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Starkes Stück. Maximilian Leuschner knackte drei persönliche Bestleistungen.

© Tobias Gutsche

Gewichtheben in Potsdam: Ein letzter Sieg im Keller

Die Gewichtheber des AC Potsdam beendeten ihre Erstliga-Premierensaison auf Platz 13 und zugleich wehmütig eine Ära. Sie werden keinen Teamwettkampf mehr in ihrer langjährigen Heimat bestreiten. Stattdessen möchten sie künftig den Schlaatz bereichern - aber nicht alleine.

Von Tobias Gutsche

Um 18.47 Uhr schepperte es am Samstag mit historischem Ausmaß im Keller des Brauhausberg-Bades. Zum letzten Mal landete dort bei einem Gewichtheben-Mannschaftswettkampf die schwer beladene Hantel krachend auf dem Hallenboden. Den Abschied von der altehrwürdigen Stätte, zwischen deren dicken Betonwänden es düster und stickig ist, garnierten die Sportler des AC Potsdam durch ihren ersten Heimsieg in der 1. Bundesliga. Sie gewannen mit 458,1:357,4 Punkten gegen den SC Pforzheim. Den ersten Überkreuzvergleich der beiden Hauptrunden-Staffelschlusslichter hatte auch bereits der ACP für sich entschieden, sodass er in seiner von vielen Verletzungssorgen geprägten Erstliga-Premierensaison unter dem Strich den 13. und entsprechend vorletzten Rang verbuchen kann.

Maximilian Leuschner saß anschließend auf einem Holzkasten und blickte zufrieden auf das Wettkampfprotokoll. „Glücklicher könnte ich heute nicht sein“, sagte der amtierende deutsche Jugend-Vizemeister. Er durfte sich nicht nur über den mannschaftlichen Triumph freuen, sondern auch über seine persönliche Leistung. Sie war so gut wie noch nie. 140 Kilogramm im Stoßen, 252 im Zweikampf und 83,6 Relativpunkte bedeuteten jeweils neue Bestmarken für den 18-Jährigen. „Es ist schön, die Ära hier unten auf diese Weise beenden zu können“, sagte er und schlug dabei wie viele seiner Mitstreiter einen äußerst wehmütigen Tonfall an.

Neubauprojekt mit Motor-Judoabteilung geplant

Wenn im Mai das alte Brauhausberg-Bad schließt, dann wird nämlich auch ein Kapitel des Potsdamer Gewichthebens zugeklappt. Bereits zur Halleneröffnung 1971 hatten die damals bei der BSG Aufbau aktiven Schwerathleten dort ihren Standort gefunden – und wurden heimisch. „Seit 33 Jahren komme ich hierher. Ich bin in diesem Keller groß geworden“, erzählte Andreas Anker. „Modern ist das alles hier zwar nicht mehr, aber es hat Charme, wofür wir den Ort lieben.“ Ihn zu verlieren, lasse ein Auge des ACP-Trainers und -Vorstandsvorsitzenden weinen, meinte er. „Aber das andere Auge lacht. Wir freuen uns auf die Zukunft in einer neuen Heimat.“

Die solle als Neubau im Stadtteil Schlaatz entstehen und gemeinsam mit der Judoabteilung des SV Motor Babelsberg genutzt werden, berichtete Anker: „Wir sind froh, dass Motor uns angeboten hat, Teil dieses Projekts zu werden. Den Schlaatz können wir bereichern. Bislang sind dort die Ringer vom RC Germania ansässig. Nun sollen Judoka und Gewichtheber dazukommen – das klingt nach einer kraftvollen Geschichte, die viele Kooperationen möglich machen kann.“ Da allerdings noch die abschließenden Gespräche mit der Stadt hinsichtlich der neuen Sportanlage laufen, müsse sich geduldet werden. „Das dauert seine Zeit. Deshalb wird gerade ein Übergangsobjekt für uns geprüft, in das wir dann erst einmal ziehen.“

Nächste Saison gibt es keine "Schonfrist" mehr

Ein Übergangsjahr hat der Potsdamer Verein schon hinter sich. In Bezug auf die Bundesliga. Mit der Gewissheit, unabsteigbar zu sein, war der Neuling in die Saison gegangen, denn zur Serie 2017/18 werden die beiden Staffeln der höchsten Klasse von je sieben auf neun Teams aufgestockt, weshalb dieses Jahr keiner den Gang nach unten antreten muss. „Nächste Saison ist die Schonfrist dann aber vorbei“, betonte ACP-Chef Anker. „Wir werden uns deshalb verstärken. Diesmal auf Platz 13 gelandet zu sein, verstehen wir als Glücksbringer für die zweite Saison.“ In der woanders die Potsdamer Hanteln scheppern werden. 

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