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Sie tanzten in die Nacht. Nach furiosem Spiel gegen Lok Leipzig feierten die Spieler des SV Babelsberg 03 ihren 4:2-Sieg vor der Nordkurve der Nulldrei-Fans.

© J. Kuppert

Sport: Ein Abend wird Legende

Der SV Babelsberg 03 weckte mit einem denkwürdigen 4:2-Erfolg gegen Lok Leipzig alte Erinnerungen

Wer als Fußballfan am Mittwochabend mit dem Gedanken spielte, sich nur die erste Halbzeit der Partie zwischen dem SV Babelsberg 03 gegen den 1. FC Lok Leipzig anzuschauen und dann flugs den Standort zu wechseln, um irgendwo Champions League zu gucken, war gut beraten, im Karl-Liebknecht-Stadion zu bleiben. Denn was der SVB da bot, hatte höchsten Unterhaltungswert. Das 4:2 (0:1) wird eines jener Spiele sein, über das sie am Babelsberger Park noch lange reden werden. Wie jenes legendäre 3:2 gegen Union Berlin vor 17 Jahren, das heute immer dann bemüht wird, wenn der SVB eine Aufholjagd startet. So wie am Mittwochabend, an dem es sich die Dramaturgie dieses Regionalliga-Fußballspiels vorbehalten hatte, vier Tore in den letzten acht Minuten zu inszenieren.

Das Intro dieses Fußballabends war das gleiche wie zuletzt in den zurückliegenden englischen Wochen. Der SVB kassierte nach unnötigem Ballverlust ein frühes Gegentor – diesmal schloss Maik Salewski in der fünften Minute einen Konter mit dem 1:0 für Lok Leipzig ab. Der SVB erhöhte den Aufwand, erspielte sich mehr Ballbesitz und blieb 30 Meter vor dem gegnerischen Tor harmlos. Schwierige Verteidigungsaufgaben hatte die Leipziger Abwehr in den ersten 45 Minuten nicht zu lösen. „Wenn wir so weiter spielen, schauen wir uns morgen wieder blöd an“, erinnerte SVB-Trainer Almedin Civa in der Halbzeitpause an jenes unschöne Gefühl am Morgen danach, das seine Spieler in den vergangenen fünf Spielen viermal erlebt hatten: das einer vermeidbaren Niederlage.

Was folgte, ließ am Ende selbst Lok-Trainer Heiko Scholz bekennen: „Ich bin ja nun schon einige Jahre im Geschäft, aber ich habe es selten erlebt, innerhalb von Sekunden von einer Gefühlslage in die andere zu fallen.“ Zunächst sah der 52 Jahre alte Ex-Profi, wie der eingewechselte Lionel Salla eine Traumflanke in den Leipziger Strafraum schlug, wo Abduldkadir Beyazit den Ball gekonnt annahm und zum 1:1 an Lok-Keeper Christopher Hanf vorbeispitzelte. Fortan sahen 1 781 Zuschauer und Scholz, „dass Babelsberg richtig gute Fußballer hat“. Die steigerten sich zur bislang besten Halbzeit dieser Saison. Mit jeder Aktion wuchs ihr Selbstvertrauen, die Chancen häuften sich, ebenso wie der Szenenapplaus auf den Rängen. Und als Tino Schmidt sechs Minuten vor Ende nach gemeinsamer Vorarbeit von Salla und Beyazit zum 2:1 traf, war das erst der Auftakt des furiosen Schlussaktes. Als vier Minuten später Loks Paul Maurer nach grobem Schnitzer von Masami Okada zum 2:2 ausglich, brauchte es keines Lippenlesers, um Tino Schmidts verbalen Unmut zu verstehen. Folgen ließ er eine maßgenaue Flanke auf Nulldrei-Stürmer Andis Shala, der wiederum auf Beyazit ablegte und dieser in der 90. Minute das legendäre Resultat von 3:2 reanimierte. Beyazits dritter Treffer war ein Akt des Willens, wie ihn an diesem Abend die gesamte SVB-Mannschaft auf den Platz brachte. Beyazit nahmen einen Befreiungsschlag aus dem Nulldrei-Strafraum an der Mittellinie auf, draußen rief Civa seinem Stürmer zu, er soll mit dem Ball zur Eckfahne laufen und somit Zeit gewinnen. Doch Beyazit stürmte aufs Lok-Tor, rechts und links bedrängt von zwei Gegenspielern, die den 21-Jährigen – einer der langsameren SVB-Spieler – nicht aufhalten konnten. Erst als Beyazit den Ball zum 4:2 eingeschoben hatte, rannte er zur Eckfahne – zum Jubeln.

Wer geblieben war, hat es nicht bereut und wird sicher am morgigen Samstag wiederkommen, wenn der SVB um 13.30 Uhr Germania Halberstadt zu Gast hat. pek

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