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Engagement im Potsdamer Sport: Boxen für alle

Die Boxabteilung des USV Potsdam betreibt eine Vielzahl integrativer Angebote - insbesondere richten sie sich an Geflüchtete. USV-Trainer Felix Hoffmann wurde im Jahr 2016 mit dem Ehrenamtspreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet.

Eine Boxabteilung in einem Universitätssportverein ist zunächst nichts Ungewöhnliches. In der brandenburgischen Landeshauptstadt zeigt der USV Potsdam aber, dass man dabei ein Angebot auf die Beine stellen kann, das weit über den universitären Bereich hinausgeht. Zum einen wird beim USV generationenübergreifend und zum anderen kulturell integrativ geboxt.

Die Verantwortlichen des Vereins sind unter Federführung von Trainer Felix Hoffmann in der Flüchtlingshilfe in die Offensive gegangen und haben im Kontakt mit Flüchtlingsaufnahmestellen und Sozialarbeitern auf ihr sportliches Tun hingewiesen. Viele Geflüchteten konnten so nach und nach in den Trainingsalltag integriert werden.

Offizieller Stützpunktverein von "Integration durch Sport"

Jenes Engagement findet Anerkennung. Jüngst wurde der USV vom Deutschen Olympischen Sportbund in den Kreis der offiziellen Stützpunktvereine des bundesweiten Projektes „Integration durch Sport“ aufgenommen. Und Coach Felix Hoffmann gehörte im September zu den 40 Geehrten beim diesjährigen Ehrenamtspreis des Brandenburger Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport (MBJS). Er erklärt, dass im Zuge des gemeinsamen Trainings von Deutschen und Zugewanderten „in der Begegnung und dem Austausch neue Seiten an den einheimischen Sportlern gefordert werden. Sie leisten damit ganz selbstverständlich Integrationsarbeit“.

Für Flüchtlinge finde sich im Boxsport „ein guter Rahmen für gegenseitiges Kennenlernen. Sie überbrücken eine schwierige Lebensphase, indem sie sich körperlich stärken und damit auch ihr Selbstvertrauen wachsen lassen“. Hoffmann verweist darauf, dass sich in einigen Fällen ein andauerndes Verhältnis gebildet habe und das „Netzwerk Sportverein“ zu wirken begonnen habe. Es entstanden also Kontakte über das Training hinaus, womit der ursprüngliche Ansatz des Clubs – Sozial- und Integrationsarbeit über gemeinsame sportliche Tätigkeit – als erfolgreich bewertet werden darf.

Hoffmann schwört auf die integrative Kraft des Boxsports

Warum gerade der Boxsport für die Integrationsarbeit so geeignet ist? Felix Hoffmann hat da eine klare Meinung: „Das Boxen stellt hohe und umfassende Ansprüche an die Sportler. Aus diesem Grund und weil uns die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen besonders wichtig ist, ist unser Training ausgesprochen ganzheitlich. Das beinhaltet auch eine deutlich technische Orientierung – sprich: Boxen mit Köpfchen.“ Neben den grundlegenden taktischen, konditionellen und koordinativen Fähigkeiten ist natürlich auch der Fairplay-Gedanke im sportlichen Mit- und Gegeneinander beim USV fest verankert.

Die Flüchtlingssituation in Potsdam hat sich inzwischen beruhigt und auch der USV wirbt aktuell nicht mehr aktiv um weitere Mitglieder, denn die Kapazitätsgrenzen in den Trainingsstunden sind bereits überschritten. Zunächst sollen deswegen die Abläufe besser strukturiert und der Verein mit Honorarstellen für weitere Trainer sowie einem Koordinator und/oder Manager insgesamt professioneller aufgestellt werden. Trotz der Unterstützung des Landessportbundes Brandenburg brauche es weitere umfangreiche Hilfe durch Sponsoren, um sich für die Zukunft zu wappnen und das bestehende Angebot aufrechterhalten oder gar weiter ausbauen zu können, wie Hoffmann vermutet.

Querschnitt der Gesellschaft beim USV-Boxtraining

Aktuell hat der USV Potsdam um die 70 Boxmitglieder, bietet zudem Kurse im Rahmen des Hochschulsports an, sodass sich wöchentlich mehr als 160 Trainierende auf etwa 20 Übungsstunden verteilen. Im vergangenen Jahr entstanden sowohl eine Nachwuchsabteilung als auch Kurse für Leichtkontakt-Seniorenboxen. Felix Hoffmann betont, dass bei den Trainingseinheiten in den Kampfsporträumen am Neuen Palais stets ein Querschnitt der Gesellschaft zu finden sei.

Diese Qualität der Arbeit lobt auch der märkische Sportminister Günter Baaske. Bei der Preisverleihung im September sagte er, dass das MBJS ehrenamtliches Engagement im Land Brandenburg unterstützen und würdigen möchte, da es die Gesellschaft zusammenhalte. Der USV Potsdam mit seinem Preisträger Felix Hoffmann füllt diese Worte – wie auch die anderen ausgezeichneten Ehrenamtler – mit Taten.

Yannick Lebherz

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