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Der nette kleine Bruder von ManU: Der FC United of Manchester setzt sich für unkommerziellen Fußball und echte Fankultur ein.

© Verein.

Freundschaftsspiel im Karl-Liebknecht-Stadion: Fußball ohne Ausverkauf

Am Freitag ist „United of Manchester“ zu Gast im Potsdamer "Karli". Der SVB 03 trifft den ungewöhnlichen Verein aus England zum Freundschaftsspiel.

Große Namen, großer Fußball: Sir Alex Ferguson assoziiert man mit Manchester, Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo, David Beckham – doch halt: So große Namen am Babelsberger Park? Nein, der designierte Regionalligist Babelsberg 03 hat mitnichten den Fußballriesen Manchester United ins „Karli“ beordert, sondern den kleinen Bruder des großen Vereins, die „Red Devils“: Der FC United of Manchester wird am Freitag um 19.03 Uhr zu einem Freundschaftsspiel auflaufen. Der englische Siebtligist aus dem Nordwesten wurde im Sommer 2005 von enttäuschten Fans des Erfolgsvereins Manchester United gegründet, die gegen die Kommerzialisierung von Manchester United rebellierten. Kurz zuvor wurde „ManU“ vom amerikanischen Geschäftsmann Malcolm Glazer übernommen; die Abspaltung kam jedoch nicht von ungefähr: Bereits 1998 kündigte US-Medienmogul Rupert Murdoch eine Übernahme des Vereins an, und auch wenn dieser Kauf letztlich nicht zustande kam, sorgte er doch für heftige Diskussionen im Mutterland des Fußballs. Nun ist die englische Fußballkultur wesentlich durchkommerzialisierter als hierzulande, eine Folge der Hillsborough-Katastrophe im April 1989, als beim Fußballspiel des FC Liverpool gegen Nottingham Forest 96 Fans zu Tode kamen, weil das Stadion völlig überfüllt war – die Folge war unter anderem ein Stehplatzverbot in englischen Stadien. Die traditionelle britische Fankultur wurde durch diese Einschränkungen wesentlich belastet: hohe Ticketpreise, ausschließlich teure Sitzplätze, Alkoholverbot im Stadion.

Im Fall Manchester United eroberten sich die Fans ein Stück ihrer Tradition zurück: Wenn bis Ende Juli 2005 mindestens 1000 Fans eine finanzielle Spende leisten, werde die Gründung eines neuen Klubs beschlossen, verkündete der Vorsitzende des Fantreffens Andy Walsh im Mai 2005 – und die Gründung gelang. Dieser eigene Weg brachte dem FCUM weltweiten Respekt ein; geblieben ist auch ein traditioneller Fangesang: „Malcolm Glazer, where ever you may be: You've bought Man United, but you'll never buy me!” (Malcolm Glazer, wo auch immer du bist: Du hast Man United gekauft, aber mich wirst du niemals kaufen!“). Klubpräsident Walsh warnt explizit davor, dass die Bundesliga die englische Premier League kopiert.

Was den Verein so besonders macht, ist seine demokratische Philosophie: Es gilt ein Mitglied – eine Stimme, Werbung auf Trikots ist untersagt, niemand wird diskriminiert – und Freundschaftsspiele sind ein wichtiger Teil des internationalen Austauschs. Besonders bei den Ultra-Gruppierungen, die sich traditionell für eine stärkere Beteiligung der Fankultur und gegen den Ausverkauf des Fußballs engagieren, hat der FC United of Manchester große Sympathien. Fanklubs gibt es nicht nur in Großbritannien, sondern auch in den USA, Neuseeland, Tschechien, Polen, Holland, Thailand, Ukraine, Äquatorialguinea und Deutschland. Dass sich die Babelsberger, die ja zuletzt ein Freundschaftsspiel gegen Partizan Minsk gespielt haben, diese Chance nicht entgehen lassen, versteht sich von selbst.

Am Freitag werden Manchester und Babelsberg nun zu diesem Freundschaftsspiel aufeinandertreffen, wobei der SVB nicht mit dem Drittliga-Kader der vergangenen Saison auf den Rasen läuft, sondern mit einer Traditionsmannschaft aus ehemaligen und aktiven Spielern: Martino Gatti, der 2001 mit dem Siegtor gegen Fortuna Düsseldorf den Aufstieg in die Zweite Liga perfekt machte, Cem Efe, der Co-Trainer der ersten Mannschaft, und sogar Almedin Civa werden sich das blau-weiße Trikot überstreifen. Im Tor steht Dirk Heinrichs, der schon in Zweitliga-Zeiten den Kasten hütete, Slawomir Chalaskiewicz wird wieder zu sehen sein – und natürlich auch der amtierende Nulldrei-Nachwuchstrainer Hendrik „Henne“ Lau. Heiko Bengs wurde auch angefragt, ist jedoch am Wochenende verhindert, auch wenn er allzu gern wieder das Babelsberger Trikot angezogen hätte. Aus dem aktuellen Kader werden aber auch zwei Spieler auflaufen: Sergeij Evljuskin und Daniel Reiche geben sich gegen Manchester die Ehre.

Vor dem Anpfiff findet ab 16 Uhr ein Straßenfest mit Konzerten von „Bier Iki Ütsch“ und „Rolando Random & The Young Soul Rebels“ statt, das Stadion öffnet um 17.30 Uhr seine Pforten, der Eintritt kostet einheitlich sechs Euro.

Oliver Dietrich

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