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Voll dabei. Sven Thoß coacht Cloppenburg seit diesem Sommer.

© imago/foto2press

Fußballcoach Sven Thoß aus Potsdam: Auswärtsspiel zu Hause

Der Potsdamer Sven Thoß ist Fußballtrainer-Weltenbummler. Nach vielen Stationen - zuletzt sogar in China - ist er nun Coach des Frauenfußball-Zweitligisten BV Cloppenburg, mit dem er bei Turbine Potsdam II antritt. Seinen Club plagen große Sorgen. 

Am vergangenen Wochenende war Sven Thoß in seiner Heimatstadt Potsdam zu Gast – und gönnte sich das volle Sportprogramm: Freitag Fußball-Regionalliga Nordost SV Babelsberg 03 gegen Optik Rathenow, Samstag Frauenvolleyball-Bundesliga SC Potsdam gegen den Allianz MTV Stuttgart, Sonntag Drittliga-Handball 1. VfL Potsdam gegen Hannover-Burgwedel. Bald ist Thoß schon wieder da, erneut steht eine Sportveranstaltung auf dem Programm: Turbine Potsdam II spielt in der 2. Frauenfußball-Bundesliga gegen den BV Cloppenburg (Sonntag, 11 Uhr/Sportforum Waldstadt). Diesmal kommt er in offizieller Mission, der 53-Jährige ist Trainer von Cloppenburg.

China-Zeit war eine gute Erfahrung, aber keine Erfüllung

„Für mich ist das ein Heimspiel“, sagt Thoß vor dem 400-Kilometer-Trip. „Ich hoffe, dass ein paar Freunde und Kumpels den Weg auf den Platz finden.“ Thoß vermutet, dass er „die Hälfte aller Zuschauer“ kennen wird. Das wären geschätzt zwei bis drei Dutzend. Er ist in und um Potsdam bestens bekannt und rund um Turbine sowieso. Weil er früher selbst bei den Männern des FV gekickt hat. Aber vor allem, weil er rund um die Jahrtausendwende Co-Trainer von Bernd Schröder in der Frauen-Bundesliga und Trainer der zweiten Mannschaft war.

Thoß war bei zahlreichen Vereinen im Frauen-, Männer- und Nachwuchsbereich tätig, bis Juni 2018 beim damaligen Männer-Regionalligisten FSV 63 Luckenwalde. Danach wagte er einen riesigen Schritt und wurde Trainer an einer Berufsschule in China. Sportlich sei es nicht der große Wurf gewesen, erzählt Thoß. Die Trainingsplätze waren in einem sehr schlechten Zustand und die Trainingsmethoden weit weg vom Standard, den er gewohnt ist. „Das hat mich nicht zufriedengestellt.“ Schnell war für ihn klar, dass er nur ein Jahr in der Küstenprovinz Guangdong im Süden des Landes bleiben wird. Gelohnt habe sich das Abenteuer aber trotzdem. Allein wegen der vielen Reisen, etwa nach Vietnam und Malaysia.

Finanzielle Lage in Cloppenburg ist "prekär"

Im vergangenen Sommer übernahm Thoß den Job in Niedersachsen beim BV Cloppenburg, die sportliche Leiterin Tanja Schulte kennt er seit über 20 Jahren. Nun wartet die Partie gegen den alten Klub, in seiner Geburtsstadt. Natürlich ist es ein besonderes Spiel, doch ebenso klar ist, dass er das Ganze professionell angeht. Thoß spricht von einem Aufeinandertreffen zweier Teams, die „nicht zufrieden sein können mit der bisherigen Saison. Wobei Turbine ja zuletzt einen Befreiungsschlag gelandet hat“. Gemeint ist das 5:1 gegen Aufsteiger SG 99 Andernach Anfang November. Dadurch sprangen die Potsdamerinnen, die zuvor siebenmal in Folge verloren hatten, auf Tabellenplatz acht. Thoß holte am selben Tag mit Cloppenburg ein äußerst respektables 2:2 gegen Tabellenführer Werder Bremen, die Mannschaft rutschte aber trotzdem auf den letzten Rang ab. Dem Coach fehlen derzeit mehrere Spielerinnen. Verletzungen, eine Schwangerschaft und eine Weltreise sorgen für einen kleinen Kader. Das wird am Sonntag bei Turbine II nicht anders sein.

Aber es gibt noch ein weitaus größeres Problem: Der Verein hat enorme finanzielle Schwierigkeiten. Es ist ein vom Amtsgericht Oldenburg bestellter Notvorstand im Amt. Die „Münsterländische Tageszeitung“ berichtet von seit Monaten ausstehenden Gehältern bei Männern und Frauen. Auf der Webseite des Klubs wird unter der Überschrift „Rettet den BVC!“ um Spenden gebeten. „Die Lage ist prekär“, sagt Thoß.

Sein Hallenmasters in Potsdam feiert nächstes Jahr Jubiläum

Dass es eine schwere Saison werden würde, war ihm von Anfang an klar. Cloppenburg war nur aufgrund des besseren Torverhältnisses in der Liga geblieben. Doch das Finanzchaos macht alles noch diffiziler. „Daher ist es umso bemerkenswerter, wie meine Spielerinnen immer wieder versuchen, das Bestmögliche rauszuholen“, sagt Thoß. Einige Wochen vor dem Remis gegen Werder hieß es beispielsweise 1:1 beim Spitzenteam SV Meppen.

Vergangene Woche war Thoß in Potsdam, jetzt kommt er erneut – mit den Gedanken ist er sowieso oft hier. Allein schon wegen des Männer-Hallenmasters, das er vor einem Vierteljahrhundert ins Leben gerufen hat. Im vorigen Januar hatte er wegen des China-Aufenthaltes zum ersten Mal überhaupt gefehlt. Am 25. Januar 2020 findet das Turnier in der MBS-Arena bereits zum 25. Mal statt. „Selbstverständlich werde ich diesmal wieder da sein“, kündigt Thoß an.

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