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Bernhard Seifert hatte 2019 stark begonnen und dann stark nachgelassen. 

© imago/Beautiful Sports

Fair-Play-Preis des Deutschen Sports: Potsdamer Speerwerfer Bernhard Seifert geehrt

Weil er selbst außer Form war, verzichtete der 26-Jährige zugunsten eines Teamkollegen auf seinen WM-Start. Das bringt ihm große Anerkennung ein. 2020 möchte Seifert aber nicht nur fair, sondern auch bis zum Saisonhöhepunkt erfolgreich sein. 

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Für Speerwerfer geht es immer darum, besonders weit zu kommen. Der Potsdamer Bernhard Seifert erntet hingegen große Anerkennung dafür, dass er einen Rückzieher mit dem Stab gemacht hat. Weil der 26-Jährige vor den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019 freiwillig seinen Startplatz an einen Teamkollegen abtrat, bekommt er nun den Fair-Play-Preis des Deutschen Sports. Dies teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der die Auszeichnung gemeinsam mit dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) vergibt, am Donnerstag mit.

Seifert hatte voriges Jahr die Norm für die WM in Katar bereits früh erfüllt. Nach einer mehrmaligen Steigerung seiner persönlichen Bestmarke erreichte er 89,06 Meter. Doch später ereilte ihn eine Formkrise, die den Sportler des SC Potsdam letztlich dazu bewog, zwei Wochen vor dem Saisonhöhepunkt trotz Platz fünf in der Jahresweltrangliste seine WM-Teilnahme abzusagen. Davon profitierte der Mainzer Julian Weber, der dann Sechster der Titelkämpfe wurde.

Eine außergewöhnliche Geste des Teamgeists

„Er hat seine eigenen Interessen zugunsten eines Mannschaftskollegen zurückgestellt und damit in besonderer Weise Teamgeist bewiesen. Das verdient unseren großen Respekt und unsere Anerkennung“, begründete Gudrun Doll-Tepper, die als DOSB-Vizepräsidentin Mitglied der Jury war, die Wahl von Seifert. Der Preis wird im Rahmen des Biebricher Schlossgesprächs der Deutschen Olympischen Akademie am 26. März in Wiesbaden verliehen. Bereits im November war Seifert mit dem Fair-Play-Preis der „Freunde der Leichtathletik“, einem deutschen Förderverein, ausgezeichnet worden.

Unmittelbar nach der Bekanntgabe seines Verzichts hatte der von Burkhard Looks am Luftschiffhafen trainierte Sportler viel Anerkennung erhalten. „Ich habe absolute Hochachtung vor der Entscheidung von Bernhard Seifert. Das ist eine Geste, die nicht alltäglich ist“, sagte zum Beispiel Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll. Und Klaus Wolfermann, der 1972 in München Speer-Olympiagold gewonnen hatte, meinte: „Das ist einzigartig, sehr groß. Das zeigt Charakter ohne Ende.“ Er würde sich wünschen, dass solch selbstloses Verhalten im Sport öfter passieren würde – „vor allem im Fußball“.

Hohe Wettkampfbelastung und Uni-Stress

Den Leistungsabfall im Saisonverlauf konnte sich Seifert, der 2014 mit Coach Looks aus Jena nach Potsdam gewechselt war, nur schwer erklären. Er hatte viele Wettkämpfe absolviert, sich dadurch womöglich überstrapaziert. Dazu kam Stress, weil er parallel als Polizeikommissaranwärter seine Bachelorarbeit verfassen musste. Letztlich reifte die Entscheidung, seinen bevorstehenden zweiten WM-Start nach der Debütteilnahme 2013 zugunsten Webers abzusagen. „Für mich war es etwas ganz Selbstverständliches“, sagte Seifert der Süddeutschen Zeitung und begründete: Angesichts seiner Formschwäche wäre sonst dieser deutsche Startplatz „verschenkt gewesen“.

Nach all den Huldigungen seines vorbildlichen Sportsgeistes möchte Seifert in diesem Jahr aber nicht nur als „der Faire“ für Schlagzeilen sorgen. Sondern auch als „der Erfolgreiche“. Der zweifache U23-EM-Medaillengewinner hat ein klares Ziel: Er will erstmalig zu Olympia. mit dpa

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