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Erneut prämiert. Nach dem Integrationspreis der Stadt Potsdam und der Sonderauszeichnung des Fußballmagazins „11 Freunde“ hat nun auch der Verband Deutscher Sportjournalisten Berlin-Brandenburg das Engagement vom SV Babelsberg 03 gewürdigt, der ein Fußballteam für Flüchtlinge aufgebaut hat.

©  dpa

"Goldenes Band" für SV Babelsberg 03: Verpflichtende Ehrung

Der SV Babelsberg 03 erhält „Goldenes Band“ für sein Vereinsprojekt „Welcome United“, mit dem Weltoffenheit und Toleranz vorgelebt wird. Doch dieses Bild vermitteln die Nulldreier in manch anderer Beziehung nicht.

Es ist eine der traditionsreichsten Auszeichnungen im deutschen Sport. Das „Goldene Band“ wird seit fast 90 Jahren vom Verband Deutscher Sportjournalisten Berlin-Brandenburg (VDSBB) an herausragende deutsche Sportler vergeben. Max Schmeling, Sepp Herberger, Katarina Witt oder Heike Drechsler gehörten zu den Preisträgern. Ab 2015 wird das „Goldene Band“ nicht mehr nur ausschließlich an erfolgreiche Athleten verliehen, es wird vor allem das soziale Engagement im Sport geehrt. Entscheidend ist, dass sich die Preisträger mit den Mitteln, die ihnen der Sport bietet, für andere Menschen einsetzen.

Beim diesjährigen Gewinner war sich die prominent besetzte Jury um den Berliner Innensenator Frank Henkel, den Präsidenten des Landessportbundes Berlin Klaus Böger und den VDSBB-Vorsitzenden Hanns Ostermann einig: Gewinner ist der SV Babelsberg 03, der mit seinem Projekt „Welcome United“ Flüchtlingen eine sportliche Heimat geschaffen hat.

SVB wurde schon mehrfach für "Welcome United" prämiert

„,Welcome United 03’ ist ein würdiger Preisträger des Goldenen Bandes“, hieß es während der Verleihung im Bärensaal der Stadt Berlin am gestrigen Donnerstagabend. Das ganze Vereinsumfeld identifiziere sich mit dem im Sommer 2014 ins Leben gerufenen Projekt. So wurden die Trikots der Flüchtlingskicker durch die Fans der Nordkurve finanziert. Auch außerhalb des Platzes wird geholfen, beispielsweise bei Behördengängen oder der Jobsuche.

Es ist nach dem Integrationspreis der Stadt Potsdam, der Sonderauszeichnung durch das Fußballmagazin „11 Freunde“ nun eine weitere Ehrung, die der SVB für sein Engagement bekommt. Dass dies zugleich Verpflichtung ist, Werte wie Respekt, Toleranz oder Fairness in jedem Kontext zu pflegen, stellt den Kiezverein vor eine dauerhafte Herausforderung. Ähnlich, wie Nulldrei-Cheftrainer Cem Efe betont, dass sich sein Regionalligateam sportlichen Fortschritt jeden Tag erarbeiten muss, hat sich der Verein in die tägliche Pflicht genommen, ein weltoffenes, familienfreundliches Image auszustrahlen.

Verein distanziert sich von Fan-Aktion gegen Turbine

Arbeit gibt es dafür durchaus. Denn es passt alles andere als ins gewollte Bild, wenn seit einigen Tagen unter dem Logo der Nordkurve auf Facebook das Spiel der Nulldrei-Frauenmannschaft gegen die dritte Vertretung des 1. FFC Turbine Potsdam am kommenden Sonntag mit martialischer Antifa-Faust illustriert wird, die das Turbine-Vereinslogo kaputt schlägt. Mit Toleranz und Respekt hat das wenig zu tun, geschweige denn von Kenntnis um das soziale Engagement und die Verdienste des Turbine-Klubs für Potsdam. Die SVB-Vereinsführung distanziert sich klar von der Facebook-Ankündigung des Frauen-Derbys. „Das ist nicht die Haltung des Vereins“, sagt Vorstandsmitglied Steve Müller. „Das haben wir gegenüber den betreffenden Fans auch klar zum Ausdruck gebracht.“

Es ist ein Stück weit die Kehrseite dessen, was am vergangenen Sonntag während der Regionalligapartie zwischen dem SVB und FSV Zwickau so eskaliert ist und in einem leidenschaftlichen Appell von Cem Efe endete, dass für Provokationen und Diskriminierungen kein Platz in Fußballstadien sein darf. Dass der Alltag anders aussieht, hat Efe dieser Tage in einem ZEIT-Interview deutlich gemacht: Regelmäßig würden seine Spieler beleidigt, nicht nur am vergangenen Sonntag, als Enes Uzun als „Scheiß Türke“ von der Zwickauer Bank beschimpft worden sein soll. Inzwischen ermittelt der Nordostdeutsche Fußballverband zu den Vorwürfen.

Feilen am Erscheinungsbild des Klubs

In die Debatte um Anfeindungen, Respekt und Toleranz vom vergangenen Sonntag gehören aber auch die plakativen Attacken aus der Babelsberger Nordkurve, mit denen das Bundesland Sachsen verallgemeinert in die Pegida-Ecke gesteckt wurde. Pauschalverurteilungen von Gästefans und reißerische Aufmachungen für ein Frauenfußballspiel zeugen wenig von der Willkommenskultur, die die Nordkurve als Trikotsponsor für das Welcome-United-Team artikuliert.

Mit der Entgegennahme des „Goldenen Bandes“ am gestrigen Abend bekam der SV Babelsberg 03 zugleich auch die Aufgabe überreicht, weiter an seinem Erscheinungsbild eines weltoffenen Vereins zu feilen, bei dem andere Kulturen, Meinungen und – na klar – sportliche Gegner willkommen sind. Ein solches Klima gilt es, in den sportlichen Reihen des SVB, aber auch auf den Rängen zu schaffen.

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