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„Wenn es heißt: ’Scheiß Türke’, ist das kein normaler Fall mehr. Da sind wir Trainer die ersten, die Verantwortung übernehmen müssen", sagte SVB-Trainer Cem Efe aufgebracht auf einer Pressekonferenz am Wochenende.

© M. Thomas

Eklat bei Babelsberg 03 gegen Zwickau: Kein Zweifel an Efes Appell

Cem Efe, Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03, hat mit seinem Statement nach dem Spiel gegen Zwickau für Diskussionen gesorgt. Rassistische Beleidigungen möchte er nicht durchgehen lassen und fordert mehr Respekt im Miteinander. Ein Kommentar.

Mehr als 100 000 Mal wurde das Video mit dem emotionalen Auftritt des Babelsberger Fußballtrainers Cem Efe am vergangenen Montag auf der Clip-Plattform YouTube angeklickt. Efes Statement auf der Pressekonferenz nach dem Regionalligaspiel seines SV Babelsberg 03 gegen den FSV Zwickau gegen diskriminierende Anfeindungen auf dem Fußballplatz und für mehr Respekt und Vorbildwirkung fand ein deutschlandweites Medienecho. Und in den Kommentarfeldern sozialer Netzwerke füllten sich die Zeilen – mit Zuspruch und Ablehnung.

Inzwischen hat der Zwickauer Spieler Marc-Philipp Zimmermann zugeben, seinen Gang in die Stadionkatakomben mit dem Spruch „Alles Ausländer hier“ kommentiert zu haben. Dass Babelsberger Spieler von der Zwickauer Bank mit „Scheiß Türke“ beleidigt worden sein sollen, hat die FSV-Vereinsführung am gestrigen Dienstag als unwahr zurückgewiesen. Bei Nulldrei nehmen Efe und seine Spieler hingegen nicht zurück, was sie gehört haben wollen.

Diskriminierung darf nicht Teil des Alltags sein

Cem Efe hat es nach den Geschehnissen nicht bei der üblichen Spielanalyse belassen wollen. Lautstark und emotional machte er deutlich, dass mit den Anfeindungen die Grenze des rauen Tons überschritten wurde: „Das ist dann kein normaler Fall mehr. Das ist diskriminierend.“ Dass Diskriminierung in vielfacher Form auf deutschen Fußballplätzen Alltag ist, wie in den vergangenen Tagen und Stunden in vielen Kommentaren zu lesen war, macht die Vorwürfe und Ereignisse vom Sonntag weder harmlos noch hinnehmbar. Das darf keine Rechtfertigung sein!

Lässt man bei dem Pro und Contra der vergangenen Tage die 90 Minuten Fußball zwischen Babelsberg und Zwickau mit all den Fouls, Gelben und Roten Karten außen vor, stört man sich nicht an der Lautstärke von Efes Ansprache, reibt man sich nicht an dem unbeholfenen Versuch des Zwickauer Trainers nach Rechtfertigung, bleibt am Ende ein Inhalt, bei dem es kein Vertun gibt. Es gibt keinen Zweifel an Efes Forderung, dass sich Sportler und Trainer ihrer Vorbildrolle für junge Menschen bewusst sein und dieser gerecht werden müssen. Es gibt kein Contra bei Efes „Appell an alle“, die vor Publikum Fußball spielen, Respekt und Fairness zu demonstrieren. Ob laut oder leise vorgetragen, ob mit südländischer Leidenschaft oder deutscher Kühle, ob mit sächsischem oder märkischen Dialekt: Es ändert nichts an der Richtig- und Gültigkeit. Gut daher, dass es der FSV Zwickau gestern als gemeinsame Aufgabe formulierte, „wieder eine Basis für einen zukünftig von fairem Sportsgeist geprägten Wettkampf herzustellen“.

Das Video von der Pressekonferenz sehen Sie hier >>

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