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In der Relegation gefordert. Um in die Regionalliga aufsteigen zu dürfen, muss sich die Elf von 74-Trainer Sebastian Zimmermann gegen Stern 1900 durchsetzen.

© Benjamin Feller

FSV Babelsberg 74 will in die Regionalliga: Bloß raus aus der Landesliga

Wenig Teams, geringes Niveau: Brandenburgs einzige Großfeld-Spielklasse der Frauen bietet kaum einen Anreiz. Deshalb will der Meister FSV Babelsberg 74 nun unbedingt in die Regionalliga aufsteigen.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Der Frauenfußball-Standort Potsdam ist über viele Jahrzehnte hinweg gewachsen – angeführt vom 1. FFC Turbine. Doch im Schatten dieses Klubs stecken sich nun auch andere Vereine der brandenburgischen Landeshauptstadt ehrgeizige Ziele im weiblichen Bereich. Der SV Babelsberg 03 peilt mit seinem vor einem Jahr gegründeten Frauen-Team den Vormarsch bis in die 2. Bundesliga an und würde damit auch zum Konkurrenten von Turbine II werden. Der Weg dorthin führt zuvor jedoch über die Regionalliga Nordost – und in die will nun der FSV Babelsberg 74 aufsteigen.

Die Babelsbergerinnen schlossen am vergangenen Sonntag mit einem 3:0-Sieg gegen die dritte Garde der Turbinen die Landesligasaison ab. Als Meister. Ohne Verlustpunkt. Mit 129:5 Toren. Tolle Sache, müsste man denken. War aber nicht so. „Spaß hat diese Saison ganz gewiss nicht gemacht“, sagt FSV-Trainer Sebastian Zimmermann, dessen Team in Brandenburgs einziger Frauen-Großfeld-Liga chronisch unterfordert war. „Das Leistungsgefälle innerhalb dieser Spielklasse ist riesengroß. Da gibt es vielleicht vier Teams, die wirklich wollen, und der Rest ist nicht entschlossen bei der Sache. Das ist nur Kicken aus Lust und Laune“, schätzt er ein. So kam es auch mehrfach vor, dass die Gegner nur mit sieben, acht oder neun Spielerinnen aufliefen. „Das raubte uns die Motivation und Nerven. Noch so eine Landesliga-Saison wollen wir uns möglichst nicht antun.“

Aufstieg: Sprung um mehrere Spielklassen

Der einzige Ausweg aus dem Dilemma: Die 74-erinnen, die zudem den Landespokal gewannen und damit im kommenden Spieljahr in der ersten Runde des DFB-Pokals antreten werden, müssen sportlich flüchten. Hinauf in die Regionalliga, die dritthöchste Spielklasse in Deutschland, in der bereits die SG Blau-Weiß Beelitz vertreten ist.

In der Aufstiegsrelegation ist Babelsberg am 31. Mai beim Berliner Vertreter Steglitzer FC Stern 1900 gefordert und sieben Tage später im Rückspiel auf dem Sportplatz an der Rudolf-Breitscheid-Straße. „Sollten wir aufsteigen, wäre das kein Sprung um eine Spielklasse, sondern gefühlt um zwei oder gar drei“, erklärt Sebastian Zimmermann im Hinblick auf das magere Spielniveau im märkischen Frauenfußball.

Perspektive für ausgemusterte Turbine-Talente

Daraus leitet sich zwangsläufig die Frage nach Spielerinnen ab, die über ausreichend Klasse für die Regionalliga verfügen: Perspektivisch dürften – nachhaltiges Interesse am Frauenfußball vorausgesetzt – die beiden Babelsberger Vereine und Beelitz um ausreichend begabte Kickerinnen konkurrieren und bemüht sein, ausgemusterten Turbine-Talenten eine Perspektive zu bieten.

Neben dem von Zimmermann beschriebenen Qualitätsmangel auf Landesebene schrumpfte gleichsam auch die Quantität. In der Saison 2012/13 nahmen 18 Mannschaften am Spielbetrieb teil, 2013/14 waren es lediglich 15 und für die nun beendete Serie hatten bloß noch zehn Teams gemeldet – zwei davon zogen sich im Jahresverlauf zurück. „Wir sind aber positiv gestimmt, dass sich das wieder ändert. Wir haben schon für die kommende Saison Zusagen von neuen Vereinen“, erklärt Margit Stoppa, Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses im Fußball-Landesverband Brandenburg.

Der SV Babelsberg 03 gehört dazu. Für die Teilnahmeberechtigung an der Landesliga haben die Nulldreier bereits eine Mädchenabteilung eingerichtet. Diese Voraussetzung war in der Vergangenheit vielen Klubs ein Dorn im Auge. Weil sie keinen Nachwuchs hatten, mussten sie zwangsläufig abmelden. „Dennoch wollen wir von dieser Linie nicht abrücken. Nur durch den Aufbau von Jugendteams kann der Frauenbereich gestützt werden“, findet Stoppa. „Außerdem besteht die Möglichkeit, Spielgemeinschaften zu bilden, um die Forderung zu erfüllen.“

Nur die Flucht in die Regionalliga

Als weitere Maßnahme zur Strukturverbesserung laufen derweil Gespräche mit den Kreisverbänden. Sie werden angehalten, den Spielbetrieb künftig wie bei den B-Juniorinnen auf verkleinertem Großfeld durchzuführen. „Weil in den Kreisligen auf Kleinfeld gespielt wird, fällt der Wechsel auf das Großfeld im Land entsprechend schwerer.“

Einem ganz anderen Wechsel erteilt Margit Stoppa hingegen eine kategorische Absage. Sowohl beim FSV Babelsberg 74 als auch beim Landesliga-Zweiten SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen wurde auch ein mögliches Überlaufen in den Berliner Fußball-Verband besprochen, um auf besserem Niveau spielen zu können. „Das wäre aber erst dann möglich, wenn es in Brandenburg keinen Spielbetrieb geben würde – den gibt es aber. Also kommt das Ganze nicht infrage.“ Als Option bleibt für die Babelsbergerinnen somit nur die Flucht in die Regionalliga. 

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