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Sport: Eine Radsportlegende

Gotthold Blüthgen wird heute 80 – bei Dynamo Potsdam baute er einst die Sektion Radsport auf

Gotthold Blüthgen wird heute 80 – bei Dynamo Potsdam baute er einst die Sektion Radsport auf Gotthold Blüthgen feiert heute seinen 80. Geburtstag. Ältere Sportfreunde werden sich gewiss noch an Bahnrennen im Potsdamer Ernst-Thälmann-Stadion oder auf der Zementbahn im Neuen Garten erinnern, an denen der Jubilar teilgenommen und manchen Sieg erkämpft hat. Das ist lange her, die Zementbahn ist längst abgebaut, und auch das Ernst-Thälmann-Stadion gibt es nicht mehr. Mit 14 Jahren fing Gotthold Blüthgen beim BRC „Zugvogel“ an und gewann mehrere Anfängerrennen. Als er 1940 – 16-jährig – sogar die 18-jährigen Aktiven ständig besiegte, galt er als hoffnungsvolles Talent. Blüthgen sagt dazu: „Die Kondition dafür hatte ich mir durch stundenlanges Schlittschuhlaufen auf dem Bornstedter See geholt, doch der Krieg unterbrach für lange Zeit meine sportliche Laufbahn. Meinem sportgestählten Körper verdankte ich, dass ich selbst fünf Jahre in russischer Gefangenschaft in ungewohnt hartem Klima und bei anstrengender Arbeit gesundheitlich gut überstand.“ So konnte er 1949 nach glücklicher Heimkehr gleich wieder aufs Rennrad steigen – zunächst bei der BSG Einheit „Willi Sänger“, ab 1953 dann bei der SG Dynamo Potsdam, wo der Jubilar nicht nur Mitbegründer der dortigen Sektion Radsport, sondern auch jahrelang Sektionsleiter war. Altmeister Richard Huschke und später Willi Frach trainierten die jungen Dynamos. Mit seinem Partner Günter Brandes gewann Gotthold Blüthgen viele Mannschaftsrennen und in Luckenwalde auch die Landesmeisterschaft. Als Blüthgen 1953 Sportreferent beim damaligen Bezirkskomitee für Körperkultur und Sport wurde, konnte er sich nun auch besonders um die Entwicklung des Radsportnachwuchses im Bezirk Potsdam kümmern. Er organisierte viele „Kleine Friedensfahrten“ und auch „Treffpunkte Olympia“. Zahlreiche Kontakte zu Radsportassen wie „Täve“ Schur, Paule Dinter, Benno Funda, Eberhard Butzke – um nur einige zu nennen – waren für ihn sehr nützlich. Schließlich wurde er zum Stellvertretenden Vorsitzenden des Bezirksfachausschusses Radsport gewählt. Viele Episoden aus dieser Zeit weiß Blüthgen noch zu erzählen. „Wir waren damals in den fünfziger Jahren sozusagen die Radsport-Nachkriegsgeneration. Wir mussten wohl oder übel unseren Sport unter erschwerten Bedingungen ausüben. Wer hatte von den Teilnehmern an der “Kleinen Friedensfahrt“ denn schon ein Rennrad? Alle Jungen fuhren auf einem alten Drahtesel, den sie irgendwie auf “Rennrad“ umfrisiert hatten. Ersatzteile musste man sich hintenrum besorgen, zu kaufen gab es damals so etwas noch nicht.“ Auch die Siegprämien, so Blüthgen, seien bescheiden gewesen. „Wie glücklich waren die Jungen, wenn ihnen manchmal außer einer Siegerschleife oder Urkunde noch ein Schlauchreifen oder ein Fahrradmantel überreicht wurde.“ Das war auch Gesprächsstoff, als sich vor einiger Zeit Potsdamer Radsportfreunde trafen – unter ihnen Hans Gliese, Heini Schwinzert, „Tutti“ Höflich, Kalli und Hansi Neye sowie Günter Brandes. In einem waren sich alle einig: Auch die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre waren durchaus voller schöner Erlebnisse. Man könnte Gotthold Blüthgen stundenlang zuhören, denn der Jubilar, der viele Ehrungen für sein radsportliches Wirken entgegen nehmen konnte und auch Ehrenmitglied im RC „Sturmvogel“ geworden ist, kann äußerst interessant und auch humorvoll so manche Story erzählen. Vor noch nicht all zu langer Zeit setzte er sich manchmal noch einmal auf seinen geliebten Renner, um sich durch kleinere Touren seine Fitness auch im höheren Alter weitestgehend zu erhalten. Das aber hat er inzwischen aufgegeben ebenso wie das Autofahren, denn das Augenlicht ist nicht mehr so wie einst. „Es wäre im Straßenverkehr einfach zu riskant“, sagt er etwas wehmütig. Seine Frau Irmgard aber, mit der er vor einigen Wochen die Goldene Hochzeit feiern konnte, ist froh darüber, dass ihr Gotthold so verantwortungsbewusst ist. Alle seine alten Sportfreunde wünschen Gotthold Blüthgen zu seinem Ehrentag alles Gute und beste Gesundheit, damit er zusammen mit seiner Frau und der ganzen Familie noch viele schöne Jahre erleben kann. Lothar Janzen

Lothar Janzen

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