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Zeitreise. Im Rahmen der Vortragsreihe "His Wis - Historische Seiten der Wissenschaft" informierte Berno Bahro über die Geschichte der Potsdamer Sportwissenschaft.

© Matthias Schütt

Geschichte der Potsdamer Sportwissenschaft: Spitze in Praxis und Theorie

Neben sportlichen Erfolgen glänzt Potsdam auch in der Sportwissenschaft. An der hiesigen Universität wird seit 70 Jahren intensiv geforscht. Bei den Studieninhalten ist ein klarer Trend zu erkennen.

Potsdam ist eine Sportstadt. Top im Kanu-Rennfahren, Volleyball, Fußball oder Judo. Der neue European-Football-League-Champion Potsdam Royals hatte zuletzt sogar eine für Brandenburger Verhältnisse noch recht exotische Sportart wie American Football an der Havel etabliert. Die Vereine und ihre Athleten machen die Stadt bekannt – national und auch international. Einen großen Anteil daran hat auch die Universität Potsdam. Und das sogar auf mehreren Ebenen.

Über die Wendezeit gibt es noch Lücken

Einerseits vertreten die Athleten des Universitätssportvereins (USV) die Stadt aktiv bei vielen großen Wettkämpfen – so alle zwei Jahre bei den Olympischen Studentenspielen, der Sommer- und der Winteruniversade. Noch wichtiger ist aber die theoretische, wissenschaftliche Erklärung und Bearbeitung sportlicher Prozesse. Was passiert im menschlichen Organismus bei bestimmter Belastung? Welche biologischen, motorischen oder mechanischen Abläufe spielen eine Rolle? Wie können Trainings- und Wettkampfpläne optimiert werden? Antworten dazu gibt die Universität selbst. Mit Urs Granacher hat die Hochschule sogar einen der derzeit bedeutendsten deutschen Sportwissenschaftler in ihren Reihen. Granacher ist Vorsitzender der Kommission, die das Potenzialanalysesystem betreut. Damit soll Deutschlands Spitzensportförderung künftig effizienter werden.

Die Potsdamer Sportwissenschaft hat eine 70-jährige Geschichte. 1948 wurde die heutige Universität als Brandenburgische Landeshochschule gegründet. Einen Einblick in diese wechselvolle Zeit gab jüngst Berno Bahro im Rahmen der Vortragsreihe „His Wis – Historische Seiten der Wissenschaft“ im Bildungsforum. „Viele hoch interessante Fakten sind uns nach jahrelangen Recherchen bekannt. Allerdings gibt es auch noch Einiges zu erforschen“, sagte der Referent vom Department Sport-und Gesundheitswissenschaften der Universität. „Leider fehlen uns dazu noch eine ganze Menge Akten, vor allem über die Wendezeit.“

Gesundheitsaspekt wird immer bedeutsamer

Unter dem Titel „Eine kleine Reise“ informierte er die anwesenden Gäste und beschrieb in seinem mehr als eine Stunde dauernden Vortrag die Geschichte der Potsdamer Sportwissenschaft – von der Entstehung als Institut für Körpererziehung bis hin zum heutigen Department für Sport- und Gesundheitswissenschaften in der Humanwissenschaftlichen Fakultät. „So kann man auch mal einen Blick hinter die Kulissen werfen und mehr über die Wissenslandschaft von Potsdam erfahren“, sagte Teilnehmerin Susanne Herrmann. Der Referent ließ dabei aber nicht nur einen Blick in die Vergangenheit schweifen, sondern schaute auch in die Zukunft und sprach von einem Wandel. „Es geht im Sport auch immer mehr und mehr in Richtung Gesundheit. Dies zeigt sich auch an den Studieninhalten“, so Berno Bahro.

Er ist auch im Vorstand des USV. Mittlerweile zählt der Verein rund 1400 Mitglieder in 19 Abteilungen. Bundesweite Beachtung erfährt die Rugbysektion deren Männer in der zweiten nationalen Liga zur Spitze gehören. Zudem bekam der USV-Rugby dieses Jahr für sein Konzept beim Nachwuchsturnier „Sanssouci-Pokal“ den „Fair-Play-Preis des Deutschen Sports“. Allerdings hegt die Abteilung auch Zukunftssorgen. Ihr Sportplatz am Neuen Palais soll einer Wiederherstellung des „Westparks Sanssouci“ zum Opfer fallen, als Ersatz ist von der Stadt eine Stätte in Neu-Fahrland vorgesehen. Der USV hadert mit dieser peripheren Lage und sieht seine langjährige Entwicklungsarbeit bei einem Umzug dorthin als gefährdet. „Deshalb fällt es mir auch schwer auf die Frage, ob Potsdam eine Sportstadt sei, mit ja zu antworten“, betonte Bahro. 

Matthias Schütt

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