht bei der Partie mit Kreisläufer Stefan Darius.

© Dirk Andres/Verein

Nach personellem Umbruch im Sommer und aufgrund zahlreicher Verletzungen hing der Ex-Drittligist weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Abstiegsgefahr machte sich breit. Letztlich reagierte der Verein, trennte sich Anfang November von Trainer Steffen Schieke. Als Interimslösung wechselte der bis dato als erfahrener Spieler aktive Harnge in die Coaching-Zone. „Ich mache das gerne, um meinem Club zu helfen“, sagte der 30-Jährige. Die Rollenumstellung sei eine Herausforderung gewesen. „Als Spieler kommst du zum Training, bereitest dich auf die Partien vor und denkst, das ist schon viel.“ Aber als Trainer seien die Dimensionen noch viel größer. „Da bist du auch für 16 Leute drumherum verantwortlich, auch pädagogisch. Das habe ich unterschätzt – aber es macht Spaß.“

Verletzte sind zurück und das Team jetzt eingespielt

Und den hat inzwischen auch die Mannschaft auf Tabellenplatz zehn mit der deutlich gesteigerten Punktbilanz von 16:22 wieder. Die Reihen der Verletzten haben sich gelichtet, das neu formierte Team fand auf der Platte zusammen. „Wir sind jetzt eingegroovt. Auch weil Niko eine wirklich gute Arbeit macht“, meint Darius. Der gelobte Coach wird bis Saisonende im Amt bleiben. Wie es danach weitergeht, ist laut Handball-Abteilungsleiter Tom Lessig noch völlig offen. Harnge ist mit seinem 40-Stunden-Job als Softwareentwickler im Bereich Eisenbahnsicherungstechnik beruflich sehr eingespannt. Und im Frühjahr erwartet er mit seiner Frau das erste Kind. „Da ist klar, dass es in seinem Leben andere Prioritäten geben wird“, sagte Lessig. Er liebäugelt damit, das Vereinsurgestein künftig als Assistenzcoach zu halten.

Zunächst geht es aber nur um einen anderen Erhalt, den der Klasse, betont Harnge selbst. „Aktuell liegen wir zwar im Tabellenmittelfeld“, sagte er. „Aber der Schein kann vielleicht trügen, denn wir haben schon gegen viele Teams von unten gespielt. Es kommen also noch eine Menge schwerer Aufgaben.“ Bei denen sollte es dann besser mit den „leichten Toren“ klappen.

+++ Werder-Frauen zurück in den Top 3 +++

Nach einem Katastrophenstart in die Partie haben die Oberliga-Handballerinnen des HV Grün-Weiß Werder am Samstag noch einen 26:24 (10:13)-Heimsieg gegen den bisherigen Tabellennachbar Füchse Berlin II erkämpft. Das Team von Trainer Lucas Schönebeck hatte zunächst 1:6 hinten gelegen. Mit ihrem zwölften Erfolg im 19. Saisonspiel verbesserten sich die Werderanerinnen um zwei Ränge auf Platz drei. Nach starker Hinrunde hatte Grün-Weiß zu Beginn der zweiten Saisonhälfte drei Niederlagen kassiert. „Wir hatten da unseren Flow verloren“, sagte Schnönebeck. „Jetzt haben wir zu unserem Spiel zurückgefunden.“ Das bestätigt der Lauf von zuletzt drei Siegen nacheinander. 

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