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„Fußballfibel – SV Babelsberg 03“. Von Rico Noack, 140 Seiten, Verlag: Culturcon medien, Herausgeber: Frank Willmann, Preis: 9,99 Euro.

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„Fußballfibel – SV Babelsberg 03“: Alles für den Verein

In der Buchreihe "Fußballfibel" ergründen Fans die Seele ihres Lieblingklubs. Nun ist auch ein Band über den SV Babelsberg 03 auf dem Markt erschienen. Für alle SVB-Anhänger ist dieser ein Muss im Bücherregal.

Die Familie muss hintenanstehen. Wenn die Oma am Wochenende Geburtstag feiern will, muss sie ihren Enkel René Kulke erst einmal fragen, ob der SV Babelsberg 03 am Samstag oder Sonntag spielt. Der ehemalige Vorsänger der Nordkurve – er stimmte im SVB-Fanblock jahrelang die Lieder an – ist zum „SVB-Junkie“ geworden, schreibt er in einem Gastbeitrag für die „Fußballfibel – SV Babelsberg 03“. Das Buch des Diplompolitologen und Nulldrei-Fans Rico Noack ist kürzlich auf dem Markt erschienen. Ob zurückliegende Fußballbegegnungen, die legendären „Acht Tage im Mai“ oder Geschichten um die linksalternative Fanszene – die wichtigsten Eckpfeiler des Vereins machen den Kern des Buches aus.

Ex-Vorsänger Kulke ist mit dem SVB groß geworden: Zuerst nahm ihn der Vater mit zum Fußball, das war vor fast 30 Jahren, Kulke war gerade sechs. Bis heute hat ihn Nulldrei nicht losgelassen. Das erste Tattoo: natürlich das Vereinswappen. Das Studium: selbstverständlich in Potsdam - zu groß wäre die Gefahr gewesen, wegen eines Abendseminars ein Spiel zu verpassen. Die logische Konsequenz für Kulke: Auch die Hochzeit fand im Karl-Liebknecht-Stadion statt. Und wer weiß: Sollte Rico Noack ihn bei einer zweiten Auflage erneut um einen Beitrag bitten, kann er vielleicht schon von Nulldrei-Erlebnissen mit einem eigenen Kind berichten, schreibt Kulke.

Huldigung von "Trainergott" Hermann Andreev

Neben der Fanszene sind es auch die sportlichen Meilensteine, die Noack Revue passieren lässt. So etwa den völlig unerwarteten Aufstieg des SVB in die 2. Bundesliga am Ende der Saison 2000/2001. Noack weiß, wem die Babelsberger diesen einjährigen Ausflug nach oben zu verdanken hatten: dem damaligen Trainer Hermann Andreev. Dessen Wirken am Babelsberger Park widmet Noack unter „Die Ära Andreev“ ein eigenes Kapitel. „Der ehemalige Spieler und spätere Übungsleiter, für einige war er der Trainergott schlechthin, hat sich seine eigene Seite im blau-weißen Geschichtsbuch geschrieben“, heißt es da. Dass Andreev nach der missglückten Zweitligasaison den Verein verlassen sollte, passte den Fans ganz und gar nicht: Vor einem Heimspiel kletterten Babelsberg-Anhänger nachts in das eigene Stadion und malten Adreevs Namen mit weißer Farbe auf das Spielfeld.

Ebenfalls in die Geschichte des Kiezklubs eingegangen sind die „Acht Tage im Mai“. Die Situation: Am 24. Mai 2011 – und damit acht Tage vor Ablauf der Frist zum Einreichen der Lizenzunterlagen für die kommende Saison – wandte sich die Vereinsführung an die Öffentlichkeit: Weniger als die Hälfte des nötigen Etats in Höhe von 2,7 Millionen Euro war bislang aufgetrieben worden. Eine Hiobsbotschaft für alle Fans: Es drohte der Zwangsabstieg in die Regionalliga, obwohl der SVB den Klassenerhalt in Liga drei sportlich gemeistert hatte. Und selbst ein Start in der Regionalliga war fraglich, denn auch eine Insolvenz und damit höchstwahrscheinlich die Auflösung des Vereins oder ein Neuanfang in der Oberliga waren reale Schreckensszenarien.

Beispiellose Fan-Initiative: Leergut sammeln, Haare schneiden und versteigern, Spendengelder

Die Fans mobilisierten all ihre Kräfte, sammelten Leergut in Wohngemeinschaften, schnitten anderen für Geld die Haare, versteigerten die dabei geernteten Dreadlocks und eröffneten ein Bürgschaftskonto. Innerhalb von acht Tagen kamen so knapp 65.000 Euro zusammen. Die waren zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber die Stadt Potsdam und die DKB brachten die nötigen Bürgschaftsgelder auf. „Aber hätten die Entscheidungsträger dies auch getan, wenn ihnen nicht dieser Einsatzwille und diese Leidenschaft für den Babelsberger Sportverein vor Augen geführt worden wären?“, fragt Noack. In einem ist er sich sicher: Die beteiligten Fans „werden ewig das Gefühl in sich tragen, an einem entscheidenden Punkt aktiv geworden zu sein – für ihren geliebten Verein“.

Für jeden kürzlich neu hinzugekommenen Fan ist das mit lebhaften Anekdoten gefüllte Buch eine gute Gelegenheit, die jüngere Vergangenheit von Verein und Fans kennenzulernen und nachzuempfinden. Für Anhänger, die zu jedem Spiel ins Karli pilgern, aber ein Muss im Bücherregal. 

„Fußballfibel – SV Babelsberg 03“ ist im Januar 2016 erschienen. Herausgeber der „Fußballfibel“-Reihe ist der Fußballexperte und Tagesspiegel-Autor Frank Willmann. Das Konzept: Fans ergründen die Seele ihres eigenen Klubs. Weitere Bände gibt es zum 1. FC Union Berlin, BFC Dynamo sowie zu Energie Cottbus, Lokomotive Leipzig und zur BSG Chemie Leipzig. Sieben weitere Bände sind in Arbeit.

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